Festwochen: Künstler sehen SP-Intervention

(C) Csaba Nemes
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Es soll versucht worden sein, das Podium einer Diskussion über den Morzinplatz zu beeinflussen.

Die Festwochen-Reihe „Into The City“ befasst sich heuer mit dem Wiener Morzinplatz, wo einst das mondäne Hotel Métropole stand. Es wurde 1938 gleich nach der NS-Machtübernahme für die Gestapo beschlagnahmt, als deren Hauptquartier. Schon 1949 forderte der KZ-Verband die Errichtung eines Denkmals für die NS-Opfer dort; nachdem die Stadt Wien zwei Jahre nichts dazu getan hatte, beschloss er, einen Gedenkstein „ohne Bewilligung der ,Obrigkeit‘“ zu errichten, und tat es. Er wurde 1985 durch das heute noch stehende Denkmal ersetzt.

„Was sie unterließ, haben wir getan“: Unter diesem Motto ist für 13.Juni eine Podiumsdiskussion über die Erinnerungskultur auf dem Morzinplatz angesetzt. Daran soll auch Harald Walser, Bildungssprecher der Grünen im Nationalrat, teilnehmen. Er befasst sich seit Langem mit der NS-Vergangenheit, etwa mit jener der Philharmoniker. Doch auf der Festwochen-Homepage fehlt sein Name. Das beklagen die Organisatoren der Diskussion (die Künstler Zsuzsi Flohr und Eduard Freudmann, der Musiker Benjy Fox-Rosen und die Kuratorin Luisa Ziaja) in einem offenen Brief: Sie berichten von Versuchen, „parteipolitisch in dieses Projekt zu intervenieren“. Mitarbeiter des SP-Kulturstadtrats Andreas Mailath-Pokorny hätten „wiederholt“ von ihnen verlangt, entweder Harald Walser aus- oder zusätzlich einen SP-Politiker einzuladen.

„Alle Parteien die gleiche Chance“

Daniel Benyes, der Mediensprecher des Kulturstadtrats, rechtfertigt das als „demokratische Selbstverständlichkeit“: Walser sei „als Vertreter seiner Partei“ bei der Diskussion, so sollten „auch alle anderen Parteien die gleiche Chance haben, ihren Standpunkt zu vertreten“; schließlich werde die Veranstaltung aus öffentlichen Mitteln finanziert. (Von anderen Parteien als SPÖ und Grünen war bisher allerdings nicht die Rede.) Mit Wolfgang Schlag, dem Leiter von „Into The City“, habe es nur ein einziges Gespräch in dieser Angelegenheit gegeben, erklärt Benyes.

Die Organisatoren der Diskussion kündigten an, dass sie das Podium „selbstverständlich nicht verändern“ werden. Die Festwochen betonen indessen in einer Aussendung, dass sie „einzig für die Produktionsabwicklung“ von „Into The City“ verantwortlich seien. Für die inhaltliche Gestaltung dieser Reihe gibt es einen eigenen, extra subventionierten Verein namens Kulturverein 21. (APA/tk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.06.2015)

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