Fortsetzung: Eine Reifung

Vom Berlin der Weimarer Zeit wurde diesem Wiener Werben eher kühl begegnet, man hatte dort andere territoriale Prioritäten. Auf die Sehnsüchte österreichischer Großdeutscher reagierte Berlin bis 1933 eher mit einer Politik der kalten Schulter, bestenfalls mit herablassendem Wohlwollen. Es gab auf deutscher Seite zwar ein öko- nomisches Interesse an einer Südost-Expansion, wie es etwa in der versuchten, von Genf untersagten Zollunion mit Ös- terreich 1931 zum Ausdruck kam, aber es gab kein integrationistisches Sentiment gegenüber dem österreichischem Deutschtum, weder vor 1918 noch in der Weimarer Zeit, jedenfalls was die damals maßgebenden politischen Kreise betrifft. (Es ist im Übrigen bemerkenswert, dass auch nach 1945 von keiner politischen Seite der Bundesrepublik Deutschland auch nur momentan der Gedanke einer Vereinigung mit Österreich geäußert worden ist.) Das änderte sich schlagartig, als 1933 in Deutschland Hitler an die Macht kam, der Österreich zu seinem ersten Angriffsziel machte, zunächst - und daraus wurden fünf Jahre - durch den Versuch einer Machtergreifung von innen, was bekanntlich schief ging. Es war also nicht ein preußischer Junker oder ein Berliner Großbürger, sondern ein Oberösterreicher aus der provinziellen Unterschicht, der seine Heimat heim ins Reich holte - ironischerweise mit Hilfe der deutschen Armee! Sehr viel Scherereien hatte er dabei letzten Endes bekanntlich nicht - das Einzige, was die Invasionstruppen ein wenig aufhielt, waren eine etwas zu zögerliche Taktik, ein paar technische Pannen und die jubelnden Leute, die im Weg standen. Und die europäischen Großmächte haben es achselzuckend hingenommen, dass der von ihnen selbst erzwungene Staat von der Landkarte verschwand. So war das Land reif: für Deutschland!

Das ist zwar schlimm, aber nicht erstaunlich, daher auch kein geeigneter Gegenstand für nachträgliche moralische Empörung. Denn trotz der Bemühungen einiger weniger, wie des späteren Mitbegründers von O5, Alfons Stillfried, des katholischen Publizisten Ernst Karl Winter oder des Kommunisten Alfred Klahr, der 1937 in der KP-Zeitschrift "Weg und Ziel" den Versuch unternahm, eine österreichische Nation theoretisch zu begründen, gab es bis in die späten Dreißigerjahre kein auf das Territorium der Republik, die ohnehin keine mehr war, bezogenes Nationalgefühl, das Land war auch politisch zutiefst gespalten, lebte seit 1933/34 unter einem klerikalen Faschismus und kam aus der Wirtschaftskrise nicht heraus, während Deutschlands Kriegswirtschaft boomte.

Gleichwohl hat das damalige autoritäre Regime verzweifelten politischen Widerstand geleistet, und es ist in Österreich im Unterschied zu Deutschland gelungen, eine innere Machtergreifung der Nazis zu verhindern - und das trotz wachsendem Druck von innen und außen über fünf von zwölf Jahren des Dritten Reiches. Es war die erste Regierung Europas, welche die Nazipartei gesetzlich verbot und die Aktivitäten der "Illegalen" energisch bekämpfte, Dollfuß, der sie eine "Verbrecherbande" nannte, war der erste und blieb der einzige von den Nazis ermordete Regierungschef, aber der Putschversuch wurde abgewehrt, der von Berlin ge- steuerte Terror ertragen, das Heer blieb loyal bei den Kämpfen in den Ländern. So wurde Hitler die erste Niederlage beigebracht; es sollte die einzige bleiben bis Stalingrad. Die Stoßrichtung der in die "Vaterlän- dische Front" integrierten "Heimwehr" Starhembergs, eines patriotischen Condottiere, der sich selbst als "Austrofaschist" nach italienischem Muster verstand, war nach dem kalten Staatsstreich Dollfuß' 1933, den Februarkämpfen 1934, welche die Gesellschaft zutiefst spalteten und den Staat daher schwächten, und nach dem Verbot der staatspolitisch wenig verlässlichen Sozialdemokratie eindeutig und scharf gegen nazistische Insurgenten und gegen die deutsche Bedrohung gerichtet. Und diese harte Abwehrpolitik war durchaus erfolgreich in einer Zeit, als Großbritannien mit dem Reich ein Flottenabkommen schloss, die Berliner Olympischen Spiele, zu deren Boykott Österreich aufgerufen hatte, trotz der ein Jahr zuvor beschlossenen Nürnberger Rassengesetze ein internationaler Propagandaerfolg des Regimes geworden waren und Frankreich die deutsche Aufrüstung und die Remilitarisierung des Rheinlandes widerspruchslos hinnahm. Erst als mit dem Zerfall der Stresa-Front und der Bildung der Achse Berlin-Rom infolge des äthiopischen Abenteuers Mussolinis auch noch die Schutzmacht Italien wegfiel, wurde die österreichische Sache zunehmend aussichtslos, und der isolierte Staat stand auf verlorenem Posten - aber nicht gegen die "fünfte Kolonne" im Inneren, sondern gegen die militärische Bedrohung von außen.

Gerade weil eine quasi-legale Machtergreifung der Nazis von innen, die Hitler angestrebt hatte, durch die harte Haltung der Regierung, die Loyalität der Behörden und die Ablehnung des Anschlusses durch die damals schon überwältigende Mehrheit der Bevölkerung (französische und britische Geheimdienste schätzten die Mehrheit auf zwei Drittel, Seyß-Inquart auf etwa 70 Prozent), welche die in äußerster Bedrängnis von Schuschnigg für den 13. März 1938 angesetzte Volksabstimmung bestätigt hätte, unmöglich war, marschierte die Wehrmacht in den Morgenstunden des 12. März in Österreich ein, und die Regierung wich buchstäblich, mit Schuschniggs Worten, "der Gewalt" - um kein "deutsches Blut zu vergießen", wie er sagte. (Heute fragt man sich, warum eigentlich nicht!) Nach fünf Jahren erfolgreichen Abwehrkampfes war mit dem politisch und vor allem auch nationalpolitisch zerrissenen Österreich die erste Bastion gegen das Nazireich gefallen. Schon am 1. April roll-te der erste Großtransport politischer Häftlinge nach Dachau. Einein- halb Jahre später brach, wie vorauszusehen war, der Zweite Weltkrieg aus. - Der Anschlussjubel vom März 1938 war also kleiner, als er heute oft dargestellt wird, vor allem aber war er "überdeterminiert" - er war politisch, ökonomisch und national motiviert, und es wird wohl niemals möglich sein, die Dimensionen dieser Gemengelage analytisch zu isolieren und ihre quantitativen Proportionen zu bestimmen. Wegen dieser Ambivalenz konnte er später, je nach polemischem Interesse, in jeder beliebigen Richtung instrumentalisiert werden. (Diese sachliche Ambivalenz ist in der Figur Hitlers personalisiert: Einerseits Österreicher, machte er andererseits seine Karriere in Deutschland und wurde dessen Führer; in Wien wohnte er im Männerheim und war zu unbegabt für die Kunstakademie.)

Als Hitler am 15. März 1938 auf dem Wiener Heldenplatz verkündete: "Als Führer und Kanzler der Deutschen Nation und des Reiches melde ich vor der Geschichte nunmehr den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich!", da jubelten hunderttausende österreichische Nazis; aber die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung hat nicht gejubelt, und es waren auch nicht nur Nazis und ihre Sympathisanten, die bei der frisierten Volksabstimmung am 10. April, die schon unter den Augen der Gestapo stattfand, mit "Ja" stimmten.

Auch der Episkopat hatte dazu aufgefordert (es freilich bald bereut), und sogar "freudigen Herzens", wie er sagte, ein Karl Renner, in Fortführung seiner gesamten bisherigen Haltung und Politik in der Nationalitätenfrage: Die Nazis kommen und gehen, aber der Anschluss kann bleiben, so lautete wohl die Überlegung. Nationalpolitisch war das nur konsequent und entsprach der alten Anschlusssehnsucht vieler Österreicher, insbesondere in der Sozialdemokratie. Das war natürlich kein Votum für die Nazis, im Gegenteil. Geprägt durch die Erfahrungen in der Monarchie, hielten die führenden sozialdemokratischen Theoretiker die Lösung der Nationalitätenfrage für logisch prioritär, weil jene mit der einheitlichen Nation erst das politische Dispositiv schaffen sollte für die sozialistische Revolution. So nannte Otto Bauer, der im Unterschied zu Renner selbstverständlich gegen den Anschluss an Nazideutschland war, noch nach dem 13. März 1938 die kommunistische These, "dass die Österreicher gar nicht Deutsche, sondern eine besondere Nation seien", eine "absonderliche Konstruktion" und schrieb in seinem "Politischen Testament" vom Juni 1938: "Die Kommunisten haben nach der Annexion nicht gezögert, die Losreißung Österreichs vom Reiche, die Wiederherstellung eines unabhängigen Österreichs als Kampfziel zu proklamieren. Die Sozialisten haben der irredentistisch-separatistischen Losung der besiegten Vaterländischen die gesamtdeutsch-revolutio-näre Losung entgegengestellt." Derselbe Otto Bauer hatte in seinem Artikel "Der Sozialismus und die deutsche Frage" in "Der Kampf", der theoretischen Zeitschrift der Sozialdemokratie, vom Jänner 1937 gegen die Idee einer österreichischen Nation höhnisch vom "Spuk eines aus Katholizismus, Habsburgertradition und feudaler Barockkultur zusammengebrauten österreichischen Menschen" gesprochen.

Abgesehen davon, dass einerseits unklar bleibt, was an diesem Spuk so viel schlimmer sein soll als an einem - um in den albernen Klischees zu bleiben - aus Protestantismus, verschwitzter Machermentalität und perennierender Wiederaufbaumisere zusammengebrauten deutschen Menschen, ist vor allem andererseits nicht einzusehen, warum diese These, so sie denn jemals richtig war, 1945 auf einmal falsch geworden sein soll, ausgerechnet in dem Augenblick, als der Nazismus militärisch zusammengebrochen war, die westlichen Siegermächte sich anschickten, zumindest in dem von ihnen besetzten Teil Deutschlands eine funktionierende parlamentarische Demokratie zu installieren und den deutschen Menschen - übrigens mit erstaunlichem Erfolg! - dafür umzuerziehen.

Genau das aber war beziehungsweise wurde der Fall: Von 1945 an herbeigestritten, gibt es spätestens seit Mitte der Sechzigerjahre als mehr oder minder offizielle Staatsdoktrin (Nationalfeiertag 1965) eine österreichische Nation, und wie alle empirischen Erhebungen zeigen, wird das von denen, die ihr zugerechnet werden, auch zunehmend geglaubt oder gewusst (was das Gleiche ist), das heißt, das österreichische "Nationalbewusstsein" erfuhr in den letzten 50 Jahren eine rapide Entwicklung. Die Österreicher "bekennen" sich zu "ihrer" Nation, und daher gibt es sie auch. "Der Staat, den keiner wollte" (Hellmut Andics), ist heute einer, den alle wollen. Sogar die Haider-Partei, ehemals
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Sammelbecken der Deutschnationalen, lancierte 1993 ihr Anti-Ausländer-Volksbegehren unter der Parole "Österreich zuerst!". Wenn das kein Erfolg der Österreich-Werbung ist, dann gibt es keinen.

Schwer zu sagen, wann genau die Sache mit der Nation und der Idee des Anschlusses ins Kippen kam; sicher während der Nazizeit und als Folge des Anschlusses unter nazistischem Vorzeichen, der eben tatsächlich eine gewaltsame Annexion war - die "Piefkes" führten sich in der "Ostmark" auch gegenüber ihren "Volksgenossen" wie Besatzer auf, selbst Nazis haben das gelegentlich so empfunden, manche Karriereerwartung wurde enttäuscht, und so lebte der alte Preußenhass wieder auf, generalisiert auf die "Reichsdeutschen" im Allgemeinen. Wen Gott strafen will, dessen Gebete nimmt er wörtlich und erhört sie - diese Erfahrung macht man vor allem in gottlosen Zeiten. Der deutsche Politologe Richard Loewenthal sagte einmal: "Die Österreicher wollten Deutsche werden - bis sie es dann wurden." Man sollte die staatspolitisch einigende Wirkung des Nazismus für Österreich aber auch nicht überschätzen: Unter den politisch zerstrittenen Eliten in der Emigration ist es zur Bildung einer Exilregierung nie gekommen. Der Graben von 1934 war tief, auch der Abgrund des Dritten Reiches schluckte ihn nicht ganz; als Riss ist er immer noch spürbar und wird manchmal leichtfertig wieder aufgekratzt - um sich künstlich ein wenig politisches Profil zu geben in einer Zeit, da selbst die Legitimisten Republikaner geworden sind, kein ÖVPler mehr einen Ständestaat will und schon gar kein SPÖler "den" Sozialismus. Aber das ist nur mehr Historienkitsch, so wie die Sisi-Geschichten.

Als hartes Datum für den Umschlag in der Frage der Nationalität haben wir allerdings die Moskauer Deklaration vom 1. November 1943, mit der Österreich von den Alliierten als erstes Opfer der deutschen Aggression anerkannt, "die Besetzung (annexation) Österreichs durch Deutschland am 15. (sic!) März 1938 für null und nichtig" erklärt und seine Befreiung von deutscher Herrschaft zu einem Kriegsziel proklamiert wurde. Die Erklärung geht in ihren Grundzügen auf einen Entwurf der britischen Berufsdiplomaten Geoffrey W. Harrison zurück, der sein Memorandum an das Kriegskabinett mit dem Satz eröffnete: "Austria was the first free country to fall a victim to Nazi aggression." Der Doyen der österreichischen Geschichtswissenschaft, Gerald Stourzh, hat als Erster darauf aufmerksam gemacht, dass dies reinste Churchillsche Prosa ist. Denn schon am 18. Februar 1942, also fast zwei Jahre vor der Moskauer Deklaration, hatte Churchill anlässlich einer Ansprache vor exilierten österreichischen Diplomaten wörtlich erklärt: "We can never forget in this island that Austria was the first victim of Nazi aggression." Die in der österreichischen Publizistik viel diskutierte Opferthese hat also selbst keinen österreichischen Ursprung, sondern stammt aus Downing Street 10 und fand von dort Eingang in die Moskauer Erklärung.

Für die österreichische Nachkriegspolitik eröffnete die Deklaration, die unabhängig von ihrem politisch-programmatischen Status vor allem auch als Akt der Ermutigung für den österreichischen Widerstand gedacht war, eine ungeheure Chance. Sie wurde daher später von österreichischer Seite selbstverständlich ebenso instrumentalisiert, wie sie ursprünglich der alliierten Seite als Instrument psychologischer Kriegsführung gedient hatte. Obwohl oder gerade weil sie nämlich in Bezug auf St. Germain nur ein Beharrungsbeschluss war, ermöglichte sie es, die staatliche Kontinuität mit der Ersten Republik ideologisch herzustellen und deren parteipolitisch kontrovers diskutierte Geschichte selbst als Material für die nachträgliche Nationsbildung zu verwenden.

Man sollte allerdings auch nicht vergessen, dass im Kabinett Figl I, in der ersten frei gewählten Regierung nach 1945, zwölf von 17 Regierungsmitgliedern ehemalige KZ-Häftlinge waren, inklusive Figl selbst - die Rede von der "Gemeinsamkeit der Lagerstraße", welche die ehemaligen Bürgerkriegsparteien der Ersten Republik in der Zweiten Republik koalitionär verband, hat darin ihren Ursprung. Wie leicht die Sache mit der Nationsbildung aber hätte schief gehen können, zeigt die Tatsache, dass auf der Außenministerkonferenz der Großen Drei vom 30. Oktober/1. November 1943 in Moskau auch der Vorschlag zur Zerschlagung des Reiches in ein protestantisches Nord- und ein katholisches Süddeutschland, etwa entlang der Mainlinie, ventiliert wurde. Nach dieser Idee, die auf ältere französische Überlegungen zurückging, wäre Österreich heute, gemeinsam mit Bayern, Teil eines süddeutschen Staates, und das "Nationalbewusstsein" sähe ganz anders aus; der historische Füllstoff hätte sich schon gefunden - man darf die Fantasie der Historiker nicht unterschätzen.

Wenn die Moskauer Deklaration in ihrer schließlich verabschiedeten Form auch ihr propagandistisches Ziel, die Mobilisierung eines militärisch relevanten Widerstandes, nicht erreichte, so schätzten deren Autoren doch die antideutsche Stimmung im Großteil der Bevölkerung richtig ein. Schon im Frühsommer 1943 hatte der Sozialdemokrat und spätere Bundespräsident Adolf Schärf gegenüber Vertretern des deutschen konservativen Widerstandes erklärt: "Der Anschluss ist tot. Die Liebe zum Deutschen Reich ist den Österreichern ausgetrieben worden." Schärf hatte Recht: Der Exorzismus war ebenso radikal wie endgültig, wenn er auch noch so manches, gelegentlich auch burleskes Nachspiel hatte.

Deutschland ist, nach einem berühmten Wort von Helmuth Plessner, eine "verspätete Nation"; und weil die österreichische Nation sich positiv nur durch eine dialektische Negation der deutschen bestimmen konnte, ist sie gewissermaßen eine verspätete Nation zum Quadrat - die Blockierung der deutschen Nationsbildung blockierte auch die österreichische und hielt sie in einem Stadium der Unreife, das heißt der permanent notwendigen rhetorischen Selbstversicherung, durch sogenannte Aufarbeitung der Geschichte, fest. Das ist heute bis zum Überdruss geleistet. - Als im März 1988 anlässlich einer Tagung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zu Fragen des Anschlusses von '38 der deutsche Historiker Hans Mommsen die Vermutung äußerte, dass die österreichische Nationsbildung noch nicht abgeschlossen sei, da hatte er vielleicht noch Recht; heute hätte er sicher Unrecht. Denn nach der staatlichen Konsolidierung der deutschen Nation in Folge der Wiedervereinigung und nach der Integration Österreichs in die Europäische Union, welche die alte Anschlussangst zugleich bestätigt und widerlegt, die noch ältere Anschlusssehnsucht aber auf höherer, europäischer Ebene befriedigt, hat die österreichische Nationsbildung einen entscheidenden Schritt vorwärts, zur Reifung und Normalisierung, getan. Daher gibt es in Österreich heute keine politisch ernst zu nehmenden deutschnationalen Kräfte mehr, auch in der Haider-Partei existieren nur noch sentimentale Reste. Eine Zukunft haben sie nicht. Das Ausschluss-Anschluss-Trauma ist durch die Integration Österreichs in die Europäische Union "aufgehoben" im prägnanten Hegelschen Sinn.

Der "österreichische Weg", der, wie der deutsche, ein Sonderweg war, ist im Wesentlichen zu Ende. Das Scheitern der sogenannten Sanktionen vom Februar 2000, mit denen die EU 14 auf Betreiben Frankreichs, das - befangen in einem Denken von 1919 - die Bildung eines "germanischen Blocks" befürchtete, Österreich wie einen halb souveränen Staat ohne eigene nationale Identität behandeln wollten, hat dieses Ende nur ratifiziert. Heute muss der Staat als Nationalstaat einen europäischen Weg suchen. Und das ist ein großes Glück. [*]

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