Die 12 sehenswertesten Filme des vergangenen Jahres
30.12.2016 um 18:45
Weltraum, Bilderfluten und viel Pop: "Die Presse"-Filmkritiker Christoph Huber kürt die sehenswertesten Filme des vergangenen Jahres. 12) "Fata Morgana" Regie: Peter Schreiner Mit "Fata Morgana" hat der österreichische Sensibilist Peter Schreiner einen seiner monumentalsten Entwürfe vorgelegt. Die Figuren dieses (Seelen-)Landschaftsfilms durchqueren die libysche Sahara und die Lausitz und debattieren über die letzten Dinge. Außen- und Innenwelt spiegeln einander in monolithischen Panoramen und Nahaufnahmen. Auch ein Film zur Krisenzeit.
(c) Sixpack Films
Regie: Pierre Schoeller Schoellers Porträt eines Verkehrsministers ist ein unkonventioneller, packender Thriller mit albtraumhafter Atmosphäre. In der Hauptrolle: Der (wie stets) großartige Olivier Gourmet – Stammschauspieler der gefeierten Dardenne-Brüder, die hier koproduziert haben.
(c) Filmladen/JEROME PREBOIS
Regie: Nicolas Winding Refn Nicolas Winding Refn lässt Ryan Gosling (in der nach "Drive" zweiten Zusammenarbeit mit dem Schauspieler) durch Bangkoks Rotlichtviertel schlafwandeln. Gosling spielt den Betreiber eines Muay-Thai-Boxklubs, bloß eine Fassade für Drogenhandel. Als sein ruchloser Bruder ermordet wird, eskaliert eine Gewaltspirale der Rache, angetrieben vom „Richter“ (gespielt vom einheimischen Kendo-Lehrer Vithaya Pansingarm) und Kristin Scott Thomas als schreckliche und unversöhnliche Mutter von Goslings Figur. Ein virtuoser exotischer Albtraum.
(c) Constantin
Regie: Veronika Franz, Severin Fiala Der Regisseur und Schauspieler Peter Kern, rastlos und streitbar, ist die widersprüchliche Hauptfigur des Films: Was als Doku daherkommt, ist eigentlich ein hybrides Gebilde, das vor allem vom Prozess des Filmemachens erzählt. Auch dank des begnadeten Unterhalters und Geschichtenerzählers Peter Kern: Denn alles, was er sagt, ist Spiel und bitterer Ernst zugleich.
(c) Polyfilm
von Quentin Tarantino Tarantinos Film mit Christoph Waltz klingt nach Italowestern, ist aber ein explosiver Kommentar zur (Film-)Geschichte der Sklaverei. Als Analyse eines menschenverachtenden Systems ist "Django Unchained“ um einiges unerbittlicher als der Vorgängerfilm "Inglourious Basterds".
(c)
von Peter Strickland In "Berberian Sound Studio" wird ein Brite (ideal besetzt: der kleinwüchsige Toby Jones) nach Rom geholt, um dort einen merkwürdigen Horrorfilm nachzusynchronisieren. Stricklands Film ist ein Meta-Meisterstück der Verschiebung: Der Klang überwältigt das Bild, und ein fiktiver Film fragmentiert die Psyche des Helden und damit die Erzählung.
(c)
(Le dernier des injustes) von Claude Lanzmann Der große französische Dokumentarist setzt dem Wiener Rabbi und letzten Judenältesten Benjamin Murmelstein ein Denkmal - und sich selbst gleich auch. Mit dem neunstündigen Dokumentarepos „Shoah“ (1985) schrieb Lanzmann (Film-)Geschichte. Seit 1999 hat Lanzmann in drei kleineren Filmen Material verarbeitet, das für "Shoah" gedreht war, aber letztlich in andere Richtungen wies. "Der Letzte der Ungerechten" reiht sich in den Nachlesezyklus, ist mit über dreieinhalb Stunden Spieldauer aber nochmals ein monumentaler Wurf.
von Terrence MalickEin reines Fließen erzeugt Terrence Malick in seiner Liebesgeschichte. Die Produktion war (wie immer bei dem Regie-Einzelgänger) geheimnisumwittert; am Ende hat Malick eine ganze Reihe seiner Stars einfach herausgeschnitten. Ben Affleck spielt zwar eine Hauptfigur, sagt aber kaum einen Satz als Liebhaber, dem die Intimität schwerfällt. Noch stärker als in "Tree of Life" verlässt sich Malick fast völlig aufs Bild.
(c) Studiocanal/Mary Cybulski
(Vous n'avez encore rien vu) von Alain Resnais In der starbesetzten Tragikomödie sprengt der französische Altmeister zwei Stücke von Jean Anouilh. Es ist wieder ein vielschichtiges Arrangement um Film und Bühne und Schauspiel(er), um die Liebe und den Tod, dabei mischt Resnais Klassizismus und Experiment noch immer mit einer nachgerade wahnwitzig wirkenden Frische, die vielen jüngeren Kollegen gut anstünde.
(c) Thimfilm/A.BORREL
von Alfonso Cuarón Sandra Bullocks Überlebenskampf im Weltall als digitales (3-D-)Meisterstück - unerreichter Realismus, erzeugt mit fast völlig künstlichen Mitteln. Cuarón setzt auf eine elegant verknappte Dramaturgie, die ständige Spannung erzeugt und nebenbei auch etwas ganz Ungewöhnliches ist im heutigen Hollywood-Kino: ein Arbeitsplatz-Film.
(c) Courtesy of Warner Bros. Picture
von Ulrich Seidl Meisterhafter Mittelteil und unerwartete Coda der Großtrilogie. ''Paradies: Glaube'' ist kein Film über Religion, es geht um den Menschen. Brillant: Ausnahmeschauspielerin Maria Hofstätter. In ''Paradies: Hoffnung'' werden Körper übergewichtiger Teenager beim Training sowie deren Gefühle diszipliniert und eingepeitscht.
(c)
von Michael Bay Pop goes the world! Die USA feiern ihre Apokalypse als Party - mit zwei Filmen, die Verbrechen in der Wohlstandsgesellschaft als perverse Schlussfolgerung des US-Erfolgsrezepts zeigen. Michael Bays unfassbar vulgäre Actionkomödie ''Pain & Gain'' über drei blöde Bodybuilder auf Raubzug ist so etwas wie der Endpunkt des Blockbuster-Kinos. Oder doch eine Satire? Jedenfalls entsetzlich unterhaltsam.
von Harmony Korine Mit "Spring Breakers" präsentiert sich Harmony Korine als Hieronymus Bosch der Hip-Hop-Video-Ära: ein Meisterwerk über Spiritualität und Exzesskultur.
(c) Michael Muller
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