Anlegen im Westen: Oh, wie schön ist Kanada!

Investments: Österreichische Family Offices entdecken Vancouvers Immobilien.

Immer dieses Vancouver: Die größte Stadt der kanadischen Provinz British Columbia rittert nicht nur jedes Jahr um den Titel der „Lebenswerteten Stadt der Welt“ der berühmten Mercer-Studie mit, den Wien aber in den vergangen Jahren letztendlich immer wieder für sich beanspruchen durfte. Seit Neuestem lockt die Stadt an der nordamerikanischen Westküste auch verstärkt österreichische Investoren an, wie Makler auf beiden Seiten des Atlantiks beobachten.
„Wir sehen seit Beginn des Jahres, dass Österreicher mit einem entsprechenden Einkommen und Family Offices (Organisationen zur Verwaltung privater Großvermögen wie beispielsweise Stiftungen, Anm.), die sich entsprechend international diversifizieren wollen, nachfragen“, berichtet Maria Spalt, Immobilienökonomin und für den Bereich Network & Relations Management bei Otto Immobilien in Wien verantwortlich. „Vor allem Anleger mit einem weiten zeitlichen Horizont interessieren sich für Objekte in Kanada, ganz besonders in Vancouver. Denn manche haben kein Vertrauen mehr dazu, dass ihre Kindeskinder einst ohne Sorgen und Einschränkungen hier leben können“, berichtet Spalt.
Die Gründe dafür seien vielfältig, so die Immobilienexpertin. So sei es bei einigen die Unsicherheit darüber, wie weit die europäischen Regierungen den Herausforderungen der Flüchtlingssituation gewachsen seien, gepaart mit dem dezidierten Wunsch, nicht in den USA investieren zu wollen – der sich mit dem Ergebnis der Präsidentschaftswahl noch verstärken dürfte. Kanada biete ein Szenario für den Fall, dass man einen Safe Haven suche, falls man doch eines Tages auf der anderen Seite des Atlantik leben wolle. Und das Image ist weltweit ein gutes: Die Kanadier gelten als weltoffen, entspannt und ähnlich naturverbunden wie die Österreicher, das Land und die politische Lage als sicher.

Kaufen, nicht wohnen

Wobei das Wohnen am anderen Ende der Welt derzeit nicht wirklich das Thema ist, vielmehr sehen viele Kunden auf dem preislich derzeit regelrecht explodierenden Immobilienmarkt der kanadischen Metropole auch attraktive Bedingungen für ihre Investments. „In Vancouver hat es im vergangenen Jahr Preissteigerungen von 25 Prozent gegeben“, verdeutlicht Spalt einen anderen Faktor, der Anlegerobjekte dort attraktiv machen. Allerdings hat diese Attraktivität aktuell ein wenig gelitten. Die immensen Preissteigerungen haben nämlich dazu geführt, dass das Wohnen in der Stadt für einheimische Normalverdiener kaum mehr leistbar war, worauf die Politik nun mit gleich zwei neuen Regelungen reagiert hat, die ausländischen Investoren nur bedingt schmecken dürften. „Seit August gibt es in der Metro-Vancouver-Region eine 15-prozentige Steuer, die ausländische Immobilienkäufer entrichten müssen“, erklärt Kevin Skipworth, Makler bei Dexter Associates Realty. Wobei das aufgrund der räumlichen Beschränkung auf das innerstädtische Vancouver bei Weitem nicht alle fremden Investitionen betreffe, „denn ein Großteil der internationalen Anleger interessiert sich für Landkäufe“, so der Makler. Und auch die Käufer von Eigentumswohnungen in der neu besteuerten Zone lassen sich davon kaum abschrecken, wie Salina Kai, Maklerin bei Rennie & Associates in Vancouver, erklärt. „Die neue Steuer wird bei den Interessenten einfach miteingepreist“, berichtet sie. „Diejenigen, die sich früher für Objekte im Preisbereich von einer Million Kanadische Dollar (rund 650.000 Euro, Anm.) interessiert haben, schauen jetzt eben nach Wohnungen für 850.000 Kanadische Dollar.“

Neue Strafsteuern

Ein wenig schmerzhafter kann es preislich für – einheimische wie ausländische – Anleger werden, die ihre Immobilien nicht selbst als Erstwohnsitz nutzen oder vermieten wollen. „Seit dem 16. November gilt jetzt eine neue Regelung zur Vermeidung von Leerständen“, erklärt James McBeath, Rechtsanwalt der Owen Bird Law Corporation in Vancouver. Diese erlegt Besitzern von Immobilien in der Stadt Vancouver, die nicht Hauptwohnsitz des Eigentümers sind oder mehr als sechs Monate pro Jahr in mehrmonatigen Mietverträgen vermietet sind, eine zusätzliche Steuer von einem Prozent der Wertes pro Jahr auf.
Und wer glaubt, der neuen Verpflichtung, solche Leerstände zu melden, nicht nachkommen zu müssen, darf sich auf saftige Strafen gefasst machen: „Diese können bis zu 10.000 Kanadische Dollar betragen – pro Tag“, so der Rechtsexperte. Grundsätzlich unterliegt der Grund- und Immobilienerwerb in British Columbia – jede kanadische Provinz hat diesbezüglich eigene Regelungen – jedoch keinen besonderen Einschränkungen, das gelte sowohl für Eigentumswohnungen und Häuser als auch für Landkäufe. Lediglich in speziell ausgewiesenen landwirtschaftlichen Zonen müsse tatsächlich Landwirtschaft betrieben werden, sonst gäbe es keinerlei Restriktionen, erklärt McBeath.

Kein Aufenthaltsrecht

Aber auch keine zusätzlichen Privilegien für Grundbesitzer, denn Immobilienbesitz hilft in Kanada bei der Visa- oder gar Passbeschaffung keineswegs. Um dort leben und arbeiten zu können, reicht der Besitz von Immobilien nicht aus – und verschafft auch keinen Vorteil bei der Beantragung. Was durchaus mit ein Grund sein dürfte, dass die Mehrzahl der österreichische Investoren, mit denen Kai in der jüngeren Vergangenheit zu tun hatte, sich für neuere Zwei-Zimmer-Eigentumswohnungen in Vancouvers Downtown-Bezirk entschieden haben: „Diese Wohnungen lassen sich aufgrund der guten Lage leicht vermieten und sind durch die angebotenen Services, die zu den Wohnanlagen gehören, pflegeleicht, wenn man nicht vor Ort ist“, weiß die Maklerin um die Vorlieben der Kunden aus dem fernen Europa.
Bezahlt werden für diese pflegeleichten Objekte in den Einserlagen der speziell auch bei Asiaten boomenden 600.000-Einwohner-Stadt Preise ab einer halben Million Kanadischer Dollar, je größer die Einheiten sind, desto teurer werden sie mangels Platzangebot: „Für Drei-Zimmer-Wohnungen mit gut hundert Quadratmetern muss man mit Preisen von rund 10.000 Kanadische Dollar (knapp 7000 Euro) pro Quadratmeter rechnen, ab 150 Quadratmetern aufwärts teils mit 2000 Dollar“, erklärt die Maklerin. (sma)

INFO

Seit Beginn des Jahres beobachten Makler in Wien und Vancouver, dass sich österreichische Investoren verstärkt für Anlageobjekte in Kanada interessieren. Ganz oben auf der Beliebtheitsskala steht dabei die Westküstenmetropole mit ihren nahen Bergen, die es auch im Ranking der lebenswertesten Städte der Welt jedes Jahr unter die ersten fünf schafft. Vor allem bei Investoren und Locals asiatischer Herkunft ist Vancouver sehr beliebt.

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