Jeder Dritte hat Mobbing am Arbeitsplatz erlebt

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Weit über die Hälfte der Arbeitnehmer sucht sich aus Angst vor einer Verschlimmerung der Situation keine Hilfe.

Es passiert jeden Tag, branchenunabhängig. Die Konsequenzen können ein dramatisches Ausmaß annehmen, wenn es nicht gestoppt wird: Die Rede ist von Mobbing. Obwohl das Problem in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus von Arbeitgebern und Arbeitnehmern gerückt ist, wird noch nicht genug getan, um Opfern zu helfen und Mobbing zu stoppen.

Im Rahmen einer österreichweiten Studie mit insgesamt 500 Teilnehmern hat sich Viking Blog gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut OnePoll der Thematik angenommen. Ziel ist es, die Hintergründe von Mobbing am Arbeitsplatz näher zu beleuchten.

Mobbing – was ist das eigentlich?

Laut der Wirtschaftskammer Österreichs ist „Mobbing ein Verhalten unter Arbeitnehmern, das darauf abzielt, eine Person zu verletzen, einzuschüchtern, zu entmutigen, auszugrenzen oder aus dem Arbeitsverhältnis zu drängen. Mobbing kann auch von Vorgesetzten ausgehen oder sich gegen solche richten“.

Folgen können schwere psychologische oder psychosomatische Schäden, als auch soziale Isolierung am Arbeitsplatz sein. Von außen ist Mobbing oft schwer zu erkennen, da es sich um einen Gruppenprozess handelt. Der Mobber ist nur ein kleiner Teil in einer Gruppe von Anhängern und Zuschauern, die nicht unbedingt aktiv involviert sind, aber die Handlung geschehen lassen oder sogar unterstützen.

Situation in österreichischen Büros

Zwei Drittel (66,8 Prozent) der österreichischen Arbeitnehmer haben schon einmal Mobbing am Arbeitsplatz erlebt, oder waren selbst Opfer oder Täter. Problematisch ist, dass gleichzeitig 58,4 Prozent der Befragten angaben, dass Mobbing am Arbeitsplatz kein Problem sei.

Mobbing geht in vielen Fällen auch vom Management aus und hat meist einen wirtschaftlichen Hintergrund: Es richtet sich oft gegen ältere Mitarbeiter mit der Absicht, sie aus ihrem Job zu vertreiben oder Kosten einzusparen. So wurden zum Beispiel 18- bis 44-Jährige im Durchschnitt weniger gemobbt (20,6 Prozent) als Personen der Altersgruppe 45 bis 55+ (27,3 Prozent).

Verhalten in einer Mobbingsituation

Wie hoch die Schmerzgrenze eines Menschen ist, variiert stark. Auch wenn sich viele erst spät wehren, so tun sie es doch: 84,2 Prozent der Befragten gaben an, sich in einer Mobbingsituation zur Wehr zu setzen. Für einen Kollegen, der gemobbt wird, würden sich sogar dreiviertel der Befragten einsetzen und entweder mit dem Mobber sprechen oder sich ans Management wenden.

Weit über die Hälfe der Befragten gibt jedoch an, die Angst vor einer Verschlimmerung der Situation würde sie davon abhalten etwas gegen Mobbing zu tun. Knapp zwei Drittel befürchten negativen Auswirkungen auf ihren Job.

Auffällig ist, dass Frauen - die laut der Studie häufiger gemobbt werden als Männer - eher Angst davor haben ihre eigene Situation zu verschlimmern (72,2 Prozent), während Männer eher um ihre Karriere besorgt sind (65,4 Prozent). Frauen haben auch größere Angst, dass sie selbst zum Opfer werden könnten (50 Prozent), wenn sie einem Kollegen helfen und in eine Situation einschreiten. Männer wiederum fürchten negativen Auswirkungen auf ihren Job (53,7 Prozent).

Wie Arbeitgeber helfen können

Der Großteil der Befragten ist sich einig, dass sie die Firma aufgrund von Mobbing verlassen würden (76,1 Prozent). Dieser Umstand und die 22,2 Prozent der Befragten, die sich krankschreiben lassen würden oder trotz der hohen psychischen Belastung weiterarbeiten würden, sollte ein Weckruf für Unternehmen sein. Besonders wenn sie qualifiziertes Personal halten möchten.

In der Realität bekommen viele Mobbingopfer am Arbeitsplatz nicht die Hilfe, die sie benötigen. In knapp einem Drittel der Fälle reagiert die Firma lediglich auf akute Mobbingfälle - oder es wird überhaupt nichts unternommen. Rund ein Viertel der Befragte gibt an, ihre Firma habe Regeln bezüglich Mobbing in den Verhaltenskodex aufgenommen. Lediglich 83 der 500 Befragten sagten aus, dass strenge Maßnahmen von Vorgesetzten ergriffen wurden.

Wie verhalten in einer Mobbingsituation?

Auch wenn es kein Patentrezept gibt, gilt: Wer gemobbt wird, sollte versuchen die Isolation zu verlassen, in die man als Opfer gedrängt wird. Man sollte jene Kontakte bewahren, mit denen der Kontakt grundsätzlich gut ist.

Außerdem sollte die Freizeit genutzt werden, um Kraft zu schöpfen, sich der Familie oder Freunden anzuvertrauen und die Situation zu verstehen. Wichtig ist auch, dass man sich Hilfe bei einer neutralen Person sucht, denn oft kann Rat besser angenommen werden, wenn keine persönliche Verbindung besteht. (red)

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