Die Zeit rast, aber wir arbeiten wie vor 200 Jahren

Neues Arbeiten. Der Film „Augenhöhewege“ zeigt Unternehmen, die unkonventionelle Organisationsformen und Zugänge wählen, und trotzdem oder gerade deswegen erfolgreich sind. Premiere ist am 4. März – auch in Wien.

Mit dem ersten Film, „Augenhöhe“, wollte Sven Franke die Sehnsucht wecken: die Sehnsucht nach anderen Arbeitswelten. Das ist ihm gelungen: Bei mehr als 250 Veranstaltungen wurde der crowdfinanzierte Film gezeigt – und anschließend immer heftig diskutiert.

Geht das? Ökonomisch und menschlich

Nun schicken Franke, Silke Luinstra, Philipp Hansen und Daniel Trebien ihren zweiten Film sprichwörtlich auf den Weg. „Augenhöhewege“ zeigt Unternehmen, die menschlich und ökonomisch erfolgreich sind, wie es Franke formuliert – obwohl oder gerade weil sie unkonventionell organisiert sind. Und der Film geht der Frage nach: Warum machen sich Unternehmen auf den Weg? Was hat, was hat nicht geklappt?

„Wir wollten noch mehr in die Tiefe gehen“, sagt Franke. Dabei liefere der Film keine Blaupausen, „denn die Wege müssen unterschiedlich sein“.

Doch die Beweggründe seien ähnlich: „Sie haben mit dem Menschenbild zu tun, wie wir arbeiten wollen“, sagt Franke. Das bedeute auf der einen Seite, einen Fokus auf die Wünsche der Kunden zu richten, und auf der anderen Seite, möglichst stark das Potenzial der Mitarbeiter auszuschöpfen. Das gelinge immer dann, wenn sie die Möglichkeit haben, Ideen unkompliziert einzubringen, und diese Vorschläge gehört werden – auch wenn sie dann nicht umgesetzt werden, erzeuge das trotzdem Bindung.

» „Wenn man schaut, was sie in ihrer Freizeit machen: Da sind sie kreativ, aktiv, übernehmen Verantwortung – aber im Unternehmen traut ihnen niemand etwas zu.“«

Sven Franke

Dennoch würden die Mitarbeiter nur allzu oft nicht gefragt. „Wenn man schaut, was sie in ihrer Freizeit machen: Da sind sie kreativ, aktiv, übernehmen Verantwortung – aber im Unternehmen traut ihnen niemand etwas zu“, sagt Franke.

„Die Zeit rast, aber wir arbeiten wie vor 200 Jahren“, heißt es an einer Stelle im ebenfalls crowdfinanzierten zweiten Film, der Beispiele neuen Arbeitens aus Deutschland, aber auch aus Österreich und der Schweiz zeigt. So kommt etwa Christoph Haase vom Wiener Unternehmen Tele Haase zu Wort, den „Die Presse“ an dieser Stelle Ende November unter dem Titel „Habe mich selbst wegrationalisiert“ porträtierte. In der Schweiz etwa schaute das „Augenhöhewege“-Team den Mitarbeitern von Haufe Umantis bei der Wahl des Managements über die Schultern.

Glaubenssätze hinterfragen

Premiere hat der Film am 4. März und zwar zeitgleich in acht Orten in Deutschland, in Zürich und auch in Wien. Holger Heller vom Wiener Salon für Wandel lädt in das Wohnprojekt Wien (Krakauer Straße 19). Ihm liege die Diskussion über eine neue Kultur des Arbeitens und künftige Organisationsformen am Herzen, sagt Heller, ebenso über den Ansatz, Gewohnheiten und Glaubenssätze der Arbeitswelt zu hinterfragen.

Zur Premiere in der außergewöhnlichen Location erwartet er Geschäftsführer, HR- und Projektmanager und interessierte Manager der mittleren Ebenen, die „Lust haben, in der Arbeitswelt etwas anderes zu probieren“. Weil Franke und sein Team wollen, dass das Thema möglichst barrierefrei zugänglich ist, steht der Film ab dem Premierenwochenende für nicht kommerzielle Zwecke kostenlos zum Download bereit.

Außerdem haben sie in Hamburg den Verein Augenhöhe Community gegründet, um neue Arbeitsformen in Unternehmen und Gesellschaft zu bringen. Denn, sagt Franke, Unternehmen haben es oft schwer, nicht tayloristisch geprägte Mitarbeiter zu finden. Deshalb ist ihm auch das Projekt „Augenhöhe macht Schule“ ein Anliegen. Und daraus, wagt Franke einen Ausblick, könnte sich auch das nächste Filmprojekt speisen.

Infos und Download ab dem ersten März-Wochenende: augenhoehe-wege.de

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