„ghjk“, das stand für Qualität: Zum Tod Gerhard Kramers

Der Wiener Jurist, Dirigent und „Presse“-Musikkritiker Gerhard Kramer starb 81-jährig in Wien.

Mehr als vierzig Jahre lang war Gerhard Kramer als Musikkritiker für diese Zeitung tätig. Sein Kürzel „ghjk“ bürgte für Qualität. Dass er, der Hofrat im Verfassungsgerichtshof, so profunde Urteile über musikalische Sachverhalte zu fällen wusste und nicht zuletzt in Sachen Alte Musik firm war wie kaum ein zweiter, mochte manchen Leser verwundern. Doch Kramer war schon als Schüler des Piaristengymnasiums als vielseitige Begabung aufgefallen und betrieb nicht nur die Juristerei mit höchstem Professionalismus. Sein musikalisches Rüstzeug holte er sich als Student bei legendären Wiener Kapazitäten wie Josef Mertin (Aufführungspraxis), Karl Schiske (Komposition) und Hans Swarowsky (Dirigieren).

Kramer gründete – meist in Zusammenarbeit mit der Jeunesse – Ensembles wie das Convivium musicum oder das Wiener Barockensemble, machte sich für die Wiederaufführung von bedeutenden Versatzstücken des österreichischen Barock stark, studierte die erste Gesamtaufführung von Cestis „Pomo d'oro“ ein und leitete vor allem über Jahrzehnte als Regens Chori der Basilika Maria Treu die musikalischen Aufführungen in der Piaristenkirche.

Dort betreute er ein Repertoire, das von der Renaissance bis zur zeitgenössischen Musik reichte und auch Kompositionen seines Lehrers Schiske oder Anton Heillers ins liturgische Leben einband.
Ungezählt sind die Programmheftbeiträge, die Gerhard Kramer über die Jahre hin zu Musik aller Stilrichtungen verfasste, diverse Kuratorien und Beiräte sicherten sich Kramers musikalische Expertise. Am 24. Dezember starb „ghjk“ nach kurzer Krankheit in Wien. (sin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.12.2015)

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