"Dallas"-Star Larry Hagman ist tot

DallasStar Larry Hagman
DallasStar Larry Hagman c AP
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Schauspieler Larry Hagman alias J.R. starb mit 81 Jahren an Krebs. Weltberühmt wurde er als Kapitalistenschurke. Privat war er das Gegenteil.

Er werde J.R. spielen, bis er tot sei, sagte Larry Hagman – und so kam es auch: Am Thanksgiving-Wochenende erlag der Schauspieler im Familienkreis seinem Krebsleiden. „Larry war zurück in seinem geliebten Dallas und spielte nochmal die ikonische Rolle, die er am meisten liebte“, verlautbarte die Familie. „Er ist friedlich entschlafen, ganz so, wie er es sich wünschte.“ Als Hagman 2011 für die aktuelle „Dallas“-Fortsetzung in die Stadt seines Erfolgs heimkehrte, sprach er von einem „behandelbaren“ Hals-Kopf-Tumor: „J.R. ist mit allem davongekommen – Bestechung, Erpressung und Ehebruch. Aber mich hat der Krebs erwischt“, meinte er trocken.

Mit Humor nahm er auch die Rolle seine Lebens: Dass die Öldynastie-Seifenoper „Dallas“ zum 1980er-Serienhit wurde, verdankte sich vor allem J.R. Ewing, dem nach einer Satire des Schriftstellers William Gaddis benannten Intriganten, der beim gierigen Expandieren des Familienunternehmens im Wesentlichen nur vor Mord zurückschreckte und dessen hämisches Lachen ein Refrain der Serie wurde. Mit J.R. „konnte man die Sau rauslassen“, erklärte Hagman den Reiz der Figur, der er prophetische Qualität zubilligte. Die Skrupellosigkeit, mit der J. R. Geldverdienen zur Religion erhob, hätte die heutige Krisenzeit mit ihren betrügerischen Investmentbankern vorweggenommen: „,Dallas' zeigte die Arschlochseite des Kapitalismus“, so Hagman kurz und bündig.


Rekordquoten für „Dallas“. Trotzdem genoss er den Ruhm als Fiesling und machte dessen Cowboyhut zum eigenen Markenzeichen: „Wenn ich Leute treffe, wollen sie wirklich, dass ich J. R. bin – es ist schwer, sie zu enttäuschen!“ Außerdem hat ihn der Part reich gemacht: Es gab Rekordquoten, als die Frage „Who Shot J.R.?“ am Ende der dritten Staffel das Publikum ein halbes Jahr lang auf die Folter spannte. Hagman begriff, dass er der eigentliche Star von „Dallas“ war und verlangte für seine Rückkehr einen neuen Vertrag – mit 100.000 Dollar pro Folge (plus Gewinnbeteiligung) erhandelte er eine der Topgagen der TV-Geschichte.

Davor war Hagman lange in der zweiten Reihe geblieben. 1931 wurde er 50 Kilometer von Dallas entfernt in Forth Worth, Texas, geboren. Der schwedischstämmige Vater war Staatsanwalt, seine Mutter Mary Martin wurde nach der Scheidung 1936 als Muse von Rodgers und Hammerstein zum Broadway-Star. Sie legte ihrem Sohn dieselbe Karriere nahe. Anderthalb Dekaden Bühne folgten erste markante Kinorollen, etwa als Übersetzer des Präsidenten im Atomschlag-Drama „Angriffsziel Moskau“ (1964). 1965 kam ein Durchbruch mit der Hauptrolle in der Sitcom „Bezaubernde Jeannie“, es folgten wechselhafte Jahre samt Hagmans einziger Kinoregie „Beware! The Blob“ (1972), die Fortsetzung zum Film um ein außerirdisches Glibbermonster (er inszenierte auch über 30 „Dallas“-Folgen).


Champagner statt Bourbon.
Hagman mochte zwar den Bourbon nicht, den J.R. traditionell nach vollbrachter Schurkerei aus seiner Bar holte, trank aber selbst schwer: „Vier Flaschen Champagner am Tag! Manchmal denke ich, ich habe von den 1980ern nicht viel mitbekommen.“ 1995 rettete eine Lebertransplantation sein Leben, er begann sich für Gesundheitsorganisationen zu engagieren, wurde zum Gesicht der US-Solarindustrie (er besaß die größte private Solaranlage des Landes), übte heftige Kritik an der republikanischen Regierung: Bush junior würde die Nation „in den Faschismus führen“. Hagman war seit den 1960ern bei der „Peace and Freedom Party“, die gegen den Vietnamkrieg kämpfte.

Privat neigte er zu Exzentrik (Polonaisen am Strand von Malibu, Supermarktbesuch im Gorillakostüm), seine Drogenerfahrungen der 1960er ließ Hagman hochleben: Über seinen Kamin hängte er ein Foto von LSD-Entdecker Albert Hoffmann, während seiner Entwöhung pries er Marihuana als bessere Alternative zu Alkohol. Seine Abschiedsvorstellung: „Mein Traum wäre es, dass mein Körper in einem Häcksler zerkleinert und über ein Marihuanafeld gestreut wird. An meinem Geburtstag würden meine Freunde kommen und aus den Pflanzen einen großen Haschkuchen backen. Dann hätten alle ein bisschen Larry in sich und würden drei Tage tanzen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2012)

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