Alle Bitternis des Lebens

Die ganze österreichische Gesellschaft wollte er auf sein literarisches Kolossalgemälde bannen. Vor 100 Jahren hat er sich erschossen. Ferdinand von Saar: über das Zeitgemäße im Unzeitgemäßen.

Im Alter wird Ferdinand von Saar ins österreichische Herrenhaus berufen, eine Ehre, die vor ihm unter den Schriftstellern einzig Grillparzer zuteil wurde. Das Lob ist vergiftet, aber es häuft sich. Ein Klassiker, den keiner liest, erweisen ihm die jüngeren Autoren, Arthur Schnitzler, Hermann Bahr, Hugo von Hofmannsthal, die Reverenz, indem sie einander in Festschriften versichern, dass er ein Mann von gestern sei. Aus lauter Niederlagen besteht der Ruhm. Am 24. Juli 1906 schießt Ferdinand von Saar sich eine Kugel in den Kopf und beendet ein Leben, das er als "lange Reihe von Widerwärtigkeiten" empfand.

Wie ist es heute um sein Werk bestellt, das schon den Zeitgenossen als unzeitgemäß erschien? In die meisten Figuren seiner Novellen, wie fein sie psychologisch auch ausgestaltet sind, wird man sich so leicht nicht einfühlen können. Diese abgedankten Offiziere, die als alte Männer den Versuchungen nachsinnen, denen sie einst in staubigen Garnisonsstädten erlagen oder widerstanden, die Freiherren und Barone, die darüber grübeln, ob die liberalen Reformen nur ihren eigenen Untergang oder den von Kultur und Gesittung selber bedeuten, die Frauen der guten Gesellschaft, die ihr Aufbegehren mit seelischer Zerrüttung oder dem Tod bezahlen - sie sind uns fremd: Womit sie einst rangen, das ist längst ausgerungen, und wogegen sie sich wandten, das hat gesiegt und ist endlich selber besiegt und vergessen worden. Und doch sind in Saars Novellen Charaktere zu entdecken, die in ihrer Brüchigkeit faszinieren, Konstellationen, die historisch präzise und gleichwohl archetypisch anmuten, Konflikte, in denen auch wir uns verfangen könnten.

Ferdinand von Saar wurde 1830 in Wien geboren. Seine Vorfahren waren geadelt worden, weil sie als "Postwagen-Hauptexpeditionskontrollore" und "jubilierte Sattelknechte" gewissenhaft die Poststation Traiskirchen geführt hatten. Das war in jenen barbarischen Zeiten, als es noch die Aufgabe der Post war, Briefe zuzustellen, und nicht, Aktionären Rendite zu bescheren. Nach dem frühen Tod des Vaters wuchs Saar in bedrückender Armut auf, mit 16 musste er das Gymnasium verlassen und die militärische Ausbildung zum Offizier beginnen. Häufig wird über den Offiziersanwärter Arrest verhängt, der ihm allerdings lieber ist als der langweilige Patrouillengang. "Es betrübt mich sehr", schreibt er seiner besorgten Mutter, "dass etwas, was mir zur Freude gereicht, Dir zum Schmerze wird. Ich habe es nämlich selber herbeigeführt, dass ich den Hausarrest bekomme; damit ich ungestört an meinem Trauerspiele arbeiten kann, wovon ich bald den vierten Akt beenden werde." Die Jahre bei der österreichischen Armee verstand er später als Leidens- und Lehrzeit. Ein junger Mann, so zuwider ihm der Militärdienst sein mochte, lernte als angehender Leutnant die Monarchie besser kennen, als er es in anderen Professionen vermocht hätte. Zum einen, weil er, von einer Kaserne zur nächsten verschickt, durch fast alle Provinzen des Reiches kam, und zum anderen, weil die Armee eine Institution war, in der täglich geschah, was der soziale Immobilismus der Monarchie sonst verhinderte, dass nämlich die Angehörigen verschiedener sozialer Schichten einander begegneten.

Ferdinand von Saar wusste, dass er dem ungeliebten Militärdienst Kenntnisse und Einsichten verdankte, die für sein literarisches Schaffen wertvoll waren. Er erhielt Einblick in das komplizierte Gefüge der Nationen und Nationalitäten und bekam es mit Menschen unterschiedlichen Standes zu tun, vom Hochadeligen bis zum Dienstboten. Ein Drittes noch, er erwähnte es nicht ohne Stolz, hat er während seiner Militärzeit gelernt: kochen und für den Haushalt selber sorgen, und diese Fähigkeit war damals, als Männer jedweden Standes nicht kochen noch waschen konnten, sehr hilfreich für einen, der bis über die Mitte seiner Jahre hinaus so arm blieb, dass er sich als lediger (nach einer späten Eheschließung bald wieder verwitweter) Mann das tägliche Mittagessen im Gasthaus und die Hilfe einer Bediensteten nicht leisten konnte.

Als Saar beim Militär gelernt hatte, was es dort für ihn zu lernen gab, nahm er nach elf Jahren Dienst seinen Abschied als "k. u. k. Unterleutnant der 2. Klasse". Er würde nie mehr eine Anstellung annehmen und fortan als freier Schriftsteller leben. Was bedeutete das damals, als ein literarischer Markt in Österreich eben erst entstand? Es bedeutete den Schuldturm. In ihn wurde der Autor auf Antrag seiner Gläubiger mehrmals gesteckt. Manchmal bedeutete es sogar zu hungern. Anton Bettelheim, Saars erster Biograf, erzählt von dessen Freund, dem erfolglosen Dramatiker Franz Nissel, der eines Tages unerwartet mit einer Ehrengabe ausgezeichnet wurde, aber durch lang währendes Hungern bereits so entkräftet war, dass statt seiner Saar zum Festbankett gehen musste, Preis und Urkunde abzuholen. Auch Saar hat ehrenhalber ein paar staatliche Dotationen erhalten, die jedoch, gegen seine Eingaben und Proteste, nie an ihn, stets an seine Gläubiger ausgezahlt wurden.

1871 kommt die große Wende in seinem Leben. Ein Freund - bis heute ist nicht geklärt, wer es war und ob nicht womöglich Saar selbst eine lebenspraktische und ihm daher gar nicht gemäße Idee hatte - machte in einem Bettelbrief zwei wohltätige Frauen auf den darbenden Dichter aufmerksam. Von ihren Salons aus spannen Josephine von Wertheimstein und Karoline von Gomperz ein, heute würde man sagen: Netzwerk, dessen Aufgabe es war, Ferdinand von Saar (und manch anderen) so zu unterstützen, dass er unbehelligt von den Zumutungen der Öffentlichkeit und unbesorgt um sein Auskommen einzig seiner künstlerischen Berufung leben konnte.

Ihre Vorfahren waren als Industrielle, Kaufleute, Bankiers reich geworden, sie selbst alimentierten eine Kunst, die sich auf dem Markt nicht behaupten konnte. Karlheinz Rossbacher hat eine erhellende Studie über die Frauen der jüdischen Großbürgerdynastien der Wertheimstein, Gomperz, Todesco, Lieben geschrieben, die eine so bemerkenswerte Rolle in der österreichischen Kulturgeschichte spielten. Die einen statteten Ferdinand von Saar mit einer jährlichen Apanage aus, die anderen, etwa die Fürstin Salm, luden ihn ein, in einem ihrer Schlösser dauerhaft Quartier zu beziehen, Kost, Logis, Bedienstete inbegriffen. Dem Schriftsteller, der nicht von den Tantiemen seiner Bücher lebt, bleibt die Freiheit, seinen Gönnerinnen zu versichern, dass ihre Großzügigkeit ihn nicht beschäme: "Ich habe es nie unter der Würde eines ringenden Künstlers gehalten, Mäcene zu haben."

Es ist aber für Ferdinand von Saar, den Mann, der immer schon wie von gestern war, bezeichnend, dass er die mäzenatische Beziehung als innere Verwandtschaft und nicht mit professioneller Distanz erlebt. Als 20 Jahre, nachdem sie ihn unter ihre Obhut nahmen, kurz hintereinander die Fürstin Salm und die viel umschwärmte, hoch gebildete Josephine von Wertheimstein sterben, schreibt er nicht nur, dass er ihnen "fast alles verdankt", sondern auch, dass er eigentlich "nur für sie geschrieben" habe, denn sie allein "verstanden und schätzten meine Schriften, das Publikum hat mich immer beiseite liegen lassen".

Dem Unheil von Schuldhaft, Pfändung, ungesicherter Zukunft entronnen, was hat Ferdinand von Saar da in seiner Wohnung in Döbling, auf dem Gut der Fürstin Salm im böhmischen Blansko geschrieben? Theaterstücke, die nie fertig, oder, wenn er sie doch vollendete, jedenfalls nicht aufgeführt wurden. In einem davon, "Die schönen Geister", einer frühen Satire auf den bürgerlichen Literaturbetrieb, für den er nicht taugte, tritt eine gefeierte Schriftstellerin auf, die ihre historischen Romane rasant mit beiden Händen gleichzeitig verfertigt. Und Lyrik schrieb er, die "Wiener Elegien" etwa, die 1893 zu seinem 60. Geburtstag erschienen, ihn berühmt machten und sein größter Erfolg blieben. Was er in den Elegien versuchte, das lyrische Porträt einer Stadt im Umbruch zu geben, die vom Bauboom der Gründerzeit erfasst und zur Metropole modernisiert wird, mit Bezirken der Pracht und Vororten des Elends, dafür hatte er nicht die Sprache. In einigen verstreut publizierten Gedichten hingegen, die dem Verschwindenden huldigen, Menschen von gestern, einem "Alten Ehepaar" oder der "Alternden Magd", glaubt man einen Vorklang auf die soziale Lyrik Theodor Kramers vernehmen zu können.

Vor allem aber hat er Novellen verfasst, 32 insgesamt, von "Innocens" aus dem Jahr 1865 bis zu den "Pfründnern", die er wenige Monate vor seinem Tod fertig stellte und in der er noch einmal alle Bitternis seines Lebens keltern wollte. Irgendwann hat Ferdinand von Saar erkannt, dass all diese Novellen zusammengehören, ab da begann er sie unter dem Obertitel "Novellen aus Österreich" zu sammeln. Da formaler Einfallsreichtum nicht seine Stärke war, ähneln die Novellen einander in Komposition und Aufbau. Manche gelingen etwas besser, andere etwas schlechter. In den meisten wird ein älterer Herr, ein Schriftsteller oder abgedankter Offizier, in einer geselligen Runde aufgefordert, doch endlich die Geschichte zu erzählen, von der er schon manches Mal etwas angedeutet hat und die stets zwei, drei Jahrzehnte zurückliegt. Solche Rahmung bietet ein distanzierendes Moment, verschiebt die Handlung in die Vergangenheit und taucht das Geschehen in eine Melancholie, die Saars Grundstimmung bleibt.

Im übrigen kann aus der Schematik, mit der er formal zu Werke geht, ein geradezu surrealer Effekt entstehen. In der "Geigerin" von 1875 ist es ein älterer Herr, der sich als Erzähler mit den Worten einführt: "Ich bin ein Freund der Vergangenheit." Er charakterisiert sich selbst durch seine "Vorliebe für die alten Plätze, die alten Gassen und Häuser" seiner Stadt, ja für die alten Parks, die von "verblühten Gouvernanten" aufgesucht werden. Vor langer Zeit hat dieser Ich-Erzähler einen kauzigen Universalgelehrten gekannt, der ihm einmal von einer traurigen Fügung in seiner Vergangenheit erzählte. Diese Erzählung nimmt den Hauptteil der Novelle ein, doch ist in sie die Beichte einer Frau eingekapselt, für die der Gelehrte innige Gefühle hegte und die ihm wiederum von den traurigen Fügungen ihrer Vergangenheit berichtete. Also: Es wird erzählt, was erzählt wurde, dass erzählt wurde. Oder: Ein Mann erzählt aus seiner Vergangenheit, dass er einen Mann kannte, der ihm aus seiner Vergangenheit erzählte, dass er eine Frau kannte, die ihm von ihrer Vergangenheit erzählte. So simpel, wie es immer gesagt wird, sind Saars Rahmennovellen gar nicht gebaut.

In einem Brief an seinen Verleger hat Saar 1896 gemeint, seine Novellen seien "alle aus einem Gesichtspunkte zu betrachten, nämlich als Kultur- und Sittenbilder aus dem österreichischen Leben von 1850 bis auf die Gegenwart". Tatsächlich scheint Saar, nachdem er bemerkt hatte, dass das gemeinsame Thema seiner Novellen Österreich war, daraus eine interessante Konsequenz gezogen, mehr noch, ein eigenes Konzept entwickelt zu haben. Kaum nämlich war er sich dessen bewusst geworden, ging er geradezu methodisch daran, nach und nach repräsentative Vertreter aller sozialen Schichten Österreichs in seinen Novellen zu porträtieren. Die Niederschrift und Veröffentlichung von "Herr Fridolin und sein Glück", eine der etwas schwächeren Novellen, begründete er etwa ausdrücklich damit, dass ihm für seine literarische Landeskunde noch eine Dienergeschichte fehle. "Jede meiner Novellen ist ein Stück österreichischer Zeitgeschichte", schrieb er in einem Brief, und alle Novellen zusammen sollten das Panorama der ganzen Gesellschaft, aller ihrer Schichten und Stände bieten. In diesem Anspruch ist Ferdinand von Saar den Autoren des "Jungen Wien", die ihn gelegentlich als "Übergang" vom Alten zum Neuen, aus der Welt von vorgestern in ihre eigene Ära, rühmten, weit voraus. Wenn bei Hofmannsthal eine Dienerfigur auftritt, handelt es sich stets um eine ideologische Zwangsvorstellung des Autors, der den Diener brauchte und missbrauchte, weil er von einer Restauration von unten träumte. Bei Ferdinand von Saar zählen die Novellen, die Arbeiter ("Die Steinklopfer"), Bedienstete ("Herr Fridolin und das Glück") oder Lumpenproletarier ("Die Troglodytin") als Hauptfiguren haben, zwar ausnahmslos zu den etwas weniger gelungenen, aber er hat sich ehrlich bemüht, jene ihm fremde soziale Welt zu erfassen und zu begreifen.

Er war kein Freund des Fortschritts, aber auch kein Reaktionär. Zu Hause fühlte er sich weder in der Ära der Reaktion nach 1848, über die er bittere Klage führte, noch in der liberalen, die ihr folgte und an der ihn die Herrschaft des Geldes, der Protz einer neureichen bürgerlichen Schicht und die schroffen Gegensätze von Bourgeoisie und Proletariat erschreckten. Sein heimatloser Konservativismus wurzelte in der Zeit vor 1848, und in manchem war er ein verspäteter Josefiner, der auf das paternalistische Wohlwollen einer aufgeklärten Aristokratie setzte. Dabei war ihm aber völlig klar, dass sich weder die politischen Verhältnisse von einst wiederherstellen noch die gesellschaftlichen Veränderungen, wie sie mit der Industrialisierung, dem Triumph der bürgerlichen Ökonomie, dem Erstarken der Arbeiterschaft einhergingen, verhindern lassen.

Alle Figuren, die solches verlangen, werden so negativ gezeichnet wie der Graf Poiga-Reuhoff in der meisterlichen Novelle "Das Schloss von Kostenitz". Der bringt Tod und Verderben über den liberalen Freiherrn von Günthersheim und seine Frau Klothilde, die in der Abgeschiedenheit ihres Landsitzes ihren "lieben Schlossfrieden" im historischen Abseits genießen wollen. Der Graf aber, der wegen eines Manövers seiner Truppe bei ihnen einquartiert wird, trauert der alten Ordnung nicht nach wie der konservative Saar, sondern möchte sie vielmehr, als echter Reaktionär, politisch neuerlich erzwingen: "Es kann der Welt gar nicht schaden, wenn sie nach all dem tollen Freiheitsschwindel wieder einmal tüchtig die Knute zu spüren bekommt."

"Schloss Kostenitz" ist eine kunstvolle, vielschichtige Novelle; in keiner Anthologie, für die ich "Prosa aus Österreich" zu sammeln hätte, würde sie fehlen. Die Knute, die der Graf als politisches Zuchtmittel herbeisehnt, verwendet er ausgiebig selber, um sein Pferd zu traktieren, dem er, wenn seine Widerspenstigkeit gebrochen ist, ein Stück Zucker gibt. Als Klothilde dies einmal sieht, weckt das in ihr ein sexuelles Begehren, vor dem sie, der der Graf tatsächlich nachzustellen beginnt, in eine letale Krankheit flüchtet, die interessant genug beschrieben ist und zeigt, dass Ferdinand von Saar, gewissermaßen ein Sexualpsychologe wider Willen, doch auf der Höhe seiner Zeit gewesen ist: Klothilde, wesentlich jünger als ihr Mann und bisher in einer Lebensreligion der Entsagung und des Verzichts geborgen, liegt in konvulsivischen Zuckungen und ruft, von niemandem verstanden, in einem fort: "Le cheval! Le cheval!"

Die ganze österreichische Gesellschaft wollte Saar auf seinem literarischen Kolossalgemälde bannen. Den Adel mit seinen starrsinnigen ("Das Haus Reichegg") und weltoffenen Vertretern ("Schloss Kostenitz", "Die Familie Worel"); das Militär mit seinen selbstherrlichen und gescheiterten Offizieren ("Vae Victis", "Leutnant Burda", "Ginevra"); die neureichen Glücksritter ("Geschichte eines Wienerkindes"); die Arbeiterklasse ("Die Steinklopfer", "Dissonanzen"); die Halbwelt von Boh¨me und Kunstgewerbe ("Ninon"); das Judentum ("Seligmann Hirsch"); die Frauenbewegung.

Nicht allem Neuen, das sich in der Gesellschaft regte, wusste er vorurteilsfrei zu begegnen; es spricht jedoch für seine künstlerische Kraft, dass er im Akt des Schreibens über seinen eigenen weltanschaulichen Horizont hinauszugelangen vermochte. So hat ihn die Emanzipation der Frauen zutiefst verschreckt, aber einige seiner besten Novellen sind Frauen gewidmet, die wider ihre Zuformung nach männlichem Maß revoltieren.

Eine düstere Unausweichlichkeit liegt über Saars Welt. Nur selten blitzen Ironie und Witz auf, aber wenn, dann blitzt es ordentlich. In der "Geschichte eines Wienerkindes" findet sich 1891 eine atemberaubende Auseinandersetzung mit der "grausam wollüstigen" Tonkunst Richard Wagners, von der sich Saar geradezu körperlich abgestoßen fühlte und die er als Angriff auf die Souveränität des Publikums empfand, das "gepackt, überwältigt, gepeinigt, entzückt, aufgelöst", jedenfalls seiner Selbstverantwortung beraubt werden solle. In einem Wiener Salon tritt ein Pianist an, die Damen mit "Isoldes Liebestod" in Stimmung zu bringen. Das Unterfangen endet im lehrbuchmäßig protokollierten hysterischen Anfall einer Zuhörerin. "Schöne Bescherung! sagte der Architekt. Da haben sie die Wirkung der Wagnerschen Musik." - "Was kann Wagner dafür, wenn die Leute krank sind? versetzte der andere phlegmatisch." - "Wie aber stünd' es um ihn, wenn sie's nicht wären?"

Karl-Markus Gauß: Jahrgang 1954. Lebt als Autor und Literaturkritiker in Salzburg. Seit 1991 Herausgeber der Zeitschrift "Literatur und Kritik". Zuletzt erschien im Zsolnay Verlag: "Die versprengten Deutschen. Unterwegs in Litauen, durch die Zips und am Schwarzen Meer".

Texte von Ferdinand von Saar sind in folgenden Buchausgaben lieferbar:
"Wiener Elegien", herausgegeben von Karl Wagner, bei Deuticke, Wien (80 S., geb., € 18,40);

"Die Geigerin", Novelle, im Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra (60 S., geb., € 13);

"Innocens" im Vitalis Verlag, Prag (120 S., geb., € 10,20);

"Die Steinklopfer" und "Tambi" im Reclam Verlag, Ditzingen (94 S., Tb., € 2,70).

Aus der historisch-kritischen Saar-Ausgabe, erschienen bei Niemeyer, Tübingen, ist derzeit nur Band neun, die zwei Erzählungen "Dissonanzen" und "Die Familie Worel" umfassend, zu erhalten (230 S., geb., € 64).

Als Hörbücher liegen "Die Steinklopfer" (MP3-CD, € 8; hoerbuch.cc, Wien) und "Maruschka"(1 CD, € 10,10; Naxos, Münster) vor.

Zum 100. Todestag ist bei Praesens, Wien, eine Gedenkschrift, herausgegeben von Michael Boehringer, erschienen (206 S., geb., € 25).

Die von Herbert Klauser verfasste Biografie "Ein Poet aus Österreich" ist im Literas Verlag, Wien, herausgekommen (282 S., geb., € 20,35).

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