Kristina Sprenger: „Ich bin kein Angsthase“

Neubeginn. Kristina Sprenger hat ab ­dieser Saison die Intendanz in Berndorf.
Neubeginn. Kristina Sprenger hat ab ­dieser Saison die Intendanz in Berndorf.(c) Christine Ebenthal
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Von der Kommissarin zur Dame vom Escortservice: Kristina Sprenger über 177 Folgen „Soko Kitzbühel“, ihre Intendanz in Berndorf und die Komödie „Katzenzungen“.

Die Rosa glaubt wahrscheinlich, alle Leute, die sie kennt, kommen irgendwann ins Fernsehen“, sagt Kristina Sprenger über ihre dreijährige Tochter, die an Prominente gewöhnt ist. 13 Staffeln lang ermittelte die gebürtige Tirolerin Kristina Sprenger an der Seite von Kommissaren wie Heinz Marecek, dem mittlerweile als Bergdoktor amtierenden Hans Sigl oder Jakob Seeböck in der Krimi-Serie „Soko Kitzbühel“.

Im heurigen Februar löste Julia Cencig Sprenger ab, die bald wieder drehen wird, vor allem aber von Michael Niavarani die Intendanz der Sommerspiele Berndorf übernommen hat. Als ihre erste Premiere bringt Sprenger „Katzenzungen“ von Miguel Mihura heraus, ein ehrwürdiges Komödienaltertum. Es geht um einen Junggesellen aus wohlhabendem Haus, der sich in eine Prostituierte verliebt, dieses aber nicht weiß oder nicht wahrhaben will und das Mädchen seiner noblen Verwandtschaft als seine Zukünftige vorstellt: Mutter und Tante sind begeistert. Berühmt ist vor allem die Aufführung mit Helene Thimig als Tante Fini und Elfriede Ott als Stupsi, die „Asphaltblüte“, in den Wiener Kammerspielen 1966. „Die Katzenzungen“ waren immer wieder ein Renner, zuletzt spielten 2001 Sandra Cervik und Michael Dangl, ebenfalls in den Kammerspielen, das junge Paar, die Ott inszenierte.

Alice Schwarzers Kampagne zur Abschaffung der Prostitution wirbelte jüngst einigen Staub auf. Die Ausbeutung von Frauen im ältesten Gewerbe der Welt betrachtet man heute kritischer als vor 50 Jahren. Darf man damit noch Komödie spielen? „Wir nehmen uns heraus, der Geschichte eine gewisse Romantik zu geben, die Prostitution im wahren Leben sicher nicht hat“, sagt Sprenger, die die „Strichkatz“ Stupsi spielen wird, die allerdings „nicht auf der Straße steht, sondern bei einem Escortservice arbeitet. Wir erzählen ,Katzenzungen‘ als Märchen, als eine Art ,Pretty Woman‘-Geschichte. Im Stil der Fünfzigerjahre. Eine kleine Nostalgie ist gewollt.“

Ist sie selbst dafür, Prostitution zu verbieten? „Nein. Etwas zu verbieten, hat noch nie funktioniert. Es wird dann nur schlimmer, weil das Ganze in die Illegalität und Kriminalität gedrängt wird. Ich möchte aber jetzt schon betonen, dass ich mit der Programmierung kein Signal in eine bestimmte Richtung senden wollte. Das Leben ist natürlich anders als dieses Stück. Es passieren allerdings sonst auch viele Dinge auf der Bühne, die im richtigen Leben nicht passieren.“

Mit Lotte Ledl, früher am Burgtheater, und Erika Mottl, lange am Volkstheater, konnte Sprenger zwei Schauspieler-Kaliber für die Rollen der beiden älteren Damen gewinnen: „Bühnenbild und Kostüme sollen im Stil des Films ,Acht Frauen‘ sein. Wir wollen das Publikum in die Vergangenheit führen und ein bisschen verzaubern“, verspricht Sprenger. Das wird auch nötig sein, denn Niavarani lieferte mit seinen Aufführungen Kassenschlager, die schwer zu toppen sein werden.

Sprenger weiß das: „Niavarani ist ein Selbstläufer. Das ist ja bekannt. Wir wollen bewusst etwas anderes und etwas Neues machen und uns von seinem mehr kabarettistischen Zugang absetzen.“ Kann sie nach 177 Folgen „Soko Kitzbühel“, die 600.000 bis 900.000 Zuschauer pro Folge hatten, in Deutschland sogar 4,5 Millionen, noch Krimis im Fernsehen ertragen?

„Krimi-Serien schau ich nicht gern an. Das ist wie bei einem Bäcker, der irgendwann auch einmal keine Krapfen mehr sehen will“, meint Sprenger. „Aber ich lese gern Krimis, vor allem die nordischen, die fliegen einem so zu, speziell im Urlaub, da liest man sie in einem Tag aus.“ War Sprenger, Tochter eines Forstingenieurs, die bei Elfriede Ott am Wiener Konservatorium studiert hat, bei den Dreharbeiten für „Soko Kitz“ jemals selbst in Gefahr? „Nein. Ich musste klettern, ich bin auf Kränen gehangen. Aber ich bin kein großer Angsthase. Wenn man jung ist, halbwegs geschickt und sportlich, macht man halt gewisse Sachen, die man 20 Jahre später nicht mehr wagen würde“, sagt die 38-Jährige. Beruf und Privatleben kann sie anscheinend gut vereinbaren.

Liebe zur Natur. Denkt sie an weitere Kinder? „Im Moment nicht, mir reicht die Rosa und unser junger Hund. Ich bewundere jeden, der Beruf und Privatleben unter einen Hut bringt, besonders Frauen, die drei oder vier Kinder haben und keine Hilfe und die sich keinen Kindergarten leisten können, der lang offen hat.“ Was macht Sprenger in ihrer Freizeit? Sie wirkt so jugendlich und drahtig, als würde sie täglich ins Fitnessstudio gehen. „Nein, für mich ist ein Fitnessstudio eine Qual. Da muss ich ja wieder mit Leuten reden. Für mich ist es fein, wenn ich allein bin. Ich geh wahnsinnig gern in den Wald, laufen. Ich liebe die Natur, die Berge, die Seen. Ich brauch auch keine Sportarten wie Tennis, bei denen man sich mit jemandem etwas ausmachen muss. Das ist nicht meines.“

Wird sie auf der Straße angesprochen? „Vor allem nach der Geburt meiner Tochter und jetzt wegen des Hundes. Es hat doch fünf oder sechs Jahre gedauert, bis mich die Leute als Ermittlerin erkannt haben. Manche Leute sagen: ,Ich kenne Sie!‘ Dann sag ich: ,Nein, wir kennen uns nicht.‘ Dann sagen die: ,Doch.‘ Dann sag ich: ,Vielleicht vom Fernsehen?‘“ 

Tipp

„Katzenzungen“ von Miguel Mihura im Stadttheater Berndorf von 14. 8. bis 14. 9. mit Lotte Ledl, Erika Mottl, Kristina Sprenger, Jörg Stelling, Hubert Wolf, Robert Kolar. Letzterer macht auch die Bearbeitung. Alexander Kuchinka inszeniert.
www.berndorf-online.at

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