"Kino unter Sternen" zieht auf Karlsplatz

(c) Kino unter Sternen
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Das beliebte Freiluft-Kino übersiedelt vom Augarten auf den Karlsplatz und kündigt einen Österreich-Schwerpunkt sowie freien Eintritt an. Grund für den Ortswechsel sei eine Kooperation mit dem Kunstplatz Karlsplatz.

WIEN. Die Gleichung „Sommer + Kino = Augarten" gilt im heurigen Jahr nicht mehr. Denn das traditionelle Filmfestival „Kino unter Sternen" verlässt den Park in der Leopoldstadt. Von 3. bis 24. Juli findet das Open Air-Event erstmals am Wiener Karlsplatz statt.

Und auch abgesehen vom Veranstaltungsort wird es einige gravierende Änderungen geben. So müssen Besucher diesmal kein Ticket bezahlen - denn der Eintritt zu dem Festival ist künftig frei. Dafür mussten die Veranstalter von den Besucherdimensionen her massive Abstriche machen. Denn während im Augarten rund 900 Plätze für Filmfreunde vorhanden waren, wird es am Karlsplatz nur etwa 200 Sitzplätze geben. „Das ist natürlich eine andere Größenordnung", sagt Organisatorin Judith Wieser-Huber, „aber wenn die Akzeptanz da ist, soll es wieder größer werden".

Dass die Gäste nun keinen Eintritt mehr zahlen müssen, hat indes mehrere Gründe. Zum einen „kann man einen öffentlichen Platz wie den Karlsplatz nicht so absperren", so Wieser-Huber, zum anderen sieht das neue Konzept vor, dass die Lust aufs Kino geweckt werden soll.

Mehr Programm für Touristen

Und das nicht nur bei österreichischen Gästen, auch Touristen sollen vermehrt das Festival besuchen. Speziell für sie soll jeder Film auch mit englischen Untertiteln ausgestattet werden. Eine Idee, die vor allem im heurigen Sommer notwendig sein dürfte, steht doch diesmal der österreichische Film im Mittelpunkt. Der Oscar für Stefan Ruzowitzkys „Die Fälscher" gab den Anstoß, so wie auch die Nominierung von Götz Spielmanns „Revanche". Letzterer wird auch auf dem Programm von „Kino unter Sternen" stehen - inklusive einem Publikumsgespräch mit dem Regisseur, auch das eine Neuerung des Konzepts.

Denn rund um die Filme wird es auch ein Rahmenprogramm geben, in dem Gespräche mit den Filmmachern, Lesungen oder musikalische Inszenierungen vorgesehen sind. So ist etwa rund um „Königswalzer" mit Willi Forst ein Walzerkurs geplant. Dieses Konzept soll auch in Zukunft weitergeführt werden. Welche inhaltlichen Schwerpunkte es geben wird, steht allerdings noch nicht fest. Klar ist allerdings, dass man sich im hohen Qualitätssegment bewegen und nicht ein Mainstream-Publikum bedienen will. Das war allerdings auch im Augarten schon so. Warum also der Wechsel?

„Nach 12 Jahren muss man Dinge erneuern", erzählt Wieser-Huber. Dazu gehöre auch, dass man sich nach neuen Örtlichkeiten und neuen Partnern umsieht. Ein Partner dabei ist die Initiative „Kunstplatz Karlsplatz", ein Wunschkandidat für die Zukunft ist das Filmmuseum Wien, mit dem es eine breite Kooperation geben soll.

Verlegung, Absage

Am Augarten soll die weitere Zusammenarbeit jedenfalls nicht gescheitert sein, beteuert die Organisatorin. Man habe einfach eine Veränderung gebraucht. Einen Relaunch, der anscheinend tatsächlich notwendig ist, waren doch die vergangenen zwei Jahre von großen Schwierigkeiten geprägt. 2006 stand das Festival lange auf der Kippe, weil einer der Flaktürme im Augarten wegen herabfallender Gebäudeteile gesperrt werden musste - und damit das Veranstaltungsgelände nicht mehr zugänglich war. Immerhin, nach der Verlegung des Geländes konnte das Festival doch noch stattfinden.

Weniger gut ging es im Vorjahr aus - wegen der zeitlichen Nähe zur Fußball-EM beschloss man, erst gar nicht aufzusperren. Stattdessen tourte man als „naked cinema" durch die Stadt - mit Filmprojektionen auf Hauswänden und Lesungen von Drehbüchern.

Wirtschaftlich sollte es heuer also etwas besser laufen. Dafür sorgen Förderungen von der Stadt Wien, die das Projekt auch ohne Eintrittsgelder überlebensfähig machen sollen. Letztlich hängt der Erfolg des neuen „Kino unter Sternen" vor allem von zwei Faktoren ab: Erstens, ob das Filmpublikum, das den Augarten in den vergangenen Jahren schätzen gelernt hat, den neuen Standort annimmt. Und zweitens, ob das Wetter mitspielt. Schließlich hilft die beste Location mitten in Wien nichts, wenn es regnet. Dann bleiben die Gäste nämlich ziemlich sicher aus. Aber das war auch schon im Augarten immer so.

(APA/Red.)

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