Auch die Beraterszene ist im Umbruch

Trends. Vielleicht brauchen manche Consulting-Unternehmen demnächst Consultants: Nicht als Mitarbeiter, sondern als Berater, um ihr Geschäftsmodell an die neuen Zeiten anzupassen.

Keine Branche, in der im Moment nicht das passieren würde, was landläufig unter Transformation verstanden wird. Das gilt auch für die Branche, deren Mitarbeiter immer dann zum Einsatz kommen, wenn neues Wissen gefragt ist: Consulting.

Welche Themen werden künftig in der Beratung nachgefragt?

„Klassische Strategieprojekte werden immer weniger“, sagt Tina Deutsch, Co-Founderin und Managing Partner der Beratungsplattform Klaiton. Gefragt sind schnittstellenintensive Querschnittsthemen. Etwa wenn ein neues Geschäftsmodell entwickelt, mehr Raum für Agilität geschaffen, Produktivitätssteigerungen erzielt und Prozesse optimiert werden sollen. „Das alles läuft unter dem großen Mantel Transformation und ist durchzogen von Digitalisierung“, sagt Deutsch, die vor der Klaiton-Gründung für Shell, Bawag/P.S.K. und Deloitte Consulting tätig war.
Stichwort Digitalisierung: Es hänge stark von den Branchen ab, ob Digitalisierung Wunsch bzw. Realität sei. Und: „In Österreich gehört man noch immer – besonders im Mittelstand – zu den Vorreitern, wenn man sich überhaupt mit Digitalisierung beschäftigt.“ Digitalisierung bedeute dann nicht, das Geschäftsmodell zu revolutionieren, sondern auf elektronische Rechnungsbearbeitung umzustellen.
Big Data und Data Analytics würden zwar immer mehr zum Thema, doch gerade, wenn es um Predictive Analytics (datengestützte Vorhersagen) gehe, würden auch die Berater sehr oft und sehr schnell an ihre Grenzen stoßen.

Wie wird sich die Art der Projekte verändern?

„Projekte werden kürzer und iterativer“, sagt Deutsch. Folien zu produzieren reiche nicht mehr, zumal der Anspruch der Kunden steige. Die Führungskräfte, die Consultants beauftragen, seien schließlich vielfach selbst ehemalige Berater. Außerdem gelte es, sich auf den Outcome zu fokussieren, nicht auf den Output: Wenn etwa online neue Kunden gewonnen werden sollen (Outcome), sei das nicht automatisch damit erreicht, die neue Website fertigzustellen (Output).
Noch etwas: Gefragt sind immer kreativere Lösungsansätze. Das erfordere heterogene Teams, die sich dem Thema auf völlig neue Weise annähern.

Welcher Typ Berater wird die besten Jobchancen haben?

„Juniors“ werden weniger gefragt, die Kunden sind einfach nicht mehr bereit, für wenig erfahrene Berater Geld auszugeben. Das heißt für die Consulting-Unternehmen, neue Wege zu finden, Juniors an das Senior-Niveau heranzuführen. Denn kaum jemand wird es sich leisten wollen, Juniorleistungen kostenlos anzubieten.
Abgesehen davon wollen Kunden Berater, „die anpacken und nicht nur strategisch denken“, sagt Deutsch. Da Wissensvermittlung nicht mehr die zentrale Leistung eines Beraters sein kann – das können sich Unternehmen selbst organisieren –, geht es mehr um Projektmanagement und -begleitung.
Gesucht sind nach wie vor exzellente Analysten und Strategen, aber auch Kreative, Coder und Andersdenker.

Wie wird sich der Consulting Markt entwickeln?

Die Prognosen sind sehr gut. Für das Jahr 2017 ist ein Wachstum von sieben Prozent prognostiziert. Schon jetzt macht Beratung zum Thema digitale Transformation 15 Prozent des Markts aus. Zwei Drittel liegen im Technologie Consulting. „Operational Improvement ist ebenfalls auf dem Vormarsch“, sagt Deutsch.

Wie werden sich die Consulting-Geschäftsmodelle verändern?

Traditionelle Beratungsfirmen kämpfen mit ihren relativ hohen Overheadkosten. Damit tun sich Online-Plattformen wie Klaiton – die einzige in Österreich – leichter.
Beinahe wie bei einer Datingplattform werden Kunde und Berater innerhalb von 48 Stunden zusammengspannt. Wobei Klaiton mit dem Kunden erarbeitet, was genau er nachfragt. Steht das fest, können sich Berater aus dem Netzwerk für das Projekt bewerben, ohne in diesem Schritt zu sehen, wer der Auftraggeber ist. Die Kunden sehen die anonymisierten Beraterprofile und wählen aus, erklärt Deutsch.
Davon würden kleinere Unternehmen profitieren. Eine Untersuchung zufolge finden es 94 Prozent schwer, den richtigen und passenden Berater zu finden.

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