Kranke Helfer: Die Hälfte der Ärzte sind Burn-out-belastet

Symbolbild
SymbolbildBilderbox
  • Drucken

Im Vergleich zu anderen Berufgruppen, sind Mediziner besonders Burn-out-belastet. Spitalsärzte und jüngere Frauen sind gefährdet.

Mehr als die Hälfte der Ärzte sind aktuell Burn-out-belastet. Deutliche bis schwere Symptome haben rund 30 Prozent. Das hat eine Studie im Auftrag der österreichischen Ärztekammer ergeben, die vom Grazer Psychiater Peter Hofmann (Universitätsklinik) durchgeführt und am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien präsentiert wurde.

"Wir haben ein Drei-Phasen-Modell verwendet. Es gibt unbelastete Personen, solche, die sich belastet fühlen, wenn besonders viel los ist. Dann kommen das Gefühl der Hilflosigkeit sowie körperliche Beschwerden. In der Phase III ist das dann nur noch stärker ausgeprägt", sagte Hofmann.

Fünf von zehn Ärzten geht es gut

Insgesamt haben sich an de Studie mehr als 6000 Ärzte beteiligt und einen entsprechenden Fragebogen ausgefüllt. Die Hauptergebnisse, so der Psychiater: "In anderen Berufsgruppen, so bei Lehrern, Notaren, Rechtsanwälten etc. ist das Verhältnis der Unbelasteten zu den Belasteten und schließlich Kranken sechs zu zwei zu zwei. Zwei sind krank. Bei den Ärzten sind mehr als die Hälfte belastet. Es sind von zehn nur fünf, denen es gut geht".

Typisch wäre dieser Zustand bei Medizinern unter 47 Jahren, besonders belastet wären jüngere Frauen. In den Phasen eins bis drei befinden sich laut der Studie 56,9 Prozent der angestellten und 47,4 Prozent der niedergelassenen Ärzte. Dieser Unterschied ist statistisch hoch signifikant.

15 Nachtdienste im Monat

Hofmann über die größten auslösenden Faktoren für das Burn-out-Syndrom bei Ärzten in Österreich: "Die Arbeitswelt im Krankenhaus ist unwirtlich geworden. Auf Chirurgien gibt es sieben bis neun Nachtdienste im Monat. Dazu kommen noch Notarztdienste für andere Träger. Es gibt Kollegen, die auf 15 Nachtdienste im Monat kommen." Hätte es früher in Nachtdienste doch auch Ruhephasen gegeben, so seien solche Dienste heute einfach Volldienste. Der Psychiater: "Die Spitalsärzte haben auch das Gefühl mangelnder Anerkennung."

Die Arbeitswelt im Krankenhaus habe sich mit einer in den vergangenen Jahrzehnten Verkürzung der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer für Patienten von zehn auf 4,7 Tage zu einem Hochleistungsbetrieb entwickelt, in dem viele Beschäftigte auf der Strecke blieben. Im niedergelassenen Bereich stelle hingegen die Arbeit als Arzt und Unternehmer eine besondere Belastung dar.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.