"Nouvelle vague"-Regisseur Jacques Rivette gestorben

Jacques Rivette
Jacques Rivette(c) Imago
  • Drucken

Jacques Rivette gehörte neben Francois Truffaut, Jean-Luc Godard, Eric Rohmer und Claude Chabrol zu den Begründern der "Nouvelle vague". Er wurde 87 Jahre alt.

Der französische Filmregisseur Jacques Rivette ist tot. Er starb am Freitag im Alter von 87 Jahren, wie die französische Zeitung "Le Monde" unter Berufung auf seine Produzentin berichtete. Rivette gehörte neben Francois Truffaut, Jean-Luc Godard, Eric Rohmer und Claude Chabrol zu den Begründern der in den 50er und 60er Jahren entstandenen Filmbewegung "Nouvelle vague".

Sie machte mit subjektivem Blick Front gegen das Kommerzkino. Seine Filme wurden jedoch nur von einem kleinen Kreis gesehen. Mit ausgefallenen Filmprojekten wie dem 13-stündigen Werk "Out 1: Noli me tangere" (1970/91) sorgte Rivette immer wieder für Aufsehen.

Zu Rivettes bekanntesten Filmen gehören "Paris nous appartient", "L'Amour fou", "Die Nonne" und "La Belle Noiseuse" (Die schöne Querulantin). Das vierstündige Epos "La Belle Noiseuse" wurde beim Filmfest in Cannes mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet. In den Kinos lief er in einer um die Hälfte gekürzten Fassung. 

Vom Kritiker zum Regisseur

Geboren wurde Rivette am 1. März 1928 im nordfranzösischen Rouen. Der Apothekersohn begann seine Karriere zunächst als Filmkritiker bei der Zeitschrift "Cahiers du Cinema" und sammelte erste praktische Erfahrungen als Assistent bei Jean Renoir. Von 1956 an drehte er seine ersten eigenen Filme und gehörte neben den populäreren Kollegen wie Francois Truffaut, Jean-Luc Godard, Eric Rohmer und Claude Chabrol zu den Begründern der in den 50er und 60er-Jahren entstandenen Filmbewegung "Nouvelle Vague".

Seine Werke wurden allerdings zunächst eher in den Pariser Filmclubs diskutiert als vom breiten Publikum beachtet und blieben somit einem überschaubaren Kreis von Filmfreunden vorbehalten. Zwar sorgte Rivette mit ausgefallenen Filmprojekten wie dem 13-stündigen Werk "Out 1: Noli me tangere" (1970/91) immer wieder für Aufsehen. Den ersten großen Erfolg landete der Regisseur jedoch erst 1991 mit der Verfilmung von Balzacs Roman "Le chef-d'oeuvre inconnu" (Das unbekannte Meisterwerk). Auch sein vorletztes Werk, "Die Herzogin von Langeais" mit Jeanne Balibar und Guillaume Depardieu, basiert auf einer Balzac-Vorlage.

"Filme sind dazu da, Fragen zu stellen"

Für Rivette war das Kino eine Schule des Improvisierens, das ständig die Grenzen zur Realität verwischt. "Viele Leute glauben, dass Filme Antworten liefern müssten. Im Gegenteil: Filme sind dazu da, Fragen zu stellen, weil es keine Antworten gibt", erklärte der Regisseur einmal.

Seine Werke schwankten meist zwischen Realität und Fiktion und waren doch stets voller ausgewiesener cinematografischer Individualität. Dies gilt auch für seine letzte Arbeit, den 2009 veröffentlichen kleinen Spielfilm "36 Ansichten des Pic Saint-Loup", einem Biopic über das Leben des Autors Raymond Roussel, mit dem Rivette zu den Filmfestspielen von Venedig geladen wurde.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.