Wenn 007 selbst Hilfe braucht

AUSTRIA CINEMA
AUSTRIA CINEMAAPA/EPA/PHILIPP BRUNNER
  • Drucken

Sollte Daniel Craig bei der Rettung der Welt in Österreich selbst gerettet werden müssen, steht das Team der Privatklinik Medalp bereit. Für Chefarzt Alois Schranz "eine Frage der Ehre".

Langsam wird es ernst in der 700-Einwohner-Gemeinde Obertilliach in Osttirol. Gedreht wird der 24. „James Bond“-Film „Spectre“ zwar erst ab 8. Jänner, die Proben laufen aber schon auf Hochtouren. Ein Flugzeug, das im angrenzenden Gostenwald abstürzen soll, ist bereits vor Ort und wird von Stuntleuten bzw. einem Pyrotechniker präpariert. Zuletzt explodierte auf einer verschneiten Wiese ein Auto, nachdem es von einem Seilzug gegen eine Betonwand geschleudert wurde.

Gefährliche Szenen, die – wie später auch die Dreharbeiten – von einem Team aus Ärzten und Sanitätern begleitet werden. Selbst beim Aufbau des Sets muss medizinisches Personal anwesend sein, um die Crew bei Verletzungen sofort versorgen zu können. Verantwortlich für dieses Personal ist die Privatklinik Medalp von Alois Schranz mit Standorten in Sölden, Mayrhofen und Imst. Der Unfallchirurg wurde direkt von der britischen Produktionsfirma des „Bond“-Films beauftragt, mit seinen rund 150 Mitarbeitern die Versorgung an allen Drehorten in Österreich zu übernehmen – das sind neben Obertilliach auch noch Sölden in Tirol und Altaussee in der Steiermark.

„Mit vergleichbaren Aufgaben kommen Veranstalter regelmäßig auf uns zu“, sagt Schranz im „Presse“-Gespräch. „Beispielsweise betreuen wir seit Jahren den Ötztaler Radmarathon und das Weltcup-Opening in Sölden. Immer dann, wenn es schnell gehen muss und Flexibilität erforderlich ist, kommen wir ins Spiel.“ Unterstützung hat sich Schranz von der Bezirksstelle Imst des Roten Kreuzes geholt, die während der Proben bzw. der Dreharbeiten Rettungswagen und Sanitäter bereitstellt.„Wir arbeiten mit der Medalp seit Langem eng zusammen und haben als Kooperationspartner gute Erfahrungen gemacht. Daher war es naheliegend, dass Herr Schranz uns fragt, ob wir uns an der medizinischen Betreuung am Filmset beteiligen wollen“, sagt Thomas Köll, Geschäftsführer der Bezirksstelle. „Dafür stehen wir de facto rund um die Uhr zur Verfügung und sind mit mindestens einem Rettungswagen mit zwei oder drei Sanitätern vor Ort, wenn am Set gearbeitet wird.“

Zumeist sind es Freiwillige, die die Dienste übernehmen – und das mit großer Begeisterung. „Wenn es darum geht, die ,Bond‘-Dienste zu besetzen, ist der Plan immer innerhalb von 15Minuten gefüllt“, erzählt Köll. „Wir freuen uns alle, ein Teil der Dreharbeiten zu sein. Das hat schon einen gewissen Charme. Denn die Möglichkeit, einen ,James Bond‘-Film zu betreuen, bekommt man vielleicht nur ein Mal im Leben, das will man sich natürlich nicht entgehen lassen.“

Bezahlt wird der Einsatz von der Produktionsfirma. Aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus habe er das Angebot aber nicht angenommen, betont Alois Schranz. „Eigentlich sind wir diesmal nur eine große Geldverteilungsstelle. Viel bleibt nicht übrig, nachdem alle Beteiligten bezahlt wurden. Am Ende steigen wir sogar nur mit einer glatten Null aus“, sagt der Mediziner. „Aber diesen Job zu übernehmen ist eine Frage der Ehre. Um das Geld geht es nicht. Vielmehr wollen wir den Engländern zeigen, dass wir es können.“

Zu den größten Herausforderungen während der Dreharbeiten zähle erfahrungsgemäß das Wetter. „Wir werden jederzeit bereit sein, oft kurzfristig ausrücken zu müssen“, so Schranz. Das erfordere einen enormen logistischen Aufwand. „Bei gefährlichen Stuntszenen etwa – egal, ob gerade geprobt oder gedreht wird – muss immer ein Rettungshubschrauber samt Notarzt anwesend sein, insgesamt sind wir an solchen Tagen mit bis zu 15 Personen im Einsatz.“ Ernsthafte Verletzungen habe es bis jetzt noch keine gegeben. Kleinere Schnittverletzungen, Prellungen und einige grippale Infekten – mehr mussten die Ärzte und Sanitäter bisher nicht versorgen.

„Spectre“ mit Daniel Craig als britischem Geheimagent James Bond wird bereits seit 8. Dezember unter der Regie von Sam Mendes gedreht – beispielsweise in London, Rom und Mexiko-Stadt. Kinostart ist im Herbst 2015. Das Drehbuch, das durch einen Hackerangriff auf die Computer des Filmstudios Sony Pictures im Internet aufgetaucht ist, ist laut dem zweifachen Oscarpreisträger Christoph Waltz, der im Streifen den Bösewicht spielen wird, „eine sehr frühe Version, von der kaum noch etwas im aktuellen Skript übrig ist“. Den Hackerangriff bezeichnet er als „selbstgerecht und wichtigtuerisch. Etwas kaputt zu machen ist sehr leicht, etwas aufzubauen sehr schwer.“

Die Dreharbeiten in Österreich werden insgesamt rund vier Wochen dauern – laut Cine Tirol und Wirtschaftsministerium mit einem etwa 500-köpfigen Filmteam, davon 150 Personen aus Österreich. „Wir bringen ,Bond‘ zurück in die Alpen“, sagte Regisseur Mendes bei der Bekanntgabe der Drehorte. Seither wurden mehr als 30.000 Übernachtungen in Hotels in Tirol, Kärnten und der Steiermark gebucht. Für die Filmteams vor Ort, Transporte, Bauten, Mieten, Gagen sollen zudem mindestens sechs Millionen Euro in Tirol ausgegeben werden.

FAKTEN

Sets in Österreich.„Spectre“, der neue „James Bond“-Film mit Daniel Craig, wird in Obertilliach, in Sölden und in Altaussee gedreht.

Drehbeginn. In Obertilliach sollen die Dreharbeiten am 8.Jänner beginnen. Insgesamt sind in Österreich rund vier Drehwochen angesetzt. Imago

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.01.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Daniel Craig und Lea Seydoux in Sölden
Österreich

James Bond: Österreichische Drehorte ohne Namen

In „Spectre“ werden die Drehorte Sölden und Obertilliach nicht namentlich erwähnt. Garantiert wurde von den Produzenten lediglich die Nennung Österreichs als Schauplatz.
Daniel Craig in ''Spectre''
Film

Daniel Craig: "Eher Handgelenke aufschlitzen" als weiteren Bond drehen

Der James-Bond-Darsteller hat genug von seiner Rolle als Geheimagent. Dennoch schließt Daniel Craig einen weiteren Film mit ihm in der Hauptrolle nicht aus.
spectre bond
Film

"Writing's On The Wall": So klingt der neue Bond-Song

Das offizielle Lied zu "Spectre" ist eine typische, orchestrale Bond-Ballade. Der Interpret Sam Smith hat den Song, eigenen Aussagen zufolge, in nur 20 Minuten geschrieben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.