Filmförderung: Neues Anreizsystem für mehr Frauen im Film

(c) Petro Domenigg
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Mit einer neuen Förderstruktur soll ab 1. Jänner der Frauenanteil im österreichischen Film gestärkt werden. Eine "Quote" soll das Modell aber nicht sein.

Mit einem Maßnahmenpaket will Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) den Anteil von Frauen im heimischen Filmgeschäft erhöhen. Konkret geht es um eine neue Förderstruktur durch das Österreichische Filminstitut (ÖFI). Bis dato liegt der Frauenanteil bei ÖFI-Förderungen zwischen 20 und 25 Prozent, heißt es aus dem Kulturministerium gegenüber der APA. Diese Zahl soll steigen.

Regisseurinnen gibt es genug

Heuer hatten unter anderem Initiativen wie "FC Gloria Frauen Vernetzung Film" eine Diskussion über die geringe Quote von Frauen in der Filmbranche entfacht. „Was wir fordern, ist ein Anreizmodell für Produktionsfirmen, damit sie mehr Projekte mit Frauen einreichen“, erklärte Katharina Mückstein („Talea“) im Juni der „Presse“. Förderstellen sollten Produzenten anstupsen, mehr Filme mit Regisseurinnen, Kamerafrauen, Drehbuchautorinnen zu verwirklichen, so Mückstein. Das Problem liegt nämlich nicht bei den Förderentscheidungen, sondern daran, dass kaum Projekte von Frauen eingereicht werden. Regisseurinnen gebe es zwar genug (an der Filmakademie sind rund 40 Prozent der Absolventen weiblich), doch die großen Filme mit entsprechendem Budget – die seien noch immer vorwiegend Männersache.

Extra-Geld für Frauen in Leadingteams

Dem könnte das Maßnahmenpaket nun entgegenwirken, das im Wesentlichen aus drei Elementen besteht:

  • Unter dem Titel "Gender Incentive" gibt es für ein Projekt bis zu 30.000 Euro zusätzlich an Fördermitteln, wenn nach einem ausgeklügelten Punktesystem nachgewiesen wird, dass Frauen in den Leadingteams wie Produktion, Regie, Buch, Kamera, Schnitt, Ausstattung oder Kostüm vertreten sind. Sollte in den einzelnen Sparten zumindest eine Frau vertreten sein, gibt es Punkte - und bei Erreichung des Maximalwerts von elf Punkten für Spiel- respektive neun für Dokumentarfilme das zusätzliche Geld, das für neue Projekte zu verwenden ist, die eine weibliche Beteiligung in zumindest einer der drei Hauptkategorien Produktion, Regie oder Drehbuch vorweisen können.
  • Als zweiter Punkt werden die sogenannten Referenzmittel um bis zu zehn Prozent aufgestockt, wenn ein geplantes Werk den Höchstwert an Punkten erreicht - wobei auch diese Mittel für ein künftiges Projekt mit Frauenbeteiligung in zumindest einer Hauptkategorie verwendet werden müssen. Referenzmittel sind vom Besucher- und Festivalerfolg abhängige Fördergelder.
  • Allgemein will das ÖFI dafür sorgen, dass man bei der Entwicklungsförderung von Projekten zumindest einen Zielwert von 40 Prozent für Regisseurinnen erreicht. Bei Anträgen muss in der Budgetaufstellung der Frauenanteil künftig verpflichtend ausgewiesen werden.

Formell in Kraft treten diese neuen Richtlinien mit 1. Jänner, profitierten von den Neuregelungen können demnach Werke für den ersten Fördereinreichtermin 7. März. Und die Maßnahmen werden laufend evaluiert, kündigte Drozda an, sei doch der heimische Film eines der wichtigsten Assets der Kulturnation: "Um bei der Vergabe der Fördermittel mehr Diversität zu erreichen, setzen wir deshalb mit dem ÖFI das Gender-Maßnahmenpaket um. Diese reichen von Workshops für Produzentinnen, mehr Transparenz bei der Mittelvergabe bis hin zu den finanziellen Anreizsystemen."

"Keine Frauenquote"

Das Modell sei ausdrücklich keine Frauenquote, sagte Katharina Mückstein vom Frauennetzwerk FC Gloria im Oktober, als das Modell noch geprüft wurde, zur "Presse". Vielmehr würden die Firmen hinter Projekten, die ohnehin gefördert würden, für eine ausgewogene Geschlechterbeteiligung belohnt. So sollen langfristig mehr weibliche Filmschaffende in größeren Produktionen unterkommen.

Beim Österreichischen Filminstitut anzusetzen, könnte womöglich auch ein größeres Umdenken anstoßen: Immerhin sei das ÖFI "Dreh- und Angelpunkt" der österreichischen Filmförderlandschaft. Hat das Institut erst eine Förderung für einen Film zugesagt, so Mückstein, würden kleinere Förderstellen oft mitgehen.

(APA/Red.)

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