Das elektronische Klassenzimmer

Österreichs Schulen sind im IT-Zeitalter angekommen: Notebook-Klassen, kabellose Funk-Netzwerke und neue Lehrinhalte gehören bereits vielerorts zum Alltag.

Zwanzig Schüler, zwanzig Computer: Immer mehr österreichische Schulen nutzen Notebooks nicht nur für den EDV-Unterricht. So richtig durchzusetzen begann sich ihr "klassenweiter" Einsatz im Jahr 2000. Das Bildungsministerium initiierte unter der Leitung von Ministerialrat Christian Dorninger ein einschlägiges Projekt, an dem sich zunächst 35 Schulen in ganz Österreich beteiligten.

Zur selben Zeit startete der Fonds der Wiener Kaufmannschaft, Erhalter von sechs Handelsakademien und -schulen in Wien und Mödling, einen Pilotversuch. "Daraus ist das größte Notebook-Projekt Europas geworden," bilanziert Fonds-Geschäftsführer Hans Hnidek: "Derzeit sind mehr als 1100 Notebooks im Einsatz, im nächsten Jahr kommen weitere 500 dazu."

Von den ursprünglich genutzten ISDN-Leitungen hat man sich rasch getrennt: Die sechs "Vienna Business Schools" des Fonds wurden mit einer kabellosen Funk-LAN-Infrastruktur ausgestattet und durch zwei Mbit-Standleitungen an den zentralen Knoten des WIFI Wien angebunden. Hier steht auch der ausfallssichere "Content Server der VBS", die gemeinsame Wissensdatenbank. Die sechs Mbit-Internet-Anbindungen über Glasfaser gewährleisten den schnellen Zugriff auf aktuelles Wissen.

"Der Lehrer, der immer mehr zum Coach wird, unterstützt die Schüler bei der gezielten Auswahl, Interpretation und Anwendung - einer Fertigkeit, die auch in der Wirtschaft immer wichtiger wird," weiß Hnidek. An den Handelsakademien des Fonds ist das Notebook mittlerweile ab dem zweiten Jahrgang verpflichtend. "Die Zustimmung der Eltern, die die Geräte finanzieren, scheint gegeben: Im letzten Jahr verzeichneten wir einen neuen Anmeldungs-Rekord", freut sich Hnidek.

Regen Zuspruchs erfreut sich inzwischen auch das Notebook-Projekt des Bildungsministeriums, das mittlerweile auf über 100 Schulstandorte ausgedehnt und zum Schulversuch erhoben wurde. An der Kremser Donau-Universität erfolgte im Vorjahr auch schon eine erste Evaluation, die von hoher Akzeptanz bei Schülern und Lehrern spricht. Probleme wurden - vor allem in der Anfangsphase - im Bereich der Technik und Didaktik geortet.

Eine zweite, von Univ.-Prof. Christiane Spiel (Institut für Psychologie der Uni Wien) geleitete Untersuchung beschäftigt sich mit dem Leistungsaspekt. "Diese Studie steht kurz vor der Fertigstellung," informiert Jürgen Horschinegg von der Sektion Berufsbildung des Bildungsministeriums. Derzeit würden die interessantesten Detailergebnisse durch Interviews vertieft.

Präsentiert wird die Studie im Rahmen des zweiten "e-Learning in Notebook-Klassen"-Symposiums, das am 1. April an der Kremser Donau-Uni stattfindet. Auch didaktische Fragen, die in der fortgeschrittenen Phase des Notebook-Projekts stärker in den Vordergrund treten, werden im Rahmen der Veranstaltung angesprochen. "Für den Content-Bereich haben wir fachspezifische Arbeitsgruppen eingerichtet, andererseits kooperieren wir mit den Schulbuchverlagen, die zusätzliche Online-Materialien anbieten," erläutert Horschinegg.

Kooperation ist auch die Devise am BG/BORG Polgarstraße in Wien-Donaustadt: Die Schüler der IT-Klassen des Gymnasiums statten ihre Schule selbst mit einem kabellosen Funk-Netzwerk aus. Unterstützt werden sie dabei von Partnern aus der Wirtschaft, wie Siemens oder Microsoft. Polgarstraße-Absolvent Michael Svoboda, Geschäftsführer der Enterprise Training & Consulting GmbH, unterstützt die Erstellung des Projekthandbuches.

"Bereits im Schuljahr 1988/89 haben wir das ORG mit Schwerpunkt Informatik eingeführt", verweist Direktor Alf Mathuber auf die lange IT-Tradition seiner Schule.

Mittlerweile kommen auch andere AHS auf den Geschmack der Technik-Spezialisierung: So wird etwa am BRG 4 (Waltergasse) ab dem kommenden Schuljahr das Wahlpflichtfach Webdesign angeboten.

Bereits erfolgreich angelaufen ist der Schulversuch "Angewandte Computergestützte Geometrie", der am BRG 4 als Nachfolgemodell für den klassischen DG-Unterricht entwickelt wurde. Moderne Konstruktionswerkzeuge werden dabei in den Geometrieunterricht der Oberstufe eingebaut. Mit Erfolg: Die drei besten Schüler wurden bereits von einer CAD-Firma als Präsentatoren angeworben.

Weitere Informationen zum Thema Notebook-Klassen kann man auf der BeSt beim Stand der Vienna Business School (W44) und beim Stand des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kunst (A15 und A14) einholen sowie unter www.bestinfo.at

Albert Schuch

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.