Knappes Angebot lässt Wohnungspreise steigen

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Symbolbild(c) Bilderbox / (Erwin Wodicka)
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Wer schon eine Wohnung oder ein Haus hat, will sich trotz hoher Preise davon nicht trennen. Das dürfte das Angebot an Immobilien heuer leicht sinken lassen. Nachfrage und Preise dürften dagegen steil ansteigen.

Wien/B.l. 96.000 Immobilien haben im Vorjahr in Österreich den Besitzer gewechselt. Ob es heuer noch einmal so viele sein werden, ist fraglich. Zwar dürfte die Nachfrage um 6,3 Prozent anziehen, wie aus einer Umfrage von Re/Max unter 450 Maklern hervorgeht. Das Angebot dürfte aber erstmals seit Jahren leicht zurückgehen, und zwar um 0,3 Prozent.

Die Ursache: Wer eine Wohnung oder ein Haus hat, will sich derzeit nicht davon trennen– trotz sehr guter Preise. „Die Leute wissen nicht, wie sie das Geld sonst veranlagen sollen“, erklärt Alois Reikersdorfer, Regionaldirektor von Re/Max Austria. Also behält man die Wohnung lieber. Die Immobilienpreise dürften daher heuer österreichweit um 5,6 Prozent anziehen und damit stärker als im Vorjahr (4,6 Prozent).

Wochenendhäuser sind out

Die Preise werden aber nicht überall steigen. Während man für eine Eigentumswohnung in städtischer Lage um 8,7 Prozent und für eine Mietwohnung in zentraler Lage um 5,7 Prozent mehr wird hinlegen müssen, dürften sich Eigentumswohnungen in Landgemeinden um 1,1 Prozent verbilligen. Will man in einer Landgemeinde eine Wohnung mieten, kann man mit Preisrückgängen von 1,9 Prozent rechnen. Wochenendhäuser (sofern sie nicht direkt am Skilift oder am See liegen) dürften sich um 2,9 Prozent verbilligen.

Neu sei, dass sich Baugrundstücke nicht nur bei Hausbauern, sondern auch bei Anlegern wachsender Beliebtheit erfreuten, berichtet Anton Nennung, Managing Director von Re/Max. Sie dürften sich heuer um 4,8 Prozent verteuern.

Trotz der hohen Preise rät Reikersdorfer Anlegern, Objekte im innerstädtischen Bereich zu kaufen. Denn für solche werde man stets Mieter finden. Die Renditen sind allerdings jetzt schon mager und dürften noch weiter sinken, da die Mieten nicht mit den Kaufpreisen Schritt halten können.

Wer eine Wohnung für den Eigenbedarf kaufen will, muss sich auch am Stadtrand auf steigende Preise einstellen: Eigentumswohnungen dürften sich dort um 4,4, Mietwohnungen um 1,6 Prozent verteuern. Für Einfamilienhäuser „in Siedlungslage“ muss man um 3,2 Prozent tiefer in die Tasche greifen.

Will man billig wohnen, muss man sich in den Landgemeinden umsehen. Absolute Zahlen liegen laut Re/Max noch nicht vor. Laut dem Immobilien-Preisspiegel der Wirtschaftskammer erhielt man im Vorjahr neue Eigentumswohnungen in Wien nicht mehr unter 3000 Euro pro Quadratmeter, gebrauchte waren deutlich billiger. Besonders günstig konnte man jedoch im steirischen Bezirk Murau wohnen– für gebrauchte Eigentumswohnungen zahlte man dort 622 Euro pro Quadratmeter. Im niederösterreichischen Bezirk Horn ist es mit 656 Euro pro Quadratmeter ähnlich billig. Wem das zu entlegen ist, der kann etwa nach St. Pölten ziehen: Dort zahlte man im Vorjahr für eine neue Wohnung 1692 Euro pro Quadratmeter, gebrauchte erhielt man um 1085 Euro. Andere niederösterreichische Bezirke sind wesentlich teurer: In Mödling zahlt man für eine neue Wohnung 2785 Euro.

Nach Einschätzung der Re/Max-Makler dürften die Preise im „Speckgürtel“ rund um Wien heuer um 4,5 Prozent und damit unterdurchschnittlich stark anziehen. Dagegen würden sich Bezirke an den Grenzen nach Osten, an der Nordautobahn oder an der Grenze zu Oberösterreich stärker verteuern. In Salzburg und Tirol dürfte die Preissteigerung unter dem Schnitt bleiben, absolut betrachtet zählen diese Bundesländer zu den teuersten. Teuerste Bezirke in Tirol sind laut Wirtschaftskammer Innsbruck und Kitzbühel mit durchschnittlichen Quadratmeterpreisen jenseits der 3000 Euro. In Salzburg-Stadt zahlt man 4350 Euro für eine neue Wohnung.

Wenige Alternativen

Noch tiefer musste man im Vorjahr für neue Wohnungen in der Wiener Innenstadt in die Tasche greifen: Dort berappte man durchschnittlich 6200 Euro, in Döbling legte man 4175 Euro hin. Wer nahe der Innenstadt billig wohnen will, muss sich um eine gebrauchte Wohnung im Bezirk Leopoldstadt umsehen: Im Vorjahr kosteten solche 1812 Euro pro Quadratmeter.

Fazit für Wohnungseigentümer: In den nächsten Monaten ist eine gute Zeit zum Verkaufen– falls man Geld braucht. Anders sieht es aus, wenn man das Geld dann neu veranlagen muss. Die Alternativen sind derzeit wenig berauschend. Die Zinsen dürften noch eine Weile niedrig bleiben. Die Börsen könnten sich ein wenig erholen, man muss sich aber auf starke Schwankungen einstellen.

Was Sie beachten sollten bei... Immobilien

Tipp 1

Anleger. Wer aus Angst vor Eurokrise und Geldentwertung sein Geld in Immobilien parkt, sollte sich bewusst machen, dass dies nicht mehr so lukrativ ist wie früher: Die Renditen (Mietertrag im Verhältnis zum Kaufpreis) liegen im innerstädtischen Bereich bei bestenfalls drei Prozent. Da sind die Nebenkosten beim Kauf (von zehn Prozent aufwärts) noch nicht berücksichtigt. Wurde die Miete zu hoch angesetzt, ist das Risiko von Leerständen groß.

Tipp 2

Wertsteigerung. Wohnungen und Häuser in ländlichen Regionen sind zwar billiger, doch dürfte sich auch die Wertsteigerung in Grenzen halten. Außerhalb der großen Städte gibt es in Österreich kaum einen Mietermarkt, auch hält sich der Zuzug in Grenzen. Als Anlageimmobilien sind solche Objekte daher wenig geeignet. Will man jedoch selbst billig wohnen, kann man sich in manchen ländlichen Wohnungen auf fallende Preise freuen.

Tipp 3

Wohnen. Bei Eigentumswohnungen ist die Schere zwischen sehr teuren Objekten (6000 Euro für einen Quadratmeter einer neuen Wohnung in der Wiener Innenstadt) und sehr günstigen Objekten (600 Euro bei gebrauchten Wohnungen in einigen Waldviertler und steirischen Gegenden) extrem groß. Bei der Miete ist sie geringer: Dort reicht die Palette von zwölf Euro (das ist der Durchschnitt in der Wiener Innenstadt) bis 3,4 Euro (Bezirk Horn).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.01.2012)

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