Habermas: Politik ist an Finanzkrise schuld

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Der deutsche Philosoph hält die Politik für verantwortlich: "Spekulaten haben sich im Rahmen der Gesetze" bewegt. Das Finanzdebakel mache eine neue Weltordnung erforderlich.

Die Politik trifft nach Ansicht des Philosophen Jürgen Habermas die Schuld an der weltweiten Finanzkrise. Es sei Heuchelei, dass jetzt mit dem Finger auf Sündenböcke gezeigt werde, sagte der 79-Jährige dem Wochenmagazin "Die Zeit". "Auch die Spekulanten haben sich im Rahmen der Gesetze konsequent nach der gesellschaftlich anerkannten Logik der Gewinnmaximierung verhalten. Die Politik macht sich lächerlich, wenn sie moralisiert, statt sich auf das Zwangsrecht des demokratischen Gesetzgebers zu stützen. Sie und nicht der Kapitalismus ist für die Gemeinwohlorientierung zuständig."

Globalisierung politisch gesteuert werden

Es sei eine "himmelschreiende soziale Ungerechtigkeit", dass nun die "verletzbarsten sozialen Gruppen am härtesten" getroffen würden, sagte der Sozialwissenschaftler. Das Finanzdebakel mache eine neue Weltordnung zwingend erforderlich. Die Globalisierung müsse endlich politisch gesteuert werden und bestehende Institutionen wie die Vereinten Nationen reformiert und ausgebaut werden.

Habermas kritisierte in der "Zeit" auch eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft. Es sei von "abgründiger Komik, wie Wirtschaftsmanager - und nicht nur die - dem Elitegeschwätz unserer Talkrunden auf den Leim gehen, sich allen Ernstes als Vorbilder feiern lassen und mental den Rest der Gesellschaft unter sich lassen (...) Was, bitte, soll am Charakter von Leuten in Führungspositionen, die ihre Arbeit halbwegs ordentlich tun, exemplarisch sein?"

(Ag.)

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