H1N1-Impfstoffe empfohlen: Baxter in Warteschleife

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Das von Österreich vorbestellte Präparat wird noch nicht zur Zulassung durch die EU empfohlen. Zwei andere schon. Es handelt sich dabei um die Präparate "Focetria" und "Pandemrix".

Wien (ag., gr). Zwei Impfungen, vorgenommen im Abstand von drei Wochen – damit sollen sich schon bald Erwachsene und Kinder ab sechs Monaten vor der Neuen Grippe, besser bekannt als die „Schweinegrippe“, schützen können. Die Europäische Arzneimittelagentur (Emea) hat am Freitag die Zulassung von zwei Impfstoffen gegen die neue H1N1-Influenza empfohlen. Es handelt sich dabei um die Präparate „Focetria“ des Pharmakonzerns Novartis und „Pandemrix“ des Herstellers GlaxoSmithKline.

Ein kleiner Knalleffekt: Der Impfstoff Celvapan, den der Hersteller Baxter als Mittel gegen eine Grippeepidemie eingereicht hatte, wurde vorerst noch nicht zur Zulassung empfohlen. Auf den Bezug genau dieses Impfstoffes hat Österreich aber einen Vorvertrag mit Baxter abgeschlossen, um sich gegen eine eventuelle Pandemie zu wappnen.

Baxter: Zulassung wahrscheinlich

Dass es deswegen zu einer nennenswerten Verzögerung von Impfstofflieferungen an Österreich kommen könnte, ist aber unwahrscheinlich. Marcus Müllner, Chef der PharmMed-Abteilung der österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages), die hierzulande für die Zulassung von Arzneimitteln zuständig ist, beruhigt: „Baxter hat einige Fragen zur Herstellungsqualität noch nicht zufriedenstellend beantwortet.“ Zu erwarten sei aber, dass es dadurch nur zu einer geringen Verzögerung der Empfehlung für die Zulassung des Baxter-Impfstoffes kommen werde, „wenn sie überhaupt wirklich spürbar wird“. Auch die Emea rechnet nach der Beantwortung der Fragen durch Baxter mit einer baldigen Zulassungsempfehlung.

Die bisher ausgesprochenen Empfehlungen (für Focetria und Pandremix) werden jetzt der EU-Kommission vorgelegt; in ein bis zwei Wochen wird dann über die endgültige Zulassung der Impfstoffe entschieden. Die Emea hat ihr Verfahren eigens beschleunigt, um mit rechtzeitigen Impfmaßnahmen Grippewellen in den kälteren Monaten zuvorzukommen.

Das österreichische Gesundheitsministerium reagiert auf die bislang ausgebliebene Empfehlung für das Baxter-Produkt gelassen. „Aus unserer Sicht ist es wichtig: Wenn es einen Impfstoff gibt, soll er ausreichend getestet sein und die Qualität stimmen“, so Ressortsprecher Thomas Geiblinger.

33 Mio. Euro für Bezugsrecht

Das Gesundheitsministerium hatte bereits 2006 unter Maria Rauch-Kallat (ÖVP) einen Vorvertrag mit Baxter abgeschlossen, der im Falle des Auftauchens eines neuen Grippevirus die Bereitstellung von 16 Millionen Impfpräparaten (zwei für jeden Österreicher) sicherstellen sollte. Für das Recht, diese Mittel von Baxter bevorzugt zu erhalten, hat Österreich bisher 33 Millionen Euro bezahlt. Sollte der Baxter-Impfstoff in den nächsten Wochen zugelassen werden, könnte ein nationaler Impfplan in Kraft treten, bei dem Risikogruppen und medizinisches Personal als Erstes geimpft werden.

Seitdem das Virus Mitte April in Mexiko ausgebrochen ist, sind in Österreich 382 Menschen an der neuen „Influenza A“, der „Neuen Grippe“, erkrankt. Der Großteil davon ist Anfang 20, nur zwei sind über 60 Jahre alt. Erst am Freitag wurden vier Erkrankungen von Schülern in Wien, Tirol und Salzburg bekannt. Alle Fälle verliefen aber mild, sodass keine weiteren Maßnahmen wie Schulschließungen notwendig waren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2009)

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