Schieder stellt Bedingungen für rot-schwarzen Neuwahlantrag

SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder
SPÖ-Klubobmann Andreas SchiederAPA/HERBERT P. OCZERET
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Der SPÖ-Klubchef fordert die Abschaffung der Kalten Progression, die Umsetzung des Schulautonomiepakets und der "Aktion 20.000" vor dem Sommer. Sebastian Kurz müsse "einen Zahn zulegen". Indes wird über das Team des neuen ÖVP-Chefs spekuliert.

Er ist der erste aus den roten Reihen, der sich nach der Kür von Sebastian Kurz zum neuen, geschäftsführenden Bundesparteiobmann der Volkspartei und seiner Ausstattung mit weitgehenden Vollmachten zu Wort meldet: SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder. Im Ö1-„Morgenjournal“ betonte Schieder heute, angesprochen auf Kurz' Wunsch nach einer vorgezogenen Neuwahl im Herbst: Ob es einen, wie von Kurz gewünschten, gemeinsamen Neuwahlantrag von SPÖ und ÖVP geben werde, sei „ernsthaft zu diskutieren“. Es sei aber „gut, dass der Herr Kurz eingesehen hat, dass er das mit der SPÖ besprechen sollte“, spielte Schieder auf das für heute geplante Treffen zwischen Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) und Kurz an. „Wir warten auf die Vorschläge, die liegen noch nicht vor.“

Kurz hatte gestern bereits betont, bis Sommer noch einige, gemeinsam mit der SPÖ bereits ausverhandelte Punkte des Regierungsabkommens umgesetzt werden. Welche er genau meinte, hatte er allerdings offen gelassen. Auf Nachfrage ergänzte er im ORF-Radio: „Es sind viele Punkte schon ausgemacht, das sind meiner Meinung nach größtenteils keine großen Würfe, aber es sind durchaus Schritte, die ich für in Ordnung erachte.“ Es spreche also nichts dagegen, sie „in aller Ruhe, respektvoll“ anzugehen.

Arbeit von Jahren "nicht einfach in den Mistkübel werfen"

Genau diese Vagheit kreidete ihm Schieder dann sogleich an: Der SPÖ seien die Inhalte „wesentlich wichtiger, als über Neuwahlen zu reden – das ist er bisher schuldig geblieben, der Herr Kurz“. So hätten die Sozialdemokraten schon in der Vorwoche mehrfach betont, weiterarbeiten zu wollen (notfalls mit wechselnden Mehrheiten im Parlament). Kurz müsse nun „ein bisschen einen Zahn zulegen, denn der Sommer kommt schneller, als man will und es gibt viele wichtige Sachen“, zählte der rote Klubchef etwa eine Bildungs- und eine Steuerreform auf.

Wovon nun ein gemeinsamer Neuwahlantrag abhänge? „Jedenfalls heißt es, dass man sich nicht nur um politisches Taktieren bemüht, sondern auch um die Inhalte“, meinte Schieder. Konkret: Das Schulautonomiepaket solle noch vor dem Sommer beschlossen werden. „Denn, es wäre jammerschade, die Arbeit von zwei, drei Jahren jetzt einfach in den Mistkübel zu werfen wegen Neuwahlen.“ Weiters zählte Schieder das Jobpaket für 20.000 Langzeitsarbeitslose („Aktion 20.000“), die Abschaffung der Kalten Progression, das „primary healthcare“-Paket (neues PHC-Gesetz) auf.

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Warum etwa bei der Kalten Progression gerade jetzt eine Einigung erzielt werden sollte, wo doch Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) da zuletzt auf der Bremse gestanden sei, beantwortete Schieder so: „Das ist eine gute Frage, die Sie an Herrn Kurz stellen sollten.“ Dass Kurz einen neuen Umgangston fordere sei ebenfalls eigenwillig, erinnerte Schieder an die „Hammer und Sichel“-Broschüre gegen Kanzler Kern, „das mehrfache Abwerben von Abgeordneten, die Abmontage des eigenen Vizekanzlers“, stichelte der Klubchef.

Darüber hinaus gebiete es die parlamentarische Fairness, über einen Neuwahlantrag mit allen Parteien zu reden. Dass einer vorgebe, wann gewählt wird, sei nicht sinnvoll, so Schieder, der sich für einen Wahltermin „im Laufe des Herbstes“ aussprach. Übrigens: „Die Idee einer Minderheitsregierung war nie so sehr am Tisch“, wie Schieder erklärte.

Spekulationen über Kurz' Personalliste 

Kurz betonte unterdessen, ebenfalls im Ö1-„Morgenjournal“, „die besten Köpfe des Landes" für seine Liste begeistern zu wollen. „Es braucht Menschen, die Experten sind auf ihrem Bereich, die etwas verändern wollen, aber trotzdem in der Vergangenheit noch nicht politisch tätig waren“. Konkrete Personen wollte er weiter nicht benennen („lassen Sie sich überraschen“), doch kursieren bereits einige Namen wie Josef Moser, Irmgard Griss und Cattina Leitner.

>>> Schieder im Ö1-"Morgenjournal"

>>> Kurz im Ö1-"Morgenjournal"

(hell)

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