Der Mann, der alles überlebte

Fast 40 Jahre ist Josef Ehrenhöfer bei seinem Arbeitgeber. Dessen Name änderte sich sechsmal. Heute heißt er Hewlett Packard. Ehrenhöfer überstand sechs Merger und einen Split.

Zur Person

An seinem ersten Arbeitstag fuhr der blutjunge HTL-Ingenieur Josef Ehrenhöfer im Zug zur Einschulung nach Holland. Als er ein halbes Jahr später zurückkam, gab es den Arbeitgeber nicht mehr. Unidata hatte sich aufgelöst, war zu Philips Data Systems geworden. Man hatte bloß vergessen, es ihm zu sagen.

Das war 1976. Heute ist der 59-Jährige beim Computerriesen Hewlett Packard der Vice President Enterprise Services CEE. Er selbst wechselte den Arbeitgeber nie. Trotzdem lassen sie sich nicht an einer Hand abzählen. Ehrenhöfer erlebte sechs Merger und einen Split. Was er dabei gelernt hat, erzählt er hier.

Nach seiner Rückkehr aus Holland kletterte er rasch die Karriereleiter hinauf. „Zuletzt war ich der jüngste Prokurist.“ Zuletzt, das war 1992, als die Firma erneut geschluckt wurde, diesmal von Digital Equipment. Man bot ihm an, das europaweite Support Management aufzubauen. Dafür sollte er ganz nach Holland übersiedeln.

„Meine Familie war anfangs gar nicht begeistert. Die Kinder waren zwölf und 14 Jahre alt. Die erste Liebe . . . sie sollten nachkommen. Kaum war ich zwei Wochen dort, hieß es nicht mehr aufbauen, sondern auflösen.“ Ein Jahr später war das erledigt. Ehrenhöfer kehrte zu den Seinen nach Wien zurück, die gar nicht erst übersiedelt waren. „Das war eine wichtige Lektion: Nie die Heimatbasis aufgeben.“

Achte die Scheidenden
1994 bis 1998 verbrachte er im Schwarzwald, um dort die Integration eines weiteren Zukaufs, Kienzle Data Systems („die haben auch Kuckucksuhren gemacht“) zu leiten. Es erforderte einiges Fingerspitzengefühl, die bislang patriarchalisch geführten Mitarbeiter in eine amerikanische Firma zu integrieren.

Kaum zurück, wurde Digital Equipment von Compaq aufgesogen: „Diesmal war es schmerzhaft.“ Zwei diametral entgegengesetzte Kulturen prallten aufeinander, die eine traditionsbewusst und mit hoher Serviceorientierung, die andere auf schnelllebige Innovationen fokussiert. „Wenn Firmen miteinander verschmolzen oder aufgelöst werden, denken viele Entscheider eher mechanisch. Sie sehen vorrangig die finanziellen Synergien. Aber man darf nicht auf die Menschen vergessen – einschließlich jener, die das Unternehmen verlassen müssen.“

Ehrenhöfer begriff, wie wichtig gütliche Trennungen sind: „Wenn die Verbleibenden sehen, dass man mit den Scheidenden fair und korrekt umgeht, glauben sie an die neue Firma. Sie verstehen ohnehin, dass nicht alle bleiben können.“

Vergiss nie auf den Kunden
2002 wurde Compaq unter großem Mediengetöse mit Hewlett Packard verschmolzen. HP wiederum gab 2014 (einige Umorganisationen später) bekannt, sich aufzuspalten: in eine Firma für PC und Drucker und eine für Lösungen, Software und Infrastruktur, der auch Ehrenhöfer angehört.

Wie kommt man mit so vielen Veränderungen zurecht? „Bloß keine Angst haben. Man kann sich nicht immer die beste Lösung aussuchen. Aber man sollte auch nicht zu viele Kompromisse machen. Sonst fehlt die Motivation.“

Sein Rezept: jede neue Situation möglichst rasch verstehen und sofort beginnen, einen (positiven) Beitrag zu leisten: „Manchmal hatte ich jährliche Jobfolgen. Da muss man schnell sein, denn im nächsten Jahr beginnt die nächste Runde.“ Im neuen Umfeld baute er dann rasch ein Netzwerk auf, ohne sein altes zu vernachlässigen: „So wächst es ständig.“
Ehrenhöfer verstand, dass auch Kunden und Partner von der Veränderung betroffen sind. „Sie brauchen viel Aufmerksamkeit. Wenn man nachher analysiert, warum etwas gut oder weniger gut lief, dann waren es die mechanischen Dinge genauso wie die emotionalen.“

Josef Ehrenhöfer ist Vice President Enterprise Services CEE bei Hewlett Packard. Obwohl er selbst nie den Arbeitgeber wechselte, bescherten ihm Merger gleich sechs davon im Lauf seiner fast 40-jährigen Karriere: Unidata, Philips Data Systems, Digital Equipment, Kinzle, Compaq und HP. Mit 1. August spaltet sich HP in zwei Unternehmen auf: eines für Geräte, eines für Services. Diesem wird Ehrenhöfer angehören.

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