Bausparen nicht mehr ganz so beliebt

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Der Österreicher liebstes Anlagevehikel verliert an Attraktivität. Die Zahl der Bausparverträge ist rückläufig. Das Sparvolumen steigt aber noch.

Wien.Bausparen ist– neben dem Sparbuch– eine der beliebtesten Anlageformen in Österreich. Mehr als fünf Millionen Bausparverträge gibt es hierzulande. Doch ist ihre Zahl im Vorjahr leicht gesunken. Konkret gab es einen Rückgang um 1,1Prozent auf 5,033Millionen. Seit 2011 geht die Zahl der Verträge damit Jahr für Jahr kontinuierlich zurück. Das hat auch damit zu tun, dass es nicht mehr so viele Neuabschlüsse gibt: 907.503 Verträge wurden im Vorjahr neu abgeschlossen, das waren um drei Prozent weniger als im Jahr davor. Zum Vergleich: In den Jahren 2009 und 2010 gab es noch je mehr als eine Million Neuabschlüsse, danach fiel diese Zahl kontinuierlich.

Prämie und Zinsen gesunken

Angesichts der geringeren Sparneigung der Österreicher und der gesunkenen Bereitschaft, Geld langfristig zu binden, sehe man es aber als Erfolg an, dass die Zahl der neuen Verträge nur leicht unter den Vorjahreswerten liege, sagte Manfred Url, Generaldirektor der Raiffeisen Bausparkasse und derzeit Vorsitzender des Arbeitsforums österreichischer Bausparkassen, am Mittwoch bei der Präsentation des Jahresberichts der vier Bausparkassen– Raiffeisen, S-Bausparkasse, Wüstenrot und Start-Bausparkasse (ehemals: ABV).

Eine Ursache für den Rückgang der Verträge dürfte sein, dass die staatliche Prämie vor drei Jahren gekürzt wurde und nun nur noch bis zu 18 Euro pro Jahr beträgt (so viel Geld lässt der Staat auch nur dann springen, wenn man jährlich 1200 Euro in den Bausparvertrag einzahlt). Relativ zu den niedrigen Zinsen habe die Prämie dennoch an Bedeutung gewonnen, meint Url. Die Prämie fette den Zinsertrag über die gesamte Laufzeit von sechs Jahren um 0,5 bis 0,6 Prozentpunkte pro Jahr auf. Die Zinsen selbst sind in den vergangenen Jahren deutlich geschrumpft: Wie aus Daten des Vergleichsportals durchblicker.at hervorgeht, erhält man, wenn man jetzt einen fix verzinsten Bausparvertrag abschließt, ein Prozent Zinsen. Wählt man ein variabel verzinstes Produkt, erhält man Zinsen innerhalb einer Spanne, deren unteres Ende zwischen 0,3 und 0,5 Prozent liegt (im ersten Jahr gibt es allerdings meist mehr).

Dass die Untergrenze weiter sinken könnte, wollte Url nicht ausschließen: „Die Bausparkassen haben die Zinsuntergrenze schon mehrmals nach unten gesetzt. Das kann auch in Zukunft passieren.“

Gestiegen ist hingegen das Volumen der Bauspareinlagen. Dieses hat mit 20,665 Mrd. Euro einen neuen Rekord erreicht. Das bedeutet, dass diejenigen, die bereits einen Bausparvertrag haben, diesen weiter besparen bzw. nach dem Auslaufen verlängern.

Rückläufig sind zum zweiten Mal in Folge die Ausleihungen, also die Wohnbaukredite, für die die Bauspargelder herangezogen werden: Ende 2014 waren Bauspardarlehen im Volumen von 19,006Mrd.Euro offen, um 0,4Prozent weniger als vor einem Jahr. Das Volumen der neu aufgenommenen Bausparfinanzierung nahm zwar gegenüber dem Vorjahr leicht zu und betrug 2,406 Mrd. Euro. Doch waren es in den Jahren 2009 bis 2012 stets über drei Mrd. Euro.

Risikofreudige Österreicher

Hintergrund dürfte sein, dass eines der wichtigsten Argumente für eine Bausparfinanzierung, der Zinsdeckel von sechs Prozent, angesichts der niedrigen Marktzinsen derzeit nicht so attraktiv erscheint.

Angesichts des Euroabsturzes gegenüber dem Franken betonte S-Bausparkasse-Chef Josef Schmidinger einmal mehr, dass er seit Jahren vor Fremdwährungskrediten warne. Die Österreicher sind bei Krediten generell risikofreudiger als andere Europäer: Hierzulande sind 40 Prozent der privaten Wohnbaukredite fix verzinst, im Euroraum sind es 75 Prozent. (b.l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.01.2015)

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