Wie Urlaub in der Natur Künstler und Denker beflügelte

Claude Monet: Fluss/Am Ufer der Seine bei Bennecourt, 1868
Claude Monet: Fluss/Am Ufer der Seine bei Bennecourt, 1868Art Institute of Chicago
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Arthur Schnitzler arbeitete am Semmering, Nietzsche fantasierte sich im Engadin seinen Übermenschen herbei, Freud analysierte die Psyche sogar noch auf der Rax.

Peter Altenberg war ein Urlauber wie wir, nur euphorischer: „Ohne Reichenau kein Sommer, kein Leben, kein Glück! Die Hoffnung auf Reichenau hielt uns alle aufrecht in den Widerwärtigkeiten des Lebens“. Der Kaffeehausliterat war einfach froh, mit seiner Familie der Großstadt für einige Wochen zu entkommen. In seinem Stammzimmer im Thalhof konnte er die „geliebte Waldaussicht“ genießen „und alles andere – vergessen“. Aber für so manch andere Künstler und Geistesgrößen war die Auszeit in der Natur weit mehr: eine Phase der Schaffenskraft. Zuweilen geriet ihnen die Landschaft auch zum Schauplatz einer Erleuchtung. Kommen uns aber umgeben von Bergen, Wäldern und Meer tatsächlich die besseren Gedanken?

Folgen wir der ersten Spur, den Gästen am Semmering. Aber ach, sie waren Workaholics. Arthur Schnitzler verlegte seinen Arbeitsplatz ins Südbahnhotel, als Außenstelle des Wiener Lebens. Er beobachtete die Menschen und setzte sie in Theaterrollen um. Sigmund Freud analysierte die Psyche sogar noch auf der Rax: Die Neurose der Wirtstochter von der Otto-Hütte brachte seine Theorie einen entscheidenden Schritt voran.

„Komponierhäuschen“ am Attersee und Wörthersee

Gustav Mahler verlegte gar sein ganzes Schaffen in die Ferien. Über den Rest des Jahres stresste sich der Komponist als Kapellmeister, nur die Spielpause reservierte er für seine Berufung. Wie ein Eremit zog er sich jeden Vormittag in kleine Holzhütten zurück, die „Komponierhäuschen“ – am Attersee, am Wörthersee, in Toblach. In absoluter Ruhe, niemand durfte ihn stören. Danach ließ er sich auf Spaziergängen und Bootsfahrten zu neuen Klangbildnern inspirieren. Ein Ruderschlag führte ihm das erste Thema der Siebenten Symphonie zu. Einem Gast am Attersee, wo seine Dritte entstand, erklärte er vor dem Bergpanorama: „Sie brauchen gar nicht mehr hinzusehen – das habe ich alles schon wegkomponiert“.

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