"Tote Mädchen lügen nicht": Verbot der Serie gefordert

Eine Serie, die spaltet: "Tote Mädchen lügen nicht"
Eine Serie, die spaltet: "Tote Mädchen lügen nicht"(c) Netflix
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In der Netflix-Serie geht es um den Suizid eines jungen Mädchens. Deutsche Ärzte sehen "große Gefahr", das heimische Bildungsministerium gibt eine Art Leitfaden aus.

Recht detailliert wird der Selbstmord der 17-jährigen Schülerin Hannah Baker in der Serie "Tote Mädchen lügen nicht" gezeigt, ihre Geschichte dann in Rückblenden erzählt. Suizid, zumal bei Jugendlichen, ist natürlich ein diffiziles Thema, in den USA wurde auch schnell Kritik an der Netflix-Serie laut. Pychologen meinten, dass sie psychische Probleme hervorrufen oder verstärken könne. In Europa dauerte es einige Zeit, nun gibt es Reaktionen - und heftige Kritik.

Ein deutlicheres "Nein" gibt es wohl nicht: Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Deutschland fordert gleich ein Verbot der Serie. Man sehe in ihr eine "große Gefahr insbesondere für psychisch kranke und labile junge Menschen".

Lehrer sollen die Serie keinesfalls bewerben

Das Österreichische Bildungsministerium nähert sich dem Thema mit Samthandschuhen und hat eine Art Leitfaden zum Umgang erstellt. Lehrer sollen demnach die Serie dann thematisieren, wenn sie bemerken, dass Jugendliche sie sehen. "Keinesfalls sollte jedoch auf die Serie ohne begründete Vermutung aufmerksam gemacht und sie somit womöglich erst beworben werden." Dementsprechend soll die Serie auch nicht als Aufklärungsmaterial verwendet werden.

Als problematisch wird in der Empfehlung angesehen, dass in der Serie "keine adäquaten Hilfsmöglichkeiten dargestellt werden, sodass leicht der falsche Eindruck entstehen kann, dass es keine Hilfe gibt oder dass Hilfesuchen keinen Sinn macht".

"Es ist gefährlich, nicht darüber zu reden"

Netflix verwies bereits darauf, dass es bei der Serie eine Kindersicherung gebe und auch bei Zuschauern über 16 Jahren mit Warnhinweisen gearbeitet werde. Jugendbuch-Autor Asher - die Serie wurde nach seiner Romanvorlage gedreht - selbst sagte übrigens zu der Diskussion: „Selbstmord ist ein unangenehmes Gesprächsthema. Aber es passiert, also muss man darüber reden. Es ist gefährlich, nicht darüber zu reden, weil es immer Raum für Hoffnung gibt."

Für Medien gibt es übrigens einen Leitfaden für Suizidberichterstattung: Sensationsträchtige mediale Berichterstattung über Suizide könne weitere Suizide auslösen, heißt es darin. Das wird als "Werther-Effekts" (wegen der gehäuften Fälle nach dem Erscheinen von J. W. Goethes „Die Leiden des jungen Werther“) bezeichnet.

Hilfe bei Suizidgefahr

Wer Selbstmordgedanken hat, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Oft hilft bereits das Sprechen über die Gedanken dabei, sie zumindest vorübergehend auszuräumen. Wer für weitere Hilfsangebote offen ist, kann sich an die Telefonseelsorge wenden: Sie bietet schnelle erste Hilfe an und vermittelt Ärzte, Beratungsstellen oder Kliniken.

Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Depressionen betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge unter der Nummer: 142.

www.suizid-praevention.gv.at

(rovi)

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