Dokumentarfilm: Zurück in die Türkei - als Bürgermeisterin

Bürgermeisterin Leyla Imret bei den Newroz-Feierlichkeiten in Cirze, im Südosten der Türkei.
Bürgermeisterin Leyla Imret bei den Newroz-Feierlichkeiten in Cirze, im Südosten der Türkei.(c) Filmdelights
  • Drucken


Die Berliner Regisseurin Aslı Özarslan portraitiert in "Dil Leyla" eine junge Kurdin, die Deutschland verlässt, um in ihrer türkischen Geburtsstadt Lokalpolitikerin zu werden. Der wiederaufgeflammte Konflikt hat Özarslans Film entzweit.

Der Friseur ist auch gegangen. In die Berge, kämpfen. Die Haare lasse er sich jetzt wachsen, sagt einer. Er reicht den anderen beiden Männern sein Smartphone, vermutlich zeigt es ein Bild des nunmehr Langhaarigen. Er erzählt: Die Mutter des Friseurs habe Cizre ebenfalls verlassen. „Sie ist vor Sorge verrückt geworden.“ Niedrige Hocker, ein kleiner Tisch, Zigaretten, im Hintergrund ruhige Straßenszenen. Es ist ein flüchtiger Moment in Aslı Özarslans Dokumentarfilm „Dil Leyla“, und er kommt auf den ersten Blick etwas zusammenhanglos daher. Wer sind diese Männer, die da vom Kampf reden, als ginge es um das Wetter?

Dabei erzählt diese fast schon beiläufige Sequenz sehr viel über Cizre, diese vielgeplagte Stadt im Süden der Türkei, kurdisch bewohnt, am Tigris gelegen und einen Spaziergang von Syrien entfernt. In Cizre geht es seit Jahrzehnten um die PKK, um türkische Panzer, um Gefallene, um Beschüsse, um die kurdische Fahne, und in jüngerer Zeit auch um den Syrienkrieg und nach einer kurzen Phase des Friedens wieder um den bewaffneten kurdischen Aufstand. In Cizre wurde Leyla Imret geboren. Sie hat lange, hellbraune Haare, einen festen Schritt, ein sicheres Auftreten. Die Berliner Regisseurin Özarslan portraitiert in „Dil Leyla“ diese junge Frau aus Cizre, die in Deutschland aufwächst und zurückkehrt, um in die Politik zu gehen. Sie erzielt ein Rekordergebnis, wird 2014 mit 26 Jahren die jüngste Bürgermeisterin des Landes. Warum wieder zurück in dieses ewig belastete Gebiet? „Leyla will die Narben ihrer Kindheit verdecken“, erzählt Regisseurin Özarslan, „weil sie selber keine Kindheit in dieser Stadt haben konnte.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.