Altbauflair gibt's nicht zum Diskontpreis

Sanierung. Mit moderner Bautechnik und viel planerischem Können lässt sich in alten Häusern hoher Wohnkomfort schaffen. Eine optimale Wärmedämmung ist aber fast immer eine Herausforderung.

Das Sanieren alter Wohnungen und Häuser sei keine Mezzie, sondern komme unter dem Strich keineswegs günstiger als ein Neubau, meint Robert Gassner. Er betreibt eine Bauträgerfirma in Wien mit Schwergewicht auf Sanierung und hat mehr als 5000 Wohnungen zu neuen Lebensräumen umgestaltet. Warum es sich für alle Beteiligten trotzdem lohnt, Geld in die Hand zu nehmen und in die Altbausanierung zu stecken, beschreibt er in seinem kürzlich erschienenen Buch. Gassner schwärmt vom Flair der Raumhöhen, den Fensterteilungen, dem goldenen Schnitt. „Und außerdem geht es um die Erhaltung des Kulturerbes, die Häuser, die seit 150 Jahren hier stehen, sind ein Teil von uns“, sagt er.
Realisieren lässt sich im Altbau (fast) alles. Die größte Herausforderung ist fast immer eine wirksame Wärmedämmung des Bauwerks. Bei einer gegliederten Außenfassade sei nur eine Innendämmung möglich, aber sie dürfe nicht mehr als drei bis fünf Zentimeter stark sein, erklärt Gassner, „sonst können die Tramköpfe der Holzdecken durch Kondensat Schaden erleiden“. Eine Bauteiltemperierung in den kritischen ein bis zwei Wintermonaten zum Schutz der Tramköpfe könnte möglicherweise das Problem lösen. Gassner führt derzeit ein Forschungsprojekt dazu durch. Bei der Generalsanierung eines Hauses sieht er das Thema Energie nicht wirklich problematisch: „Wir haben Projekte, bei denen wir den Dachbodenausbau im Passivhausstandard durchführten. Umgelegt auf das ganze Haus ist dann rechnerisch leicht der Standard eines Niedrigenergiehauses erreicht.“

Fassadenelemente nachbilden

Ist die Fassade einfach gegliedert, lässt sich mit einer außen liegenden Dämmung eine gute wärmetechnische Lösung schaffen. Architekt Martin Treberspurg hat damit einen 1928 errichteten Gemeindebau in der Breitenfurter Straße in ein Niedrigenergiehaus umgewandelt. Das Projekt wurde mit dem Stadterneuerungspreis ausgezeichnet. Die einfachen Fassadenelemente des denkmalgeschützten Hauses ließ Treberspurg aus dem Dämmstoff nachbilden: „Bei einem Gründerzeithaus oder einer Gründerzeitvilla mit hochwertigen bildhauerischen Elementen an der Fassade ist diese Lösung allerdings in der Praxis nicht möglich“, meint der Architekt.

Wobei Sanieren selbst bei einem denkmalgeschützten Gebäude wie in der Breitenfurter Straße nicht in allen Bereichen detailgetreues Restaurieren bedeutet. Dort hat man etwa durch die Integration eines ehemaligen Geschäftslokals in den Eingangsbereich einen barrierefreien Zugang geschaffen und zusätzlich einen Lift eingebaut. Das war bautechnisch eine Herausforderung, da für einen ebenen Eingang die Kellerdecke abgesenkt werden musste, erzählt Treberspurg. Auch bei den Baustoffen müssen bei einer Sanierung nicht unbedingt historische Materialien eingesetzt werden, meint der Architekt: „Man verwendet sie dort, wo es von der Gestaltung besonders wichtig ist, sonst kommen moderne Materialien zum Einsatz, die sehr dauerhaft sind.“ So wurden die Loggien des Baus in Liesing mit Holz-Alu-Fenstern verglast.

Gassner setzt neben reinen Holzfenstern ebenfalls immer wieder wartungsfreie Holz-Alu-Fenster ein, „es gibt sogar Gründerzeitfenster mit schmalen Profilen und Teilungen“, meint er. Entscheidend ist seiner Meinung nach, dass die ursprüngliche Atmosphäre erhalten bleibt: „Ich möchte im Altbau keinen Kunststoffboden, sondern schönes Parkett.“ Als wesentlichen Beitrag zur Lebensqualität im hochwertig sanierten Altbau sieht er kleine Grünräume an. „In der Stadt ist es wichtig, die Natur zu spüren.“ Er begrünt deshalb Innenhöfe und Fassaden und unterstützt bei seinen Projekten selbst Urban Farming.

Gassner wünscht sich bessere Rahmenbedingungen für die Sanierung von Altbauten. Für die Allgemeinheit käme die Sanierung im Stadtzentrum nämlich aufgrund der vorhandenen Infrastruktur letztlich durchaus günstig.

Was Sie beachten sollten beim . . .

Altbausanieren

Tipp 1

Förderung. Die Sanierung von Altbauten wird auf verschiedenste Weise gefördert. Die Möglichkeiten sind von Bundesland zu Bundesland verschieden und reichen vom Sanierungsscheck über Kategorieförderung bis zur kompletten Haussanierungsförderung. Infos gibt es bei der Wohnbauförderungsstelle der jeweiligen Landesregierung.

Tipp 2

Dämmung. Eine Herausforderung stellt die wärmetechnische Optimierung dar. Eine außen liegende Dämmung ist bei stark gegliederter Fassade meist nicht möglich. Eine innen liegende Dämmung kann nicht in beliebiger Stärke ausgeführt werden, und es müssen Maßnahmen getroffen werden, um Bauschäden, etwa durch Kondensation, zu vermeiden.

Tipp 3

Materialien. Die Verwendung alter Materialien ist beim Altbau vor allem dort sinnvoll, wo es um die Optik geht. Kastenfenster etwa prägen außen wie innen das Bild eines Gründerzeithauses. Parkettfußböden und die doppelflügeligen Stiltüren sind typisch für die Atmosphäre in solchen Bauten und sollten daher wiederverwendet werden.

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