Filmmuseum: Ein Avantgardist spielt mit US-Serien

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Kurzfilme des US-Filmemachers Michael Robinson sind in Wien zu sehen: Sein Material sind die TV-Serien, Musikvideos und Spiele einer Generation.

Die Kurzfilme des US-Künstlers Michael Robinson sind das Videoäquivalent der Musikgenres Shoegaze (das so heißt, weil die Musiker vor Schüchternheit und/oder Verinnerlichung beim Konzert auf ihre Schuhspitzen starren) und Dreampop: Während Bands wie My Bloody Valentine und Deerhunter Merseybeat-Melodien in dichte Rückkoppelungen betten und mit sphärischen Effekten verfremden, hantiert der junge Filmemacher mit medialen Kitschobjekten und Nostalgiereliquien seiner Generation.

Eher betörend als verstörend

TV-Serien wie „Full House“ und „Unsere kleine Farm“, Musikvideos, Konsolenspiele verwendet er nicht nur als Ausgangspunkt einer Subversion, Zersplitterung und Neudeutung des Materials, sondern auch als Sprungbrett für psychedelischen Taumel durch Traumtunnel, Sampling-Klangwolken und pulsierende Erinnerungslandschaften, deren Wärme und Weichheit sich an den Zuschauer anschmiegen und eher betören als verstören.

Robinson ist Repräsentant einer digitalen Wende im Avantgardekino. Seine Found-Footage-Manipulationen bedienen sich zeitgenössischer Postproduktionstechnologien und erwecken so den Eindruck fließender Veränderung (anders als die oft harschen Bildrhythmen strukturalistischer Filmklassiker, auf deren Tradition sie dennoch wiederholt verweisen). Das Filmmuseum zeigt am 7. und 8. Oktober eine kleine Werkschau in Anwesenheit des Regisseurs, bei der man auch analoge Facetten seines Schaffens bestaunen kann. (and)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.10.2015)

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