Österreichs Bundesheer fliegt die F-16

Bundesheer-Jets im eindeutigen F-16-Design (grün) bei einer  Abfangmission - laut Bundesheervideo, jedenfalls.
Bundesheer-Jets im eindeutigen F-16-Design (grün) bei einer Abfangmission - laut Bundesheervideo, jedenfalls. Bundesheer/Youtube/Screenshot
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Zumindest virtuell: Während der Auswahlprozess für neue Kampfjets anstelle der Eurofighter "Typhoon" dahinwabert, illustriert das Heer ein Werbevideo wohl just mit der F-16, einem der Kandidaten. Das Zeigen der Eurofighter indes wird peinlichst - aber nicht fehlerlos - gemieden.

Für ein nettes Detail am Rande des laufenden und noch etwas undurchsichtigen Auswahlprozesses für neue Kampfflugzeuge hat das Bundesheer dieser Tage gesorgt: In einem knapp drei Minuten währenden Video, das Sinn und Funktion der Luftraumüberwachung samt dazugehörigen Geräts bis hin zu "Mistral"-Luftabwehrraketen zeigt, treten - wenn auch nur als Computersimulation - just Flugzeuge auf, die den amerikanischen Jets vom Typ F-16 "Fighting Falcon" wirklich zum Verwechseln ähnlich sind. Die F-16 aber steht dem Vernehmen nach auf der Liste der möglichen Wunsch-Nachfolger für den Eurofighter "Typhoon", dessen Ausmusterung nach nur einem Jahrzehnt Anfang Juli von Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SP) verkündet worden war.

Als Alternative zur F-16 von Lockheed Martin wird bisher offenbar nur die "Gripen" des schwedischen Herstellers SAAB gehandelt.

Hier wird die Zielerfassung mittels Infrarotsystem symbolisch dargestellt
Hier wird die Zielerfassung mittels Infrarotsystem symbolisch dargestelltBundesheer/Youtube/Screenshot

Hochinteressant an dem Video ist auch, dass die Typhoons des Bundesheeres, die trotz allen politischen Theaters natürlich nach wie im Einsatz stehen, kein einziges Mal real gezeigt werden. An Gerät treten darin etwa mobile Radaranlagen, Luftabwehrkanonen und besagte Fla-Raketenwerfer auf, aber an Heeresflugzeugen werden - wie verschämt - nur die Uralt-Unterschalltrainer Saab 105 kurz gezeigt. Auch eine Szene in einem Cockpit wurde im Inneren einer 105er gedreht.

Oder halt: Ein Eurofighter hat dann doch einen kurzen Minimalauftritt, allerdings nur in Details, und so, dass er als Ganzes nicht zu erkennen ist, schon gar nicht für Laien, Politiker und die meisten Medienleute. Etwa ab Minute 2:20 nämlich ist für Sekundenbruchteile oberhalb der Einstiegsleiter der Rumpf einer Typhoon zu erkennen, und dann ihr schön rot lackierter Tankstutzendeckel.

"Hat SPÖ ihre Affinität zum ,Kampfbomber' entdeckt?"

Die virtuellen F-16 wiederum treten schon ab Minute 1:10 auf. Sie fliegen zunächst Luftraumüberwachung über einer Veranstaltung in Innsbruck und fangen dann über Kärnten ein auffällig manövrierendes Flugzeug ab, das sie zum Flughafen Linz-Hörsching geleiten.

Zum Vergleich: norwegische F-16
Zum Vergleich: norwegische F-16Norwegische Luftwaffe

Aus militärischen Fachkreisen kommt einiger Spott. "Bloß keinen Eurofighter zeigen. Was für ein absurdes Propagandavideo", heißt es etwa. Oder es wird betont, dass die Darstellung der F-16 in dieser Form und mit diesen angedeuteten Systemen (etwa einem "LANTIRN"-Infrarot-Navigations-und-Zielbeobachtungssystem) doch im Grunde genau "der lupenreine ,Nato-Kampfbomber'" sei, den gerade die SPÖ und pazifistische Kreise immer zu verhindern getrachtet hätten.

"Hat die SPÖ da einerseits eine seltsame Affinität zum ,finsteren Kampfbomber' F-16 entdeckt (was sie 2006 noch schwer bekämpfte)? Oder wäre eine Silhouette des Gripen dann doch zu augenfällig gewesen, wollte man (noch) nicht den Herzenswunsch offenlegen wie ein offenes Buch?", meint ein Luftfahrtexperte im Gespräch mit der "Presse".

Ministerium: "Grafik zeigt kein existierendes Modell"

Aus dem Verteidigungsministerium kam am Dienstagnachmittag ein Dementi: Die grafische Simulation im Video sei eine "rein symbolische Darstellung eines Abfangjägers" und zeige "kein bereits existierendes Abfangjäger-Typenmodell".

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