Mark Lilla: „Die jungen Amerikaner sind entpolitisiert“

Der Streit darüber, welche öffentlichen Toiletten Transsexuelle besuchen können sollen, wurde von Aktivisten in den USA vor dem Präsidentschaftswahlkampf zu einer Staatsfrage aufgebauscht.
Der Streit darüber, welche öffentlichen Toiletten Transsexuelle besuchen können sollen, wurde von Aktivisten in den USA vor dem Präsidentschaftswahlkampf zu einer Staatsfrage aufgebauscht.(c) REUTERS (Jonathan Drake)
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Der US-Politikwissenschaftler Mark Lilla von der Columbia University kritisiert die intellektuelle Mode der Identitätspolitik, die von Amerikas Hochschulen ausgehend viele junge Linksliberale von der Gesellschaft entfremdet habe.

Nach der US-Präsidentenwahl haben Sie den politischen Abstieg der Linken mit deren Fixierung auf Identitätspolitik begründet, also die Betonung der Unterschiede von Minderheiten. Ist also eine Handvoll französischer Philosophen – Strukturalisten, Poststrukturalisten, Männer wie Michel Foucault – schuld daran, dass Donald Trump Präsident ist?

Mark Lilla: Nein. Das wäre zu einfach. Ich denke aber, dass sie dazu beigetragen haben, dass die amerikanische Vorstellungskraft in den vergangenen rund 30 Jahren von den Republikanern übernommen worden ist. Linke Amerikaner sind seither zu zwei Dingen unfähig: erstens, ein alternatives Bild des guten Lebens und Amerikas Gegenwart und Zukunft zu zeichnen, das ebenso überzeugend ist wie jenes, das Ronald Reagan uns angeboten hat und mit dem wir noch immer leben. Zweitens – und hier ist die Verbindung zu den Philosophen direkter – haben amerikanische Liberale und Linke den Blick darauf verloren, eine klare Botschaft zu formulieren und damit Wahlen zu gewinnen.

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