Eine Wienerin in Vorarlberg

Porträt. Daniela Kapelari-Langebner leitet beim Bäckermeister Ölz in Dornbirn Vertrieb, Marketing und
Personalentwicklung. Als „logischen nächsten Schritt“ denkt sie über ein Aufsichtsratsmandat nach.

Daniela Kapelari-Langebner war immer eine Blitzstarterin. Mit 22 Jahren war die Döblingerin mit dem Studium fertig, Handelswissenschaften mit Schwerpunkt Marketing. Das Marktforschungsinstitut AC Nielsen engagierte sie vom Fleck weg.
„Ein Glücksgriff“, sagt sie heute, „dort konnte ich meine unterschiedlichen Talente einsetzen: auf der einen Seite Daten analysieren, daraus Empfehlungen für das große Ganze ableiten und Marketing- und Vertriebsentscheidungen vorbereiten und auf der anderen Seite präsentieren und mit ganz unterschiedlichen Menschen kommunizieren.“

Bodenständiges gesucht

Das machte sie lang und in vielen verschiedenen Funktionen, zuletzt als Corporate Communications Manager. Auch das obligate Auslandsjahr absolvierte sie im Konzern bei AC Nielsen Frankfurt.

»"Ich habe so viel gesehen und immer nur beraten, wie man etwas tut. Ich wollte endlich selbst ins Tun kommen.“«

Daniela Kapelari-Langebner, Ölz

Gleichzeitig wuchs eine Unruhe in ihr. „Ich habe so viel gesehen“, sagt sie, „und immer nur beraten, wie man etwas tut. Ich wollte endlich selbst ins Tun kommen.“ Am liebsten bei einem Gegenpol zu ihrem börsenotierten Arbeitgeber: mittelständisch und mit bodenständiger Kultur sollte er sein. Dass sie das in Vorarlberg finden würde, „war so nicht geplant“. Es dauerte nicht lang, bis ein Angebot ins Haus flatterte. Sollte sie als Verkaufsleiterin zu Rauch Fruchtsäften ins Ländle gehen? Wenn es nichts wird, komme ich einfach nach Wien zurück, dachte sie.

Ein Kulturschock? „Keineswegs“, widerspricht Kapelari-Langebner, „die Menschen hier sind offen und freundlich. Ich musste mich nur daran gewöhnen, von der Supermarktkassiererin mit ,Du‘ angesprochen zu werden.“

Bei Rauch konnte sie endlich umsetzen, was sie sich so lang gewünscht hatte: selbst zu gestalten. Der Eigentümer war offen für Ideen, Entwicklungen und Innovationen. In den folgenden zehn Jahren wuchs sie in viele Aufgaben hinein und übernahm bald neben dem Verkauf auch das Marketing und die Verantwortung für Osteuropa. „Das war nur möglich, weil mein Team wirklich gut war. Wir haben gemeinsam die Strategie umgesetzt – und auch miteinander gelacht und gefeiert.“
2005 wechselte sie als Geschäftsführerin Marketing & Vertrieb zum Bäckermeister Ölz, wo gerade ein Generationenwechsel anstand. 300 Mitarbeiter allein im Vertrieb, dazu eine strategische Neuausrichtung hin zu mehr Internationalität und die behutsame Einführung einer neuen Unternehmenskultur – alles Agenden genau nach ihrem Geschmack.

»„Nur wenn ich gut mit mir umgehen kann, bin ich ein Vorbild für meine Mitarbeiter. Ich kann niemanden verändern. Aber ich kann ihn für die Sache begeistern."«

Daniela Kapelari-Langebner, Ölz


Seit 2015 ist sie auch für die Personalentwicklung verantwortlich. Mit Luft nach oben: „Vielleicht ist ja ein Aufsichtsratsmandat der logische nächste Schritt.“
Im Führungsstil hält sie es mit Viktor Frankl und seinem existenzanalytischen Kontext: „Nur wenn ich gut mit mir umgehen kann, bin ich ein Vorbild für meine Mitarbeiter. Ich kann niemanden verändern. Aber ich kann ihn für die Sache begeistern."

Jede Frau anders fördern

In diesem Ansatz fand sie sich im Lehrgang Zukunft.Frauen bestätigt, den sie gerade in Wien absolviert. Ein Kamingespräch mit Werner Wutscher, Ex-Vorstand von Rewe Österreich, blieb ihr besonders in Erinnerung: „Seine Gedanken zu Leadership, Selbstführung und der ganzheitliche Ansatz der vier Lebensbereiche – Persönlichkeitsentwicklung, Gesundheit, Arbeit und Familie/Partner – kommen meinen Werten sehr nahe.“

Die verwirklicht sie etwa in der Frauenförderung im Betrieb. Hier könnte sich Vorarlberg von Wien etwas abschauen: Noch immer sperren die Kindergärten über Mittag zu. Sogar einen eigenen Kindergarten versuchte sie mit Betrieben der Umgebung auf die Beine zu stellen. Doch der Bedarf war zu gering: „Seither geben wir im Unternehmen alle Möglichkeiten, von Teilzeit bis Projektarbeit von zu Hause aus. Wir wollen ja gute Frauen im Unternehmen halten.“
Voraussetzung allerdings: Diese müssten auch wirklich etwas bewegen wollen. Und das hänge vom Einzelfall ab.

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