„Hauptsache kreativ und legal“: Ganz Wien wird zum Garten

Tim Richardson
Tim Richardson(C) Privat
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Vor drei Jahren gründete Tim Richardson das Gartenfestival Chelsea Fringe in London. Heuer findet es bereits zum zweiten Mal in Wien statt.

Es soll ein Festival ohne Regeln werden. „Der Vorstellungskraft sind keine Grenzen gesetzt. Jeder kann mitmachen, es gibt weder Vorgaben noch Beschränkungen“, sagt der britische Landschaftstheoretiker und Autor Tim Richardson, Gründer des Festivals Chelsea Fringe und seit 2013 Gastprofessor im Department Landschaftskunst der Universität für angewandte Kunst in Wien. „Solange sich ein Projekt mit dem Thema Garten, Natur bzw. Landschaft beschäftigt, spannend und legal ist, kann es eingereicht werden. Unser Ziel ist es, das Phänomen des Urban Gardening in all seinen verschiedenen Facetten zu zelebrieren.“

Denn in den vergangenen Jahren sei eine Generation von Leuten herangewachsen, die eine große Leidenschaft für das Gärtnern entwickelt haben. Zum einen als soziale Interaktion – um neue Freunde kennenzulernen und bestehende Freundschaften zu pflegen. Und zum anderen, um sich ihr eigenes, qualitativ hochwertiges Essen zu züchten und nicht ausschließlich auf industriell hergestelltes, teures Essen minderer Qualität angewiesen zu sein. „Dabei handelt es sich nicht nur um junge Menschen“, betont Richardson. „Diese Entwicklung ist quer durch alle Alters- und sozialen Schichten zu beobachten.“ Daher glaubt er auch, dass Urban Gardening künftig von immer mehr Personen in immer größerem Stil betrieben werden wird.

Von London aus in die Welt

Das erste Chelsea-Fringe-Festival fand 2012 in London statt, als Ergänzung zur traditionellen Chelsea Flower Show, der weltweit berühmtesten Schau für Blumen und Gärten. 2013 war Wien mit einigen Projekten der erste Außenposten des Gartenfestivals, das 2014 von 17. Mai bis 8. Juni zeitgleich in Städten wie London, Bristol, Melbourne und Wien (Chelsea Fringe Vienna) stattfinden wird und einen Beitrag zur internationalen Vernetzung der Initiativen leisten soll.

„In Wien sprießt eine Vielzahl an botanischen Projekten, die sich langsam zum Stadtgespräch auswachsen. Mit dem Festival möchten wir die Türen zu den zahlreichen Initiativen und Orten öffnen, die das Themenfeld Garten bereichern“, sagt Hannah Stippl, Assistentin für Landschaftskunst an der Angewandten und Initiatorin des Festivals. „Ob Gemeinschafts- oder Nachbarschaftsgärten, multikulturelles Urban Gardening, Initiativen für mehr Obstbäume im öffentlichen Raum oder zeitgenössische Gartenkunst – im Rahmen von Chelsea Fringe Vienna machen wir öffentlich zugänglich, was bisher im Verborgenen blühte. Und führen es einem internationalen Publikum zumindest virtuell vor Augen“, ergänzt Anita Duller, Projektverantwortliche des Festivals.

Einzelpersonen sowie Organisationen können ab kommendem Samstag bis 31. März ihre Projektideen einreichen. Das Festival selbst kann keine finanziellen Mittel oder Veranstaltungsorte zur Verfügung stellen, sorgt aber für Öffentlichkeitsarbeit, bietet internationale Vernetzung und hilft bei der Vermittlung zwischen Projektträgern und möglichen Projektorten.

2013 umfasste Chelsea Fringe mehr als 100 Veranstaltungen und Projekte in London und Umgebung – mit Gemeinschaftsgärten, Installationen, Pflanzentauschbörsen, Pop-up-Gartenstores und Gartenmodeschauen, zu sehen unter www.chelseafringe.com und www.landscapeart.at.

„Wie kaum eine andere Weltstadt verfügt Wien über eine Vielfalt an Gärten, vom Schrebergarten bis zum Community-Garten, vom begrünten Innenhof über die städtischen Parks bis zu den Schlossgärten in Schönbrunn und im Belvedere“, sagt Stippl. „Das Festival ist die perfekte Plattform, um die unterschiedlichen Projekte und Initiativen miteinander zu verknüpfen.“

Für Kreativität braucht es nicht viel Geld, meint Richardson. „Das hat das Festival im vergangenen Jahr gezeigt, als wirklich herausragende Projekte vorgestellt wurden. Auf ebenso spannende Ideen freue ich mich auch in diesem Jahr, damit Wien weltweit zur Vorzeigestadt des Festivals wird.“

AUF EINEN BLICK

Festival. Von 17.Mai bis 8.Juni präsentiert sich Wien als einer von mehreren Veranstaltungsorten des internationalen Gartenfestivals Chelsea Fringe, das Landschaftstheoretiker Tim Richardson in London gründete. Bis 31.März können Projekte eingereicht werden. Dabei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, betont Richardson, der als Gastprofessor an der Universität für angewandte Kunst in Wien tätig ist. „Es gibt keine Vorgaben und Regeln, jeder kann mitmachen. Hauptsache, das Projekt beschäftigt sich mit dem Thema Natur und Garten.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2014)

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