“Man muss den Jungen etwas bieten, damit sie bleiben.“

Trainees: Wenn Karrieren nicht mehr linear und im selben Unternehmen verlaufen, lohnt sich der Aufwand dann noch?

Schon auf der Uni hat Julia Fürlinger, 23, Kontakte geknüpft. Ihr heutiger Chef war Vortragender auf der Kremser Fachhochschule, wo sie ihren Magister in exportorientiertem Management gemacht hat. Wie viele Unternehmen wählt Raiffeisen International diesen Weg, um mit vielversprechenden Talenten in Kontakt zu treten - bevor andere sie entdecken.

Julia Fürlinger hat ihr 15-monatiges Traineeship großteils schon absolviert und dabei ihren Platz in der Handelsfinanzierung gefunden: „Man landet oft in der Abteilung, in der man am längsten war. Sofern man sich dort wohlgefühlt hat, gut war und eine Planstelle frei ist.“ Für sie ist die wichtigste Eigenschaft eines Trainees Flexibilität: „Man kann das Programm genau auf seine Bedürfnisse zuschneiden lassen. Sofern man weiß, was man will.“ Im Sommer steht der letzte Teil auf dem Programm, ein vierwöchiger Aufenthalt bei einer Netzwerkbank. Er wird sie nach Russland führen.

Während des ganzen Prozesses standen ihr und ihren Kollegen sowohl der Programmkoordinator zur Seite, der für alle Trainees verantwortlich war, als auch der jeweilige Beauftragte in den Abteilungen: „Das sind meist selbst Ex-Trainees. Sie wissen am besten, was wir brauchen.“ Den Aufwand danken die Absolventen mit ihrer Treue: Von den Trainees der letzten zehn Jahre sind drei Viertel noch heute im Haus.

Auf Augenhöhe

Noch am Anfang seiner Trainee-Karriere steht Philipp Wolfram, 29. Der Jurist machte nach der Sponsion noch einen LL.M. in Europarecht in Paris. Nach seiner Heimkehr schickte er eine einzige Bewerbung ab, für das Traineeship der Industriellenvereinigung: „Es hat einen ausgezeichneten Ruf.“ Der Ausleseprozess war fordernd. Man musste mit Intelligenz, Fachwissen, Auftreten und Persönlichkeit glänzen, „besonders auf Sozialkompetenz wird großen Wert gelegt.“ Das Programm ist eines der am längsten dauernden und besteht aus je einem Jahr im eigenen Haus, in einer internationalen Organisation und in der Privatwirtschaft: „Dort bleiben die meisten dann hängen.“ Besonders beeindruckt Philipp Wolfram „die Augenhöhe mit den Bereichsleitern. Alles andere als ein Praktikantengefühl!“

Zu schade zum Kaffeekochen

Diese „Evolution“ bestätigt auch Melanie Eckl-Kerber, Vorsitzende der Netzwerkplattform TraineeNet: „Heute werden Trainees nicht mehr zum Kaffekochen und Kopieren geschickt. Es ist allen bewusst, dass sie in zehn Jahren leitende Positionen haben können.“ Doch wenn Karrieren nicht mehr linear und im selben Unternehmen verlaufen, lohnt sich der Aufwand dann noch? „Man muss den Jungen etwas bieten, damit sie bleiben.“ Das sind dann Wohlfühlfaktor, Weiterbildung, Wertschätzung – und sofort nach Abschluss ein besser bezahlter Job.

Veranstaltungstipp:
Trainee Convention“, 13. Mai ab 17 Uhr, Haus der Industrie

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