Servus TV: Arbeitslose Türken und Kern mit Überraschungsgast

Im Hangar 7 gibt es nun auch Sommergespräche. Zu Gast am Donnerstag Christian Kern mit Judith Pühringer bei Michael Fleischhacker.
Im Hangar 7 gibt es nun auch Sommergespräche. Zu Gast am Donnerstag Christian Kern mit Judith Pühringer bei Michael Fleischhacker.(c) ServusTV / Neumayr / Leo (Neumayr Fotografie - Christian L)
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Der SPÖ-Chef durfte ein „Plus One“ zum Sommergespräch mitbringen. Der Unterschied zum ORF zeigte sich gegen Ende der Sendung – mit fetten Zahlen über arbeitslose Türken.

Servus TV hat es wahrlich nicht leicht mit seinen Sommergesprächen. Gerade erst lief die Konkurrenzveranstaltung auf Puls 4, später folgt noch der ORF - und auf vielen Bildschirmen läuft die Fußball-WM. Dabei hat man sich konzeptuell etwas Nettes einfallen lassen: Jeder Parteichef, der kommt, darf jemanden mitbringen. Ob das nun ein Priester oder die Mutter, eine Künstler oder die Hausärztin ist, liegt rein am Gast.

Das kann oder könnte durchaus spannend sein, brachte in der ersten Ausgabe aber leider wenig, nun ja, Erkenntnis oder Spaß. SPÖ-Chef Christian Kern entschied sich dafür, die Sozialexpertin Judith Pühringer an seine Seite zu stellen. Eine "Vertreterin der Zivilgesellschaft", die als Geschäftsführerin von "arbeit plus" (einer Vereinigung von Sozialunternehmen, die Menschen beschäftigen, die sonst vielleicht nicht am Arbeitsmarkt unterkommen würden) an das soziale Gewissen appellierte. Über Kern selbst erfuhr man durch die Expertin mit der dunklen, ruhigen Stimme eigentlich nichts. Außer vielleicht, dass er durch sein „Plus One“ – so interpretierte es Moderator Michael Fleischhacker – ein Zeichen für mehr Sachpolitik und weniger Inszenierung setzen will.

Ach ja, das Thema Inszenierung. Tatsächlich will der SPÖ-Chef "zurück zur Ernsthaftigkeit". Nachdem er selbst einmal sagte, dass 95 Prozent der Politik aus Inszenierung bestehe (was analytisch gemeint war), ist er rückblickend auch ein wenig selbstkritisch. Er war „vielleicht auch manchmal der Pointe zu sehr verpflichtet,“ wie er nun sagte. Und kritisierte „andere“, denen „Marketing und vielleicht Intrige“ besser gelingen würden. Eine Prise Verbitterung schwang mit, die Oppositionsrolle erfüllt den ehemaligen Bundeskanzler ganz offenbar nicht, aber: "Chef der SPÖ zu sein, das bedeutet mir was".

Sehr plakatives Türken-Problem

Der große Unterschied etwa zu einem Interview im ORF zeigte sich gegen Ende der Sendung. Mit einem kurzen Einspieler wurde auf eine Gruppe hingewiesen, die „besondere Sorge bereitet“: Jugendliche und Kinder, die aus der türkischen Community kommen. Hier sollte nichts beschönigt werden, rot und fett wurde eine Zahl im Film eingeblendet: 18.6 Prozent. „Keine andere Bevölkerungsgruppe ist so häufig arbeitslos wie die Austro-Türken. Sie sind mehr als doppelt so oft ohne Beschäftigung wie Österreicher. Während der Satz "Und nicht einmal jeder zweite von ihnen fühlt sich Österreich verbunden" gesprochen wird, sieht man eine junge Frau in knappem Bikini, die von ihrem anscheinend nicht türkischen Freund eingecremt wird.

Dass Sendungen auf Servus TV nicht unbedingt zum Ziel haben, mit einem Journalistenpreis für Integration ausgezeichnet zu werden, ist keine Neuigkeit. Doch führen derartig deutliche Präsentationen zu deutlichen Worten? Nicht wirklich. Christian Kern weist den Einspieler nicht zurück (wie es sich vielleicht manch ein Anhänger wünschen würde), pflichtet aber auch einem Ruf nach Konsequenzen (wie es vielleicht manch anderer Anhänger präferiert) nicht bei. Oder nur zum Teil? Wie gesagt, sehr viel Neues erfährt man von Christian Kern nicht.

Michael Fleischhacker and Christian Kern
Michael Fleischhacker and Christian Kern(c) ServusTV / Neumayr / Leo (Neumayr Fotografie - Christian L)

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