Die Wiener VP will Steinhofgründe unter Unesco-Schutz stellen, die FP und Bürgerinitiativen fordern Baustopp. Vor allem die geplanten Wohnungen sind der Wiener VP ein Dorn im Auge.
Wien. Die Steinhofgründe sollen Weltkulturerbe werden. Das wünscht sich die Wiener ÖVP, damit die Bebauung des Areals, wenn auch nicht gestoppt, so doch wesentlich strengeren (ästhetischen) Vorschriften unterworfen wird. Die geplante Bebauung – ein Rehabilitationszentrum und rund 650 Wohnungen – und das fehlende Verkehrskonzept seien ein „Anschlag auf das denkmalgeschützte Ensemble und auf die Lebensqualität der Anrainer“, sagte der nicht amtsführende Stadtrat Manfred Juraczka gestern, Donnerstag, bei einer Pressekonferenz.
Unterstützung gab es vonseiten der VP-Kultursprecherin, Isabella Leeb. Heute, Freitag, will die Wiener ÖVP einen Antrag im Gemeinderat stellen, um das Aufnahmeverfahren für das Weltkulturerbe in die Wege zu leiten. Darin, dass die Partei im Jahr 2008 selbst einer Bebauung zugestimmt hat, sieht Juraczka keinen Widerspruch. Damals war von einer „sensiblen und qualitätsvollen Umgestaltung“ inklusive Verkehrskonzept die Rede.
Beides sei bei dem aktuellen Projekt nicht der Fall. Für Leeb werde hier „Schindluder“ mit einem Areal getrieben, das für die Wiener identitätsstiftend sei. Vor allem die geplanten Wohnungen sind der Wiener VP ein Dorn im Auge. Man sehe zwar ein, dass Bedarf an neuen Wohneinheiten besteht, allerdings nicht im 14. und 16.Bezirk, so Leeb. Sie sieht eher innerstädtisch Potenzial und denke da etwa an Dachausbauten, bei denen in letzter Zeit eher wenig passierte.
Ein Gesundheitszentrum gerade an diesem Standort – nahe dem Otto-Wagner-Spital – ist für die Wiener VP allerdings durchaus akzeptabel, abgesehen von der Architektur, die laut VP nicht zu jener Otto Wagners passe. Wie diese denn genau aussehen soll, soll die Unesco klären. Leeb will nach eigenen Angaben mit dem Weltkulturerbe-Prädikat das Areal nicht „unter einen Glassturz stellen“, sondern „schonend und respektvoll“ entwickeln.
Während der Bau der rund 650 Wohnungen noch nicht begonnen hat, wird das Gesundheitszentrum bereits errichtet. Im Sommer 2013 will dort der Krankenhausdienstleister Vamed ein Rehabilitationszentrum für Orthopädie eröffnen – inklusive Bettenstation, Gemeinschaftszentrum und einem öffentlich zugänglichen Wellnessbereich.
Vassilakou will Rückkauf
Bei den Wohnungen, die von der stadteigenen Wohnbaugesellschaft Gesiba errichtet werden sollen, hat sich zuletzt auch Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) eingeschaltet, während sie sich zuvor eher zurückgehalten hatte. Via „Kurier“ richtet sie Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) aus, er solle sich für einen Rückkauf des Geländes starkmachen.
Protest kommt auch von der Wiener FPÖ. Sie will bei der Gemeinderatssitzung heute, Freitag, einen Antrag für einen Baustopp des gesamten Projektes einbringen. Eine „drohende Kulturbarbarei“ nennt FP-Planungssprecher Toni Mahdalik das geplante Projekt. Ähnlich sieht das wohl auch die Bürgerinitiative, die sich mit Unterstützung der „Kronen Zeitung“ seit Tagen lautstark gegen das Projekt wehrt. Einziges Problem bei all der Rebellion könnte sein: Rein rechtlich ist das Projekt und somit die Bebauung bereits abgesichert.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.10.2011)