Behindertenanwalt: Herbert Haupt zieht Bilanz

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Herbert Haupt tritt als Behindertenanwalt ab – mit einem positiven Resümee. Rund 60 Prozent der Fälle habe man im Interesse der Betroffenen erledigt. 950 Anfragen habe es allein heuer gegeben.

Wien. Es schien, als könne Herbert Haupt seinen Ruhestand gar nicht abwarten. Drei Minuten zu früh begann er am Dienstag seine Abschiedspressekonferenz als Behindertenanwalt. Drei Minuten, so hatte man das Gefühl, dauerte auch ein Satz von Haupt durchschnittlich. Zum Abschied zeigte sich der einstige FPÖ-Vizekanzler noch einmal mit all seinen Markenzeichen. Die Brille wurde eifrig abgenommen und wieder aufgesetzt, die Botschaft nuschelnd in Schachtelsätze verpackt. Nur auf die legendären Worte „in aller Klarheit“ wartete man vergeblich.

Auch wenn „manches nicht immer gleicher Meinung begonnen hat“ zog Haupt ein zufriedenes Resümee. Dieses liege im „positiv erträglichen Bereich“. Rund 60 Prozent der Fälle habe man im Interesse der Betroffenen erledigt. 950 Anfragen habe es allein heuer gegeben. Haupt ließ keinen Zweifel aufkommen, wie sehr ihm die Probleme von Menschen mit Behinderung ein Anliegen waren. Er selbst hat Unfälle und Krankheiten hinter sich und musste am eigenen Leib Diskriminierung erfahren.

Nötige Studien fehlen

Etwa zur Zeit seiner Hepatitis-C-Erkrankung, mit dieser habe man in Wien damals keine öffentlichen Verkehrsmitteln nutzen dürfen, erklärte Haupt. Seit dieser „Steinzeit“ habe sich zwar viel getan, aber nicht genug. Notwendig seien etwa Studien über die soziale Situation von Menschen mit Behinderung. Nach wie vor gebe es auch hohe bürokratische Hürden.

Und was sagt Haupt dazu, dass nicht der behinderte Ex-Abgeordnete Franz-Joseph Huainigg, sondern Ex-Sozialminister Erwin Buchinger neuer Behindertenanwalt wird? „Ich war immer ein Anhänger davon, dass Menschen mit Behinderung durch Menschen mit Behinderung vertreten werden“, betonte Haupt. Zur konkreten Bestellung wollte er aber nichts sagen. Haupt (62) selbst möchte sich nun verstärkt der Pflege seiner kranken Tante widmen, überdies bleibt er Vizebürgermeister im Kärntner Spittal an der Drau.

Keinen leichten Job hatte die Gebärdendolmetscherin, die Haupts Worte übersetzte. Nach einer knappen Stunde war Haupt aber fertig. Ein Radiojournalist bat ihn nun, noch einmal, aber „in aller Kürze“ ein Resümee zu ziehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.12.2009)

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