Kino: Kevin Costner im Stand der Gnade

3 Days to Kill
3 Days to Kill(c) Universum
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Der Actionfilm „3 Days to Kill“ ist ein weiteres absurdes Luc-Besson-Machwerk: Das muss einem nicht auffallen, weil Kevin Costner inzwischen so mühelos brilliert. Ab Freitag.

Ein schwarzer Tag für CIA-Spezialagent Ethan Renner: Erst geht die tägliche Routine schief, beim Festnehmen eines gefährlichen Waffenhändlers werden die Schurken zwar von Renner weggefegt, als würde er auf Fliegen schießen, aber schreckliche Hustenattacken setzen ihn außer Gefecht, und ausgerechnet der Gesuchte entkommt. Prompt wird bei Renner Gehirnkrebs diagnostiziert – ein paar Monate hat er noch, Weihnachten wird er nicht erleben. Es ist an der Zeit, sich mit der Familie, die Renner über seinem Job vernachlässigt hat, auszusöhnen. Dann färben zum Vorspann Spritzer die Titelzeile blutrot ein: „3 Days to Kill“.

Willkommen im Nonsens-Reich von Luc Besson: Der französische Erfolgsregisseur („Das fünfte Element“) betätigt sich schon länger vorwiegend als Produzent und Autor für Kinder-Fantasyfilme und insbesondere Action-Reißer vom Fließband: Seine Firma heißt Europacorp, im Visier hat man jedoch den Weltmarkt – dem man die ehrlichste Verlängerung des alten Videotheken-Trash bietet, der heute die Kinolandschaft dominiert. Wo Hollywoods Blockbuster meist unnötig aufgeblasene Versionen alter Haudrauf-Heldengeschichten sind, begnügen sich Bessons Produktionen mit deren Ausbau ins Farcenhafte: Nicht nur in (oft schwer erträglichen) Komik-Zwischenspielen und übersteigerter Gewalt, sondern sogar im sentimentalen Teil, der Familienwerte à la Spielberg beschwört. Als Europacorp-Prototyp kann man den Welterfolg „Taken“ mit Liam Neeson werten: alternder Star als Actionheld, der sich souverän durch die Gegend metzelt, um sein Töchterlein zu retten.

Handy-Plaudereien als Foltereinlage

Sechs Jahre später langweilt die Formel offenbar auch Besson & Co. schon ein wenig: Statt einen dramatischen Bogen aus den Einzelteilen zu konstruieren, lassen sie in „3 Days to Kill“ einfach alles absurd miteinander kollidieren. Das Drama des Helden, der sich dem nahenden Tod stellen muss, kippt absichtlich ins Komische, so bei Renners ungelenken Versuchen, seiner entfremdeten Tochter (Hailee Steinfeld) näher zu kommen, etwa indem man gemeinsam radelt.

Als Running Gag unterbricht der vom Töchterlein eingestellte Handy-Klingelton (die aus der Cola-light-Werbung bekannte Elektropop-Nummer „I Love It“) diverse Foltereinsätze Papas, der weiter unbarmherzig den Wolf jagt – und sich immer brav bei den Opfern entschuldigt, bevor er abhebt, um väterlichen Rat zu erteilen. Wie meist bei Besson sind die Schurken ethnische (Ost-)Klischees und Anlass viel politisch unkorrekten Schabernacks. Die bizarrste Nebenhandlung des wirren Films vertreibt Renner aus seinem Heim: Eine afrikanische Familie hat es besetzt und darf laut Gesetz nicht hinausgeworfen werden. Kurzum: Man darf keine Viertelsekunde über Logik nachdenken. Der US-Regisseur namens McG, bekannt für „Charlie's Angels“, hat es sicher nicht getan.

Dass es auch das Publikum nicht tun muss, verdankt sich Hauptdarsteller Kevin Costner. Nach zwei Dekaden voller Flops und anderer Beschäftigungen (eigene Rockband, Kampf gegen die Ölpest) muss er nichts mehr beweisen, sondern macht alles mit einer Mühelosigkeit, die man als Stand der Gnade sehen kann, gerade in Filmen wie diesem. Ob abstruse Kampfhandlungen mit Croissants-Tabletts und Beaujolais-Flaschen oder beim familiären Radeln: Stoppelbärtig – er wirkt französischer als alle anderen hier – und selbstverständlich macht Costner jeden Blödsinn, als wäre es das Natürlichste der Welt. Man sieht ihm mit einer Freude zu wie einst Humphrey Bogart oder James Cagney in schwächeren Filmen: Wo alles rund um ihn suggeriert, dass es mit dem Erzählkino den Bach hinuntergeht, strahlt Costners Stern umso heftiger: Es gibt in der Zeit der Digitalfiguren und austauschbaren Teflon-Jungstars doch noch echtes Star-Charisma.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.05.2014)

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