"The Love Guru": Kampfhuhn, Sexwitz und Bollywood

Mike Myers
Mike Myers(c) AP (George Kraychyk)
  • Drucken

Starkomiker Mike Myers versucht mit „Der Love Guru“ ein Comeback: Aber sein bewährter Comedy-Mix aus Nonsens, Gaststars und tiefem Schmäh wirkt überholt.

Als Der Love Guru berät Starkomiker Mike Myers in diesem Film nicht nur in Liebesdingen. Er spielt die Titelfigur auch so, als müsste man sie unbedingt lieb haben. Ein Comebackversuch um jeden Preis: Schließlich ist es länger her, dass der vormalige TV-Komödiant den letzten großen Filmauftritt hatte.

Myers wurde in den 1990ern zur Schlüsselfigur eines einträglichen Hollywood-Genres: der Pop-Comedy mit Zoten. Deren Wurzeln lagen eben in TV-Shows wie „Saturday Night Live“, wo Myers erst reüssierte. In Wayne's World leistete Myers 1992 Pionierarbeit für dieses Nonsens-Lustspielfach, 1999 gelang ihm mit Austin Powersein Hit: Zu der psychedelischen Parodie auf Sixties-Agentenfilme à la Bond gab es zwei Fortsetzungen, die Myers' Star-Persona zementierten. Seither war er aber nur (im Original) als Stimme von Animations-Oger Shrek präsent, vom Kinderabenteuer Ein Kater macht Theater nach Dr.Seuss abgesehen.

Kein Wunder also, dass Der Love Guru nach dem Prinzip Risikominimierung gestrickt ist: Myers' Sketch-Routinen bilden das Rückgrat des Films, die Schmähs sind auf maximale Tiefschlagwirkung reduziert, Peniswitze und Elefantendung haben Spitzenplätze. Wie früher greift Myers häufig auf Musikeinlagen zurück (neben unseligen Bollywood-Parodien auch Sitar-Versionen von Popsongs wie Dolly Partons „9 to 5“). Bewährte Garnitur: üppige Querverweise auf andere Filme, vor allem das eigene Werk. Selbst die Titelfigur basiert auf einem Konzept für Austin Powers: Myers, der gern mehrere Figuren in einem Film spielt, wollte darin ursprünglich auch noch den Love Guru des Agenten geben.

In den USA war The Love Guru dennoch ein Flop und erntete selten negative Kritiken. Neues Vokabular sei vonnöten, um adäquat zu beschreiben, wie unwitzig der Film sei: „antiwitzig“ träfe es eher, schrieb die „New York Times“. So verbitterte Reaktionen entspringen wohl nicht einfach Langeweile wegen einer schwachbrüstigen Handlung, die aufs Notdürftigste die Nummernrevue verbindet.

Kopulierende Elefanten

Guru Pitka (Myers) leidet, weil er nur Nummer zwei unter den Love Gurus ist. (Auf Platz eins: der Ratgeber-Bestsellerautor Deepak Chopra, einer unter Dutzenden Gaststars von Schauspieler Val Kilmer zu Popstarlet Jessica Simpson). Um an die Spitze zu gelangen, muss Pitka in die Show von Oprah (Winfrey). Seine Chance kommt, als er das Liebesglück eines frustrierten Eishockeystars – und damit die Saison seiner Toronto Maple Leafs – retten soll. Mehr Prominenz: Jessica Alba spielt die Besitzerin des kanadischen Teams, Justin Timberlake einen gegnerischen Goalie aus Quebec mit gewaltigem Gemächt (Spitzname: „Le Coq“).

Aber alle Figuren wirken wie unnützes Beiwerk für Myers' Soli, ob er nun ein Kampfhuhn besiegen oder Elefanten zur Kopulation bringen muss. Daneben bietet der Guru sexuelle Wortspiele en gros: Seine Ratgebervorträge sind mit einschlägigen Akronymen untermauert („BLOWME“) – natürlich Copyright-geschützt.

Myers grimassiert dazu gnadenlos, mit schmeichlerischer Mimik. Aber seine eingespielte Methode zur Erzeugung von Humor aus zusammenhanglosen Schlagwörtern zündet nicht mehr: Wieder und wieder läuft sein erfundener Hindu-Gruß „Mariska Hargitay“ ins Leere, selbst als er die echte Mariska Hargitay (eine Tochter von Jayne Maynsfield) grüßt.

Die Zeiten haben sich eben gewandelt: Das penetrante Wiederholen von Nonsensvokabular, die Celebrity-Parade und die eher uninspirierten tiefen Schmähs lassen den Film wie ein Relikt aus den 90ern wirken. Im heutigen Vergleich scheint er näher an armseligen Parodien für Teenager à la Date Movie als an den erfolgreichen Erben der infantilen Komödie, die Myers zum Erfolg führte: Filme wie Jungfrau (40), männlich, sucht bis Superbad versuchen doch eine gewisse Anbindung der Gags an echte Lebenswelten.

Tödlich obendrein das mangelnde Timing von Regiedebütant Marco Schnabel: Umso hilfloser wirkt die aufdringlich nach Sympathie heischende Art, in der Myers den Love Guru spielt. Das erklärt eventuell, warum dieser belanglose Misserfolg solchen Zorn erregte. Im Übrigen bleibt Peter Sellers als Statist Hrundi V. Bakshi im Slapstick-Meisterwerk The Party natürlich unerreicht, was Komik um indische Figuren angeht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2008)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.