Kir Royal des deutschen Films: Helmut Dietl ist tot

Helmut Dietl gestorben
Helmut Dietl gestorben(c) APA/dpa/Michael Kappeler (Michael Kappeler)
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„Monaco Franze“ und „Schtonk“ machten ihn berühmt. Am Montag starb Helmut Dietl an Lungenkrebs.

Zeit seines Lebens hat sich Helmut Dietl geweigert, die Dinge allzu ernst zu nehmen. Er hat sein Publikum mit seinen Komödien im Kino und Fernsehen unterhalten und setzte sich selbst über die niederschmetternde Diagnose einer Krebserkrankung im Herbst 2013 noch mit Humor hinweg. Als ihn Giovanni die Lorenzo von der „Zeit“ dazu befragte und dabei feststellte, er sehe im 70.Lebensjahr trotz seines Leidens „gerade aus wie das blühende Leben“, entgegnete er: „Na ja, das ist wahrscheinlich die Angstblüte.“ Das war es wohl, was ihm zu Kultstatus verhalf. Dieser ungerührte, schonungslose Schmäh, mit der er sich selbst und die Gesellschaft betrachtete, machte Dietl für viele zur deutschen Antwort auf Woody Allen. Er selbst mochte den Vergleich nicht: „Das hält niemand aus. Dieser Mann, Woody Allen, das ist ein wirkliches Genie.“

Im deutschsprachigen Unterhaltungsfilm hat Dietl jedenfalls markante Spuren hinterlassen. Er machte Helmut Fischer in der Fernsehserie „Monaco Franze“ berühmt, ein liebenswerter Schürzenjäger und liebender Ehemann, der noch aus einer Zeit stammt, als Dietl „die Menschen lieber mochte“ als in späteren Jahren, nach Enttäuschungen. Die TV-Serie „Kir Royal“ (1985) mit Franz Xaver Kroetz und Senta Berger war eine Persiflage auf die Münchner Abendzeitung, ihren Klatschreporter Michael Graeter und Herausgeberin Anneliese Friedmann, sowie auf die Münchner Schickeria, wo man eben gerne einen Kir Royal als Aperitif schlürfte. Mit der Fortsetzung dazu, seinem letzten Film „Zettl“ (2012), konnte Dietl nicht an den großen Erfolg dieser Gesellschaftssatire anschließen, obwohl er versuchte, aktuelle Entwicklungen einzuarbeiten – „Zettl“ ist eine bitterböse Politik- und Mediensatire mit Michael „Bully“ Herbig, der vom Chauffeur zum Chefredakteur eines Online-Magazins aufsteigt.

Wie nur wenige Regisseure hatte Dietl das Glück, mit vielen deutschen Stars zu drehen – und die Stars hatten ein Glück mit ihm. Allein die Besetzungsliste für seine Glanzkomödie „Schtonk“, in der sich Dietl über die Veröffentlichung der gefälschten Hitler-Tagebücher in der Hamburger Illustrierten „Stern“ 1983 lustig machte, liest sich wie ein Who-is-Who der deutschsprachigen Schauspielerei: Uwe Ochsenknecht und Götz George, Christiane Hörbiger und Harald Juhnke. Und Veronika Ferres, mit der Dietl liiert war. Die Beziehung mit der Schauspielerin verarbeitete er 2005 in seinem vorletzten Film, in dem er über das „Suchen und Finden der Liebe“ sinnierte. Das Drehbuch dazu schrieb Patrick Süskind („Das Parfum“), mit dem Dietl eng befreundet war.

„Münchner Geschichten“ zum Debüt

Der 1944 in Oberbayern geborene Dietl hatte sein Geschäft von der Pike auf gelernt, studierte Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte, war Aufnahmeleiter beim Fernsehen, später Regieassistent bei den Münchner Kammerspielen. 1973 debütierte er mit den „Münchner Geschichten“, sein „Monaco Franze“ machte ihn zu einem der bekanntesten Regisseure im deutschen Sprachraum.

2007 erlitt Dietl einen Schlaganfall, seit 2013 litt er an Lungenkrebs, an dem er am Montag im Alter von 70 Jahren starb. Bis zuletzt arbeitete Dietl an einem autobiografischen Filmprojekt mit Josef Hader. Arbeitstitel: „Ich freu mich, wenn es regnet“... das Karl-Valentin-Zitat geht so weiter: „... weil wenn ich mich nicht freu, regnet's auch“.

ORF 2 ändert sein Programm und zeigt ab 4. April jeden Samstag in Doppelfolgen die Serie „Monaco Franze“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2015)

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