Ein Lächeln aus der Schmerzhölle

Man sieht es ihr nicht an – doch die 43-jährige Unternehmerin Barbara Konecny leidet schon seit 24Jahren an chronischen, mitunter unerträglichen Schmerzen. Ihr Rezept dagegen: ein normales Leben führen, auch wenn es hart ist.

Nie würde man es für möglich halten. Barbara Konecny sieht wie das blühende Leben aus. Sie ist hübsch, wirkt agil, hat Humor. Nie würde man vermuten, dass die 43-Jährige seit ihrem 19.Lebensjahr von Schmerzen geplagt wird. Einmal weniger, einmal mehr, immer wieder extrem. „Ich war deswegen schon gut und gern 30 Mal in einem Krankenhaus und unzählige Male bei Ärzten.“ Diagnose: Morbus Crohn (chronisch entzündliche Erkrankung des Darms – daran erkrankte Barbara Konecny im Alter von 19 Jahren) und Polyarthritis (gesellte sich vier Jahre später dazu).

Beide Krankheiten können sich durch Schübe enorm verschlechtern. „Bei einem Crohn-Schub sind die krampfartigen, ununterbrochenen Bauchschmerzen fast unerträglich, man kann nichts essen, auch das Trinken fällt schwer, man ist unendlich müde. Dazu kommen Fieber, ständige Durchfälle und Übelkeit, du fühlst dich wie eine lebendige Leiche.“ Unzählige Male war die Eventmanagerin deswegen schon im Krankenhaus, Infusionen und andere Therapien brachten sie wieder auf die Beine. „Natürlich“, schildert die schlanke Frau, „leiden darunter auch Partner, Freunde und meine Tochter.“ Annalisa ist heute zwölf. „Meine Mutter, meine Familie, aber auch meine Freunde haben mir schon sehr geholfen, wenn ich immer wieder ins Spital musste. Die haben sich alle liebevoll um meine Annalisa gekümmert.“

Andere Mütter gehen mit ihren Kindern Skifahren, Schwimmen, Eislaufen. „Wegen meiner Polyarthritis konnte und kann ich das nicht. Aber ich versuche, so oft wie möglich etwas mit meiner Tochter zu unternehmen. Ich schaue ihr halt beim Schwimmen oder Eislaufen zu“, erzählt die Mutter. „Ich muss auf vieles verzichten, aber das lernt man.“ Bitterkeit verspürt sie nicht, auch an Wehleidigkeit verschwendet sie kaum einen Gedanken. Obwohl: „Manchmal kann ich nicht einmal ein Glas halten oder fast nicht die Zähne putzen, so weh tut die Entzündung in den Gelenken. Ein anderes Mal sind Knie und Knöchel befallen, da kann ich dann tagelang nicht gehen. Aber auch beim Liegen tut es höllisch weh.“ Tabletten sind ständige Begleiter der Unternehmerin, „mir helfen aber auch Homöopathie und Cranio-Sacral-Therapie sehr, das bringt wirklich Erleichterung.“

Gänzlich ohne Schmerzen ist sie „eigentlich nie“. „Aber in schubfreien Zeiten sind die Schmerzen locker erträglich.“ Da zeigt sich Konecny wieder als Powerfrau, für die Zwölf-Stunden-Tage keine Ausnahme sind. Die Organisation von Veranstaltungen bedeutet schließlich Arbeit, bedeutet Stress, Termine, Telefonate, Gespräche und unzählige Überstunden. „Aber ich liebe meinen Job, und ich will leben wie ein ganz normaler Mensch. Ich will und werde mich durch meine Krankheit nie und nimmer unterkriegen lassen.“


Krankheitsbedingte Absagen.Die 43-Jährige lacht gern. Dann wirkt sie, als ob sie keine Sorgen hätte. Konecny hat viele Freunde. Es gibt Spieleabende, Geburtstagsfeste, Ausflüge, gemütliche Runden. Es gibt aber auch immer wieder krankheitsbedingte Absagen. Die meiste Zeit ihrer Freizeit ist sowieso fix vergeben an Tochter Annalisa, und auch Spaniel Strasti fordert regelmäßig Zeit. Wenn man Mutter, Tochter und Hund gemeinsam sieht, sieht man ein Bild, dem man die Krankheiten nicht anmerkt. Unbeschwertheit, Fröhlichkeit. „Mein Glück“, sagt Konecny, „dass ich so eine positive Veranlagung, eine humorvolle Grundstimmung habe.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2013)

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