Eigenheim: Sanierungslust bei Österreichern

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Symbolbild(c) Erwin Wodicka
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Wegen niedriger Zinsen steht das Renovieren und Sanieren bei Österreichern derzeit hoch im Kurs. Die Kosten dafür lassen sich mit einigen Handgriffen reduzieren.

Wien. Nicht nur, dass sich die Menschen in wirtschaftlich unsicheren Zeiten gerne in ihre eigenen vier Wände zurückziehen. Auch Inflationssorgen und mickrige Sparbuchzinsen sorgen dafür, dass immer mehr Österreicher in ihr Heim investieren, anstatt das Geld auf der Bank liegen zu lassen. 64 Prozent gaben in der jüngsten Umfrage der Sparte Handwerk und Gewerbe der Wirtschaftskammer an, heuer ihre Wohnung renovieren zu wollen. Und auch in einer Umfrage der Fondsgesellschaft AXA, bei der gefragt wurde, was man am ehesten mit 50.000 Euro anfangen würde, lautete die häufigst genannte Antwort „Kauf oder Renovierung einer Immobilie“.

„Reale Werte sind derzeit gefragt. Bei dem Zinsniveau sagen sich die Leute: Da investiere ich lieber“, erklärt Walter Bornett von der KMU Forschung Austria, der regelmäßig die Lage bei Österreichs Handwerksbetrieben erhebt. Im Jahr 2011 habe die Sanierungs- und Reparaturlust der Bevölkerung den stotternden Konjunkturmotor gut ausgeglichen. Besondere Präferenzen seien nicht zu erkennen: Es würden gleichermaßen Verschönerungen und Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz durchgeführt.

Kostenvoranschlag holen

Wer für die Arbeiten einen Handwerker engagiert, für den gilt die ebenso alte wie bewährte Regel: Preise vergleichen lohnt sich. Bei ihrem jüngsten Handwerkerbericht fand die Arbeiterkammer (AK) für eine Arbeitsstunde eines Elektromonteurs etwa Preise von 56 bis 84 Euro. „Suchen Sie sich am besten einen Betrieb, der nicht zu weit von Ihrem Zuhause weg ist“, rät Manuela Delapina, Autorin des AK-Berichts. Dies senke schon einmal die Kosten für die Anfahrt, besonders, wenn diese als Arbeitszeit und nicht als Fahrzeit berechnet wird.

Ratsam ist auch, einen Kostenvoranschlag machen zu lassen. Bezahlen muss man diesen nur, wenn man vorher auch auf die Kostenpflicht hingewiesen wird – im Zweifelsfall besser nachfragen. Nimmt man das Angebot an, wird der Preis für den Voranschlag zudem meist nicht verrechnet. Der darin angegebene Betrag ist verbindlich, sofern er nicht mit „ca.“ oder „ungefähr“ eingeschränkt wird. „Selbst dann darf der Betrag aber nur um zehn bis 15 Prozent überschritten werden“, erklärt Delapina. In diesem Fall muss mit dem Kunden aber vorher Rücksprache gehalten werden.

Eine gute Möglichkeit, günstig zu Handwerker-Leistungen zu kommen, sind auch Internetseiten wie „my-hammer.at“. Hier können Aufträge öffentlich ausgeschrieben werden, woraufhin die Firmen ihre Angebote eingeben. Die Handwerker werden dann von der Community bewertet.

Bei Notdiensten am Wochenende sollten die Überstundenzuschläge unbedingt erfragt werden, um böse Überraschungen zu vermeiden. Wenn eine Reparatur nicht warten kann, wie etwa ein Glasbruch, kommt es in der Regel günstiger, eine Firma sowohl mit dem Provisorium (am Wochenende) als auch mit dem Folgeauftrag (unter der Woche) zu betrauen, weil dann oft Rabatte gewährt werden.

Bei Mängeln: Frist einhalten

Nach der Inanspruchnahme der Leistung eines Handwerkers haben Kunden grundsätzlich sechs Monate das Recht auf eine Reklamation. Sofern es nicht mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand verbunden ist, muss eine Firma den Mangel ausbessern. Andernfalls muss sie einen Preisnachlass gewähren oder gleich die ganze Leistung rückabwickeln.

Bei der Reklamation muss jedoch der Beweis erbracht werden, dass der Mangel bereits bei der Übergabe vorhanden war. „Hier gibt es in der Praxis die meisten Probleme“, sagt Margit Handschmann von der AK. Deswegen sei es ratsam, das Produkt oder die Reparatur so rasch und so gut wie möglich zu überprüfen, um späteren Ärger zu vermeiden. Der letzte Ausweg ist eine Klage. Wegen des niedrigen Streitwerts lohnt sich diese aber oft nicht.

Was Sie beachten sollten bei... Handwerkern

Tipp 1

Preise vergleichen. Die Preise für Arbeitsstunden bestimmter Handwerker können stark differieren. Ein Preisvergleich ist daher unerlässlich. Entweder holt man verschiedene Angebote selbst ein oder stellt sein Angebot auf Internetseiten wie „my-hammer.at“. Dort unterbieten sich die Anbieter gegenseitig und können von der Community bewertet werden.

Tipp 2

Kostenvoranschlag. Ein Kostenvoranschlag ist gratis, sofern man nicht ausdrücklich auf den Preis hingewiesen wird. Um Ärger zu vermeiden, sollte man sich im Vorhinein erkundigen. Der Preis auf dem Voranschlag ist bindend und kann höchstens um zehn bis 15 Prozent überschritten werden. Auch das geht aber nicht ohne Rücksprache.

Tipp 3

Bei Mängeln. Auch bei Handwerkerleistungen haben Kunden das Recht auf eine einwandfreie Lieferung. Fällt einem ein Problem auf, kann man dieses innerhalb von sechs Monaten bei der Firma beanstanden. Allerdings muss man beweisen, dass der Mangel schon bei der Übergabe bestanden hat. Am besten sollte man die Leistung also gleich überprüfen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2012)

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