Die Ordensspitäler vernetzen ihre Patientendaten

(c) BilderBox (BilderBox-Wodicka)
  • Drucken

Die Vinzenz-Gruppe und der Orden der Barmherzigen Brüder stellen die Patientendaten aus 13 Krankenhäusern in ein gemeinsames System. Es ist eine Vorleistung für die Elektronische Gesundheitsakte (Elga).

Wien/Pri. Während der Gesetzesentwurf für die Elektronische Gesundheitsakte (Elga) noch einer (vor allem datenschutzrechtlichen) Überarbeitung harrt, läuft ein ähnliches System seit einem Monat bereits in den österreichischen Ordensspitälern: Die Elektronische Gesundheitsplattform der Ordenseinrichtungen, kurz eGOR, ermöglicht Ärzten und dem Pflegepersonal den Zugriff auf Patientendaten.

Derzeit sind neun Krankenhäuser (in Wien, Ried und Linz) miteinander vernetzt – im Vollausbau werden es 13 in fünf Bundesländern sein, erklärten Michael Heinisch, Geschäftsführer der Vinzenz-Gruppe, und Adolf Inzinger, Gesamtleiter der Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien. Verfügbar seien dann die Daten von 254.000 stationären und 562.000 ambulanten Patienten.

Das System ist einfach zu bedienen: Mit dem Einverständnis des Patienten können Ärzte Informationen und Befunde abrufen. Doppeluntersuchungen würden so vermieden, versicherte Heinisch. Also könne früher mit der Therapie begonnen werden.

Rechtliche Bedenken haben die Spitalsbetreiber keine: Die Zugriffsberechtigungen unterliegen strengen Auflagen. Jeder Arzt, der Informationen abfragen will, muss sich identifizieren und braucht eine schriftliche Einverständniserklärung des Patienten. Dann darf er 28 Tage lang auf dessen Daten zugreifen. Jede Abfrage wird protokolliert und bleibt somit nachvollziehbar.

Der Ursprung von eGOR geht auf das Jahr 2002 zurück, als ein Patientendatenverbund zwischen dem Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern (im Besitz der Vinzenz-Gruppe) und jenem der Barmherzigen Brüder in Linz geschlossen wurde. Doppelgleisigkeiten wurden behoben, Schwerpunkte gebildet und die beiden Küchen fusioniert. Fünf Millionen Euro werden seither jährlich eingespart.

eGOR könnte jederzeit auch an die Elektronische Gesundheitsakte angedockt werden, deren rasche Umsetzung Heinisch und Inzinger fordern: Eine gesetzliche Grundlage würde den Betrieb erleichtern. Derzeit würden die Rahmenbedingungen für eGOR in Verträgen geschaffen, die mit der Datenschutzkommission erarbeitet werden müssten. Doch bis zur Umsetzung von Elga könnte es noch bis zum Herbst dauern, wie „Die Presse“ im Gesundheitsministerium erfuhr.

Gruppenpraxen: Kritik der Ärzte

An einer anderen gesundheitspolitischen Front duellierten sich gestern einmal mehr die Ärzte mit dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger: Ärztekammer-Präsident Walter Dorner beklagte im Ö1-Interview, dass die neue, vor knapp einem Jahr geschaffene Möglichkeit, dass sich Ärzte in einer GmbH zusammenschließen (Gruppenpraxis), zu kompliziert und risikoreich sei. Denn die Voraussetzung für eine Ärzte-GmbH, einen Gesamtvertrag zwischen Ärztekammer und Krankenkasse, sei bislang nur in Wien gegeben. Deshalb gebe es in Wien auch die bisher einzige Gruppenpraxis.

Hauptverbands-Chef Hans-Jörg Schelling wies diese Darstellung vehement zurück: Die Verhandlungen liefen in allen Bundesländern. Er gehe davon aus, dass 2012 überall Verträge vorliegen würden.

Auf einen Blick

Die Elektronische Gesundheitsakte, kurz Elga, wurde Mitte Februar von Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) in Begutachtung geschickt und hätte eigentlich vor dem Sommer im Nationalrat beschlossen werden sollen. Doch das Projekt verzögerte sich wegen datenschutzrechtlicher Bedenken. In Stögers Büro wird der Beschluss nun für Herbst erwartet. Derzeit wird noch verhandelt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.07.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.