Kleine Wohnung, große Nachfrage

Markt. Der Trend beim Wohnen geht zu effizienten, kompakten Grundrissen. Eine Frage des Sparens in Anbetracht der aktuellen Quadratmeterpreise. Das Angebot ist eher begrenzt.

Die Wirtschaft ist nach der Krise flau, es wird gespart. Was allgemein gilt, trifft auch aufs Wohnen zu. „Wir spüren deutlich den Sparwillen von Wohnungssuchenden. Das bedeutet aber nicht, dass Wohnungen nicht gemietet oder gekauft werden, sondern es wird versucht, die jeweiligen Wohnbedürfnisse mit etwas weniger Platz zu erfüllen“, sagt Andreas Holler, Buwog-Geschäftsführer. Kleine und effizient geschnittene Grundrisse seien angesichts der aktuellen Quadratmeterpreise so interessant wie noch nie. Was tendenziell die Nachfrage nach Neubauwohnungen stärkt, die vor allem wegen der niedrigen Betriebskosten oftmals den Vorzug bekommen.
Den Trend, Wohnbedürfnisse mit weniger Raum zu erfüllen, sieht auch Richard Buxbaum, Leiter der Otto Wohnimmobilienvermarktung: „Sowohl bei Miet- als auch bei Eigentumswohnungen sind möblierte Ein- bis Zwei-Zimme-Einheiten derzeit sehr beliebt. Nachhaltig gesucht werden kompakte Wohnungen mit 30 bis 45 Quadratmetern Wohnfläche, die eher im Neubau zu finden sind.“ Zu beobachten ist in diesem Zusammenhang eine Renaissance der Garąonniere, die heutzutage eher kompaktes Studio heißt und über Klappbetten und funktionale Küchen, allenfalls auch Komplettmöblierung verfügt. Im Altbau hingegen bleiben aufgrund der Raumhöhen und der schwierigeren Grundrisse größere Wohnungen im Fokus, die speziell bei ausländischen Interessenten nach wie vor sehr gefragt sind. „Komfortable Raumdimensionen zählen derzeit ohnehin nur im gehobenen Wohnsegement ab etwa 5000 Euro pro Quadratmeter“, betont Buxbaum.

Angebotslücke

So groß der Wunsch vieler Wiener aktuell nach eher kleineren und günstigen Wohnungen ist, so deutlich ist deren Fehlen auf dem Markt. „Es gibt einen echten Mangel im Bereich wirklich leistbarer Neubauwohnungen, da der geförderte Wohnbau weiterhin auf niedrigem Niveau stagniert“, bemerkt Holler. Generell gelte: Das Angebot an neuen Wohnungen ist zwar deutlich höher als noch vor einigen Jahren, hält aber mit dem verstärkten Bevölkerungswachstum noch immer nicht Schritt. Die Ausnahme von der Regel bildet überraschenderweise die Dachgeschoßwohnung. „Hier übersteigt das Angebot die Nachfrage“, weiß Buxbaum. Ein anderes bemerkenswertes Marktspezifikum erläutert Holler: „Es kommen deutlich mehr Eigentums- als Mietwohnungen neu auf den Markt. Aber im aktuellen Zinsumfeld gibt es auch wieder mehr Investoren, die Objekte zur Vermietung erwerben.“
Der Grund dafür: Die erzielbaren Mietrenditen sind im Vergleich zur Rendite festverzinslicher Wertpapiere attraktiv.

Preise hoch, aber stabil

Bei den Preisen ist laut Experten in absehbarer Zeit keine Entspannung für die sparfreudigen Wiener Wohnungssuchenden in Aussicht. „In beliebten Grätzeln sind die Preise in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen“, sagt Stefan Brezovich von der Österreichischen Realitäten AG. Die rege Nachfrage sorgt in den hoffnungsvollen Lagen für Quadratmeterpreise von 3800 bis 4500 Euro und mehr. Laut Michael Pisecky, S-Real-Immobilien-Geschäftsführer, sollte sich die Spirale aber zumindest nicht weiter nach oben drehen: „Stabilität ist eingetreten. Im Neubau sind kaum noch Steigerungen zu erwarten. Gebrauchte Immobilien hingegen haben vielleicht noch immer etwas Potenzial nach oben.“
Was die gewünschten Wohngegenden betrifft, so beobachtet Holler einen spannenden Trend: „Es scheint so, als ob die Wiener das Wachstum der Stadt langsam auch emotional akzeptieren. Wohnlagen, die vielleicht ein wenig weiter weg vom Zentrum, aber verkehrsmäßig gut erschlossen sind, werden zunehmend positiv bewertet.“ Vor allem wenn sie mit etwas Grün im Umfeld oder mit attraktiven Gemeinschaftseinrichtungen punkten. „Wir merken diese Entwicklung bei Projekten sowohl im Süden in Liesing als auch in den Bezirken nördlich der Donau. Überall gibt es eine starke Nachfrage, und zwar durchaus auch nach den höherpreisigen Einheiten“, so Holler.

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