Kultur-Stationen: Freude! Im Wald und auf der Heide

Webers „Freischütz“ passt prächtig in die wilde Natur von Gars am Kamp.
Webers „Freischütz“ passt prächtig in die wilde Natur von Gars am Kamp.(c) Gars/Lukas Beck
  • Drucken

Naturmystik in Gars, saftige Komik auf der Franzensburg: Was der Sommer alles bringt.

„Die schöne Helena“, sehr frei nach Offenbach, mit Adi Hirschal, Laxenburg.
„Die schöne Helena“, sehr frei nach Offenbach, mit Adi Hirschal, Laxenburg.(c) Laxenburg/Marlene Koenig
„Charleys Tante“ mit Stefano Bernardin, Eva-Maria Marold in Asparn/Zaya.
„Charleys Tante“ mit Stefano Bernardin, Eva-Maria Marold in Asparn/Zaya. (c) Asparn/Wiener Metropol
„West Side Story“, Leonard Bernsteins Musical-Klassiker, ab 25. 7. in Staatz
„West Side Story“, Leonard Bernsteins Musical-Klassiker, ab 25. 7. in Staatz(c) Staatz/Martin Hesz

„Milch des Mondes fiel aufs Kraut“, wer noch nichts mit Oper zu tun hatte, denkt jetzt an traute Zweisamkeit in lauen Sommernächten auf eigens von Mutter Natur bereiteter Biobasis. Für Jägerbursch Max in Webers „Freischütz“,  heuer beim Opern Air in Gars zu sehen, endet die Leidenschaft beinahe mit dem Tod seiner geliebten Braut. In die wilde Waldviertler Natur wird die romantische Oper, in der es in Wahrheit auch um gnadenlosen Erfolgsdruck im Beruflichen wie im Privaten geht, bestens passen. Mehr Musiktheater: In St. Margarethen im Burgenland begibt man sich heuer mit Verdis „Aida“ in exotische Gefilde der anderen Art. Es inszeniert erneut „unser Mann in Hollywood“, Robert Dornhelm, der wie viele „echte Österreicher“ im Banat geboren und in die USA ausgewandert ist. Aida Kristin Lewis wiederum stammt wie Bill Clinton aus Arkansas und hat die berühmteste äthiopische Sklavin auch schon an der Wiener Staatsoper gesungen.

Franzobel und Aischylos. Das NÖ Theaterfest feiert dieses Jahr seinen 20. Geburtstag und lockt mit 23 Spielorten. Eines der frühesten Sommerspiele ist ab 22. 6. jenes auf der Franzensburg im Laxenburger Park. Heuer gibt es „Die schöne Helena“, sehr frei nach Offenbach, bearbeitet von Susanne F. Wolf, mit einem Vorspiel, in dem ein unwilliger Dichter namens Homer (Adi Hirschal), der sich lieber dem Ouzo als dem Schreiben widmet, von der Liebesgöttin Venus gezwungen wird, eine Love Story zu verfassen. Hirschal zeichnet auch für das Wiener Lustspielhaus verantwortlich, das heuer wieder mit einem echten Franzobel aufwartet, sein Stück hat schon mal einen heiteren Titel: „Othello, ein Schlechter in Hernals“ (17. 7. bis 30. 8.). Laxenburg und Lustspielhaus sind eher Stätten rustikalen Vergnügens.

Feine, internationale Gastspiele bietet hingegen Art Carnuntum, heuer Shakespeares „Much ado about nothing“ („Viel Lärm um Nichts“) vom Globe Theatre sowie wahrscheinlich den „Gefesselten Prometheus“ des Aischylos.

Erinnern Sie sich noch an „Charleys Tante“? Ja, 1963 mit Peter Alexander! Schätzen Sie, wie viele Promis die Geschichte vom Lord, der sich in eine Lady verwandeln muss, um als Anstandsdame seinen beiden Freunden Rendezvous zu ermöglichen, auf der Bühne gespielt haben? Fast 30! Darunter Größen wie Heinz Rühmann,  Alec Guinness oder Curt Bois. Im Filmhof in Asparn an der Zaya im Weinviertel inszeniert heuer Vicki Schubert die unverwüstliche Travestiekomödie mit Stefano Bernardin, Eva-Maria Marold, Ronald Kuste (ab 15. 7.). Ferner gibt’s im Filmhof Kabarett, zu Gast sind heuer etwa Eva Billisich, Andrea Händler, Lukas Resetarits, Gregor Seberg.

Aua! Schauplatzwechsel ins Waldviertel: Wo drückt der Schuh? Überall, speziell die Lunge ist angegriffen: Auf der Rosenburg zeigt Intendant Alexander Wächter ab 4. 7. Molières „Eingebildeten Kranken“, er inszeniert auch und hat eine Menge Aktuelles in dem Stück gefunden, zum Beispiel den Hang zur Alternativmedizin, in der es viel von dem gibt, was man früher Quacksalberei genannt hat. Auch Hypochondrie und der Arzt als gute Partie für die Tochter, der auch gleich den Schwiegervater behandeln soll, sind heute keineswegs unbekannt.

Musicals sind heuer etwa auf der Felsenbühne Staatz (Bernsteins „West Side Story“ über Clankriege in New York) oder in Amstetten zu erleben: In der dortigen Johann-Pölz-Halle bringt Werner Sobotka „Flashdance“ heraus – in der Choreografie von Ramesh Nair. Die Story: 18-jährige Schweißerin gefällt nachts als Tänzerin in einer Bar, sie träumt von der großen Karriere und – oh Wunder! – schafft es. „Ein eineinhalbstündiger Werbefilm, der für sich selbst Reklame macht, nichts sonst“, verriss der „Spiegel“ diese schon 30 Jahre zählende Aschenputtelvariation, doch Teenies lieben diese „Schulsachen“ (Youngsters kommen groß raus), sie werden immer wieder neu erfunden: „Grease“, „Fame“, „High School Musical“ und so fort.

Einen interessanten Boom erleben auch Horváths „Geschichten aus dem Wiener Wald“, die man offenbar wie Schnitzlers „Weites Land“ (Reichenau) nicht oft genug sehen kann: Bei den Wiener Festwochen, in Bregenz und auch in Baden wird der nicht ganz zutreffend Volksstück genannte Psychoklassiker gegeben: In Baden inszeniert Birgit Doll, die einstmals eine wunderbare Marianne war – in Maximilian Schells Verfilmung, selbst ein Klassiker, in dem 1979 Helmut Qualtinger, Hanno Pöschl und sogar André Heller (den fiesen Hierlinger) spielten. Auf der Bühne Baden sind unter anderem Petra Morzé und Christine Jirku zu sehen (ab 26. Juli).

Recycling und Erdöl.
Von 10. Mai bis 10. August treibt das NÖ Viertelfestival, das Crossover-Event für Profis und Laien, an vielen Orten sein Wesen und Unwesen. Unter dem heurigen Motto „Naturmaschine“ gibt’s z. B. eine Schatzsuche mit einem Waldschratkind, eine „Hänsel-und-Gretel“-Kinderopernwanderung, eine Krachmaschine zu der auch Erwachsene interessierenden brennenden Frage „Wann wird Lärm nervig?“ oder ein Projekt über „Natürlich junge Kunst“, das Schüler mit Künstlern aus Afrika, Tschechien und Österreich zusammenspannt. Es geht um Recycling („Kühe sterben, Flaschen nicht“),  Ölrausch im Waldviertel oder futuristische Skulpturen aus Naturmaterialien.

Mehr für Kids: „Alice im Wunderland“, neu erzählt, beim Märchensommer in Poysbrunn (3. 7. bis 24. 8., ab vier Jahren), „Romeo und Julia“, die neue Welt, eine Uraufführung vom Teatro im Stadttheater Mödling am 17. 7. (ab sechs Jahren) oder „Draculade“-Mondscheinführung auf Burg Forchtenstein (17. 5, 14. 6. und 12. 7.).

Last, but not least – Diverses: Das Festival Retz bringt heuer „Juditha Triumphans“, die Geschichte von Judith und Holofernes, ein szenisches Oratorium von Vivaldi (ab 3. Juli). Waltraut Haas spielt bei den Wachaufestspielen in Weissenkirchen in dem unvergesslichen Rührstück „Der Hofrat Geiger“ (Paul Hörbiger! Hans Moser!) – der heute ein Macho-Lump wäre, der sein Mädel verlassen hat. Haas’ Sohn Marcus Strahl ist im Wachauer „Jedermann“ zu sehen. Im Thalhof in Reichenau inszeniert Helga David „Casanovas Heimfahrt“, eine Schnitzler-Novelle (ab 18. 7.).

Tipp

Weitere Kultur-Stationen: „Inferno“, Stationentheater im Mödlinger Bunker, „Zerbinettas Befreiung“ von Herzmanovsky-Orlando bei den Sommerspielen Haag (Intendanz: Christoph Wagner-Trenkwitz), „Plötzlich Prinz“ auf Schloss Weitra.
www.theaterfest-noe.at

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.