Viennale: "Die Botschaft ist angekommen"

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Die französische Schauspielerin Sandrine Bonnaire gab mit "Elle s'appelle Sabine" ihr Regiedebüt. Die Doku handelt von ihrer autistischen Schwester.

Sandrine Bonnaire ist eine der großen Schauspielerinnen des französischen Gegenwartskinos. Bei der Viennale zeigt sie ihren Debütfilm als Regisseurin. "Elle s'appelle Sabine" heißt die Dokumentation, die die sympathische, zurückhaltende 40-Jährige über ihre zwei Jahre jüngere autistische Schwester Sabine gedreht hat - das Porträt eines nahen Menschen, der zwar bereits als Kind seine Eigenheiten hatte, nach einem fünfjährigen Aufenthalt in einem psychiatrischen Spital jedoch kaum wiederzuerkennen war.

"Elle s'appelle Sabine" zeigt in alten Familienvideos die Erinnerung an ein früheres, sehr fragiles Glück und konfrontiert sie mit der Gegenwart in einem sehr persönlich geführten Pflegeheim in der Charente, wo die schwer von Medikamenten gezeichnete Schwester intensiv betreut wird. Der Film wird morgen, Sonntag, um 16 Uhr in der Urania in Anwesenheit von Bonnaire gezeigt, davor gab sie der APA ein Interview.

Madame Bonnaire, warum haben Sie nach so vielen Jahren erfolgreicher Karriere als Schauspielerin erstmals das Metier gewechselt?

Ich habe den Film nicht gedreht, um mich als Regisseurin zu erproben, sondern um eine tragische Geschichte zu erzählen, um die Gesellschaft und die Politik zu sensibilisieren und um den Blick der anderen zu verändern.

Als Schauspielerin meiden Sie das Rampenlicht. Wie schwer war daher die Entscheidung, in diesem Film so viel Privatheit von sich und ihre Familie preiszugeben?

Das war nicht sehr schwierig. Natürlich ist es ein sehr persönlicher, intimer Film, aber er bleibt sehr zurückhaltend. Ich mag das öffentliche Leben der Stars nicht, doch man muss von sich selber reden, wenn man einen guten Grund dafür hat. Hier geht es um eine fast allgemeingültige Sache, darum, wie man mit geistig behinderten Menschen umgeht. Ich bin froh, dass der Film überall gut ankommt - auch außerhalb Frankreichs.

Sie haben sich bewusst dafür entschieden, Ihre Popularität einzusetzen, um ein Thema zu transportieren, für das andere Dokumentarfilmer nur schwer so ein großes Publikum erreichen können?

Es stimmt, ich glaube, dass mein Name nützlich sein kann und er hat auch geholfen, das Betreuungszentrum, in dem meine Schwester jetzt lebt, zu eröffnen. Ich habe dem damaligen Premierminister Lionel Jospin einen Brief geschrieben und darauf geachtet, dass mein Name ganz groß und unterstrichen auf dem Umschlag stand. (lacht) Er hat wirklich sehr schnell geantwortet! Genauso hab ich es nun mit Präsident Sarkozy gemacht. Er hat gut reagiert, mich empfangen und mit den zuständigen Ministern in Kontakt gebracht, um weitere Betreuungs-Projekte ins Leben zu rufen. Am 27. November gibt es dazu wieder ein Treffen. Ich glaube, die öffentliche Bekanntheit dient solchen Dingen. Es ist offensichtlich, dass es schlechter laufen würde mit jemandem, der weniger bekannt ist. Auch die Journalisten würden sich weniger interessieren. Der Film ist im französischen Fernsehen ausgestrahlt worden und hat eine breite Solidarisierung der Presse ausgelöst. Die Leute lieben den Film, die Botschaft ist angekommen. Es ist etwas in Bewegung gekommen.

(Interview: APA)

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