„Als Familienunternehmen haben wir Ecken und Kanten“

Porträt. Seit 15 Jahren führt Robert Hartlauer das Foto-, Optik-, Handy- und Hörgeräte-Unternehmen. Kommende Woche wird er 40 Jahre alt.

Fragen, fragen, fragen. Das macht einen guten Verkäufer aus. Robert Hartlauer ist in seinem Element: „Viele glauben, verkaufen ist, dem anderen sein eigenes Wissen erzählen“, sagt er. Was ist die beste Kamera, würden Kunden wissen wollen. „Ich habe zu Hause 35 beste Kameras“, sagt Hartlauer. „Um die Frage zu beantworten, muss ich etwas über die Person, ihr Umfeld und ihre Wünsche und Bedürfnisse erfragen.“

Eine dieser besten Kameras gehört zu Hartlauers Handgepäck. An diesem Tag in der Hartlauer-Akademie in Kronstorf bei Steyr ist es eine Sony. Und eine Packung Zigaretten. Noch. „An meinem Geburtstag ist Schluss“, sagt er. Kommende Woche wird er 40 Jahre alt.

1971 gründeten seine Eltern, Renate und Franz Josef, das Handelsunternehmen, das heute auf Foto, Optik, Handy und Hörgeräte spezialisiert ist. Seit 15 Jahren, dem Jahr, als sein Vater starb, leitet Robert Hartlauer die Kette mit rund 1450 Mitarbeitern. „Als Familienunternehmen haben wir Ecken und Kanten“, sagt Hartlauer. Die machten es auch menschlich. „Ein Unternehmen ist menschlich, wenn es richtig feiern, aber auch richtig schwitzen kann.“ Wer Veränderung ablehne, der werde sich im Haus kaum wohlfühlen.

Trotz der Veränderungen im Handel ist dem Vater von vier Kindern langfristiges Denken wichtig. Deswegen fördert er mit der Akademie seine Mitarbeiter: Ausbildung fällt ganz, Fortbildung zur Hälfte in die Dienstzeit, persönliche Weiterbildung in die Freizeit. Die Kosten für alle Seminare in dem beinahe 600 Jahre alten Gutshof, der sogar über eine Kapelle verfügt, übernimmt Hartlauer.

„Der Verkauf ändert sich. Wir müssen lernen, dass die eigene Homepage kein Mitbewerb, sondern eine Ergänzung ist.“ Kunden würden Shops on- wie offline besuchen, beide Welten müssten daher verzahnt sein. Wobei sich der Hörgeräteverkauf angesichts der individuellen Beratung aus seiner Sicht online derzeit nicht abbilden lasse.

Oft erschrecke ihn, wie der Beruf des Verkäufers abgetan werde. Deshalb schätzt er gute Führungskräfte: „Ein sehr guter Geschäftsleiter formt eine sehr gute Mannschaft – das Vorbild entscheidet.“ Schließlich wolle niemand unter einem schlechteren Vorgesetzten arbeiten.

Er selbst versucht je nach Situation anordnend, erläuternd, fragend oder delegierend zu führen. Delegieren sei ihm lang schwergefallen: „Ich habe geglaubt, delegieren heißt anschaffen.“ Und er lernte, Verantwortung abzugeben. „Um zu spüren“, arbeitet er regelmäßig in einzelnen Bereichen des Unternehmens mit. Das versucht er den Mitarbeitern auch zu erklären. „Sonst glauben sie, ich traue ihnen nicht.“

Fernsehen „wegrationalisiert“

Wenn er arbeitet, dann sehr intensiv. Daher versucht er, in der Freizeit abzuschalten und Zeit mit der Familie zu verbringen. Fernsehen hat er wie Abendtermine aus Zeitgründen „wegrationalisiert“. „Würde ich Abendeinladungen annehmen, wäre ich nie zu Hause.“

Mit politischen Äußerungen hält sich Robert Hartlauer zurück. Einige Themen aber sähe er gern langfristig bearbeitet. Etwa ein Modell, das Unternehmen, die viele Menschen beschäftigen, steuerlich anders behandelt als Unternehmen, die weniger Menschen beschäftigen. Denn die Gesellschaft profitiere von großen Arbeitgebern, die aber kämpften mit den Personalkosten. Er plädiert für eine Kennzahl aus Umsatz, Gewinn und Mitarbeiteranzahl zur steuerlichen Einordnung. Zur Steuerreform will er nichts sagen, außer dass er eine Verwaltungsreform erwartet hätte.

Politisch also gibt es wenig zu feiern. Seinen Geburtstag aber wird er feiern. Ein kleines Geschenk hat er sich schon gemacht: Auf dem Linzer Pöstlingberg eröffnete der leidenschaftliche Fotograf kürzlich die Hartlauer-Fotogalerie.

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