Eigentum wird weiter teurer

(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Die Preise auf dem Wohnungsmarkt der Bundeshauptstadt sind hoch, die Nachfrage ist es auch. Tendenz steigend – bei beiden. Immobilien als Anlageform sind beliebt.

„So etwas wie in den letzten drei Jahren habe ich noch nie erlebt“, meint Alexander Lafenthaler, Geschäftsführer von Ticon Immobilien. Seit 20 Jahren ist er als Immobilienmakler auf dem Wiener Markt tätig. Vor allem der Anlagebereich boomt (siehe Seite I2) und Lafenthaler meint: „Ich habe noch nie so viele Investoren gesehen, die ihr Geld in Wohnungen anlegen.“ Die Steigerung der Nachfrage und der Preise hat selbst die Immobilienprofis überrascht – zumindest in diesem Ausmaß in den guten Lagen. 7,2 Prozent legten die Preise laut Re/Max allein im ersten Halbjahr 2011 zu, 2010 um 2,6 Prozent.

A-Lagen mit Spitzenpreisen

Vor allem die Kategorie-A-Lagen erfuhren in den letzten Jahren eine immense Preiserhöhung. Für Bernd Gabel-Hlawa, Geschäftsführer der Immobiliendatenbank findmyhome, gehört der erste Bezirk dazu – hier werden bei Spitzenobjekten auch schon 25.000 Euro pro Quadratmeter gezahlt. Freilich sind das Ausreißer nach oben, aber mit 8000 Euro im Durchschnitt muss man im Zentrum schon rechnen. Teile des dritten, vierten, siebenten und achten Bezirks in Zentrumsnähe sowie die Cottage und Grünlagen in den Bezirken 16 bis 19 haben preislich ebenso kräftig zugelegt. Abseits dieser begehrten Wohngebiete waren die Preisanstiege zwar spürbar, aber nicht in dieser Dimension. Vor allem die öffentliche Verkehrsanbindung und die leichte Erreichbarkeit der Innenstadt sind zu wesentlichen Lagekriterien geworden.

Mittlere Lagen mit Preisanstieg

Innerhalb des Gürtels sind Preise zwischen 3800 und 4500 pro Quadratmeter keine Seltenheit, „außerhalb des Gürtels bekommt man schon ab 2000 bis 2500 Euro eine Wohnung“, so Lafenthaler. Hier haben sich die Preise nicht so rapide nach oben entwickelt, obwohl sie an der generellen Preissteigerung sowie dem Hype „Grundbuch statt Sparbuch“ mitpartizipieren. „Die mittleren Lagen haben preislich auch angezogen“, erklärt Richard Buxbaum, Leiter Wohnimmobilien und Zinshäuser bei der Otto Immobilien Gruppe. Der Konsument ist aber auch kritischer und selbstbewusster geworden und daher lässt sich auch „nicht alles verkaufen, wie einige meinen“, so Sandra Bauernfeind, Leitung Wohnimmobilien bei EHL Immobilien: „Es werden sehr gute Preise bezahlt, aber dann muss auch das Gesamtpaket passen.“ Das gilt noch mehr für eigengenutzte Objekte als für solche, die vermietet werden sollen.

Blick in die Zukunft

Die weitere Preisentwicklung ist, so die Experten, ebenfalls differenziert zu sehen. „Mit einer jährlichen Steigerung von fünf bis sechs Prozent“ rechnet Lafenthaler in den gefragten Gegenden, und auch Bauernfeind „sieht in guten Lagen keinen Grund, warum die Preise nicht weiter steigen sollen.“ Eine rasante Preisentwicklung nach oben in Lagen des zweiten Bezirks, im vierten und fünften Bezirk in der Nähe des neuen Zentralbahnhofs erwartet Gabel-Hlawa. Die Suche nach Anlagewohnungen wird aber auch in den mittleren Lagen einen Anstieg mit sich bringen. „Das Budget, das Anleger zur Verfügung haben, ist nicht größer als früher, sondern gleich hoch“, erklärt Buxbaum, „da die Preise steigen, werden die Investoren in leistbare Lagen ausweichen.“ Weil die Grundstückspreise ebenfalls angezogen haben, sind neue Projekt in innerstädtischen Lagen nur mehr schwer kalkulierbar. Das hat auch viele gemeinnützige Bauträger dazu veranlasst, in den 21. und 22. Bezirk auszuweichen.

Heimische Nachfrage

Sowohl in- als auch ausländische Käufer sind auf dem Wiener Markt vertreten, bei Ausländern steht aber die Vorsorgewohnung nicht im Vordergrund. „Die bleibt den heimischen Investoren vorbehalten“, so Buxbaum. Das Interesse der ausländischen Klientel liegt eher im hochpreisigen Segment, und wer hier unterwegs ist, „benötigt oftmals keine Finanzierung“, so Bauernfeind. Ähnliches bestätigt Lafenthaler: „Vor Kurzem hat ein Investor für zwei Wohnungen im achten Bezirk einfach bar bezahlt.“ Bei diesen Kunden sind Dachgeschoße sehr gefragt; aber nicht zur Weitervermietung – und Unikate sollen es sein mit ökologischen Standards. Zur Eigennutzung sind Dachgeschoßwohnungen also interessant, aber als Vermietungsobjekte haben sie sich in Teilen von Wien als „Ladenhüter“ erwiesen. Rund 100 Dachgeschoße zur Miete sollen allein im achten Bezirk leer stehen. 16 Euro pro Quadratmeter Bruttomiete und 200 Quadratmeter Wohnfläche lassen die Gesamtkosten in die Höhe schnellen. In wirtschaftlich angespannten Zeiten sind daher Mieter, die 3000 Euro und mehr pro Monat bezahlen, schwer zu finden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

null
Mein Geld

Rauer Wind für Bausparverträge

Die meisten Bausparkassen bieten nur mehr einen Fixzinssatz von unter zwei Prozent. Die Kapitalertragsteuer frisst die staatliche Prämie fast gänzlich auf.
BausparNeugeschaeft 2012 durch Foerderkuerzung
Immobilien

Nach Förderkürzung: Bauspar-Schock blieb 2012 aus

Die Neuabschlüsse gingen vor allem zu Jahresbeginn drastisch zurück. Im letzten Quartal des Vorjahrs gab es aber bereits einen Gegentrend.
Mein Geld

Zuflüsse für offene Immofonds

Die Produkte werfen relativ stabile Renditen ab. Ganz risikofrei sind sie aber nicht. Denn manchmal müssen Anleger jahrelang auf ihr Geld warten.
Wohnbauanleihen Sparbuchalternative
Immobilien

Wohnbauanleihen als Sparbuchalternative

Für Wohnbauanleihen zahlt man im günstigsten Fall keine Steuer. Und sie sind billig zu haben. Im Vergleich zu anderen Anlagen sind sie gar nicht mehr so "bieder".
Immobilienaktien erholen sich
Mein Geld

Immobilienaktien erholen sich

Aktien von heimischen Immobiliengesellschaften notieren an der Börse mit hohen Rabatten – und das nicht ohne Grund. Einige Firmen könnten für Anleger aber von Interesse sein.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.