Locarno: Goldener Leopard ging nach Südkorea

Hong Sangsoo
Hong SangsooAPA/EPA (URS FLUEELER)
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Der von Kritikern favorisierte israelische Beitrag "Tikkun" erhielt "nur" den Spezialpreis der Jury. Die österreichischen Beiträge gingen leer aus.

Der Spielfilm "Right Now, Wrong Then" aus Südkorea hat überraschend den Goldenen Leoparden beim Internationalen Filmfestival in Locarno gewonnen. Regisseur Hong Sangsoo schildert komödiantisch die Begegnung eines Filmregisseurs mit einer Verehrerin. Der von Kritikern favorisierte israelische Beitrag "Tikkun" erhielt "nur" den Spezialpreis der Jury. Die österreichischen Beiträge gingen leer aus.

Hong Sangsoo kann die goldene Trophäe neben den Silbernen Leoparden stellen, den er in Locarno 2013 für die beste Regie in "U ri sunshi" erhalten hat. In "Right Now, Wrong Then" erzählt er eine beginnende Liebesgeschichte in zwei Varianten, einer unehrlichen und einer ehrlichen. Der Film erhielt auch einen Silbernen Leoparden für den besten männlichen Darsteller, Yae-Young Jung.

Der Spezialpreis-Gewinner "Tikkun" von Avishai Sivan ist ein Schwarz-Weiß-Film um einen ultra-orthodoxen Musterschüler, der nach einem Nahtod-Erlebnis Appetit auf Popkultur und käufliche Liebe entwickelt. Der Film erhielt auch eine lobende Erwähnung für die Kamera von Shai Goldman.

Publikumspreis für deutschen Justiz-Thriller 

Der Silberne Leopard für die beste Regie ging an den polnischen Altmeister Andrzej Zulawski für "Cosmos", der von den seltsamen Erlebnissen zweier junger Versager rund um eine verstörende Familien-Pension handelt. Zulawski ist wie Hong Sangsoo ein Locarno-Stammgast: 1981 leitete er die internationale Jury.

Die Silberne Auszeichnung für die beste Darstellerin teilt sich das Frauen-Ensemble des japanischen Films "Happy Hour", Sachie Tanaka, Hazuki Kikuchi, Maiko Mihara und Rira Kawamura. Der fünfstündige Film wurde von einer Kritikerin - nicht ganz unpassend - als "'Sex and the City' auf Japanisch" bezeichnet. Der Film erhielt auch eine lobende Erwähnung für das Drehbuch von Ryusuke Hamaguchi.

Der deutsche Justiz-Thriller "Der Staat gegen Fritz Bauer" gewann den begehrten Publikumspreis. Der Film erzählt die wahre Geschichte des Generalstaatsanwaltes, der 1957 dem israelischen Geheimdienst Mossad zur Ergreifung des Nazi-Schergen Adolf Eichmann verhalf und dabei Hochverrat beging. Im Film von Lars Kraume spielt der herausragende Burghart Klaußner die Rolle des einsamen Fritz Bauer.

Österreich ging leer aus

Die Kritiker der Fachzeitschrift "Variety" vergaben ihren Piazza Grande Award an "La Belle Saison" der Französin Catherine Corsini: Der Film erzählt von einem Mädchen vom Land, das sich in Paris in eine Feministin verliebt.

Den Goldenen Leoparden der Nachwuchssektion "Cineasti del presente" erhielt "Thithi" von Raam Reddy, eine Koproduktion von Indien, den USA und Kanada. Darin reagieren ein Sohn, ein Enkel und ein Urenkel auf ganz unterschiedliche Weise auf den Tod des 101-jährigen Sippenältesten Century Gowda.

Der Spezialpreis der Jury in dieser zweitwichtigsten Wettbewerbssektion ging an die spanisch-französische Koproduktion "Dead Slow Ahead" von Mauro Herce. Der Streifen spielt auf einem Frachtschiff in einer unbestimmten Zeit, vielleicht ein letztes Überbleibsel einer untergegangenen Zivilisation.

Als bester Nachwuchsregisseur wurde der Chinese Gan Bi für "Kaili Blues" ausgezeichnet. In dem Film strandet ein Arzt aus Kaili in einer Kleinstadt, in der die Zeit nicht linear verläuft.

Keine Preise gab es für die österreichischen Filme "Jack" von Elisabeth Scharang und "Lampedusa in Winter" von Jakob Brossmann. Auch die österreichisch-portugiesische Koproduktion "O que resta" von Jola Wieczorek erhielt keine Auszeichnung.

(APA/dpa/sda)

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