Wenn der Vater beseitigt wird

In Douglas Wolfspergers Film »Der entsorgte Vater« kommen fünf Männer zu Wort, die ihre Kinder nicht sehen dürfen.

Sie hatte doch alles“, wundert sich ein Exmann. Trotzdem ging seine Beziehung in die Brüche. Und nicht nur die, denn der zweifache Vater hat seine Kinder schon seit Monaten nicht mehr gesehen – gegen seinen Willen.

Im Film „Der entsorgte Vater“ von Douglas Wolfsperger kommen fünf Männer (darunter auch der Regisseur selbst) zu Wort, die von ihren Expartnerinnen als Väter gerichtlich „entsorgt“ wurden. Zunächst ist dieser Film ein ganz persönliches Porträt des Regisseurs selbst. Nachdem die Beziehung zu seiner Exfreundin gescheitert ist, verwehrt sie ihm den Umgang mit der gemeinsamen Tochter. Jahrelang tragen die Expartner ihre Fehden vor Gericht aus. Wolfsperger fühlt sich von Jugendämtern und Gerichten im Stich gelassen. Als Antwort dreht er 2008 den Film, in dem er Männer zu Wort kommen lässt, denen ein ähnliches Schicksal widerfahren ist.

Die Väter sind verzweifelt. Ein Betroffener erhält ein Paket mit ungeöffneten Weihnachtsgeschenken zurück, das er und die Großeltern den Kindern geschickt haben. Ein anderer schildert, dass seine Tochter ein Praktikum bei seiner Arbeitsstelle gemacht habe, ohne dass er sie erkannt habe. Zu lange hätte er sie schon nicht mehr gesehen und später nur durch Zufall erfahren, wer sie ist. Auch eine Mutter kommt im Film zu Wort. Sie ist eine Frau, die ihre Tochter dem Vater vorenthält. Denn der habe stets versucht, die Mutter-Tochter-Beziehung zu zerstören – und bei einem Streit habe sie der Mann im Beisein der Tochter sogar geschlagen.

Der Film hat in Deutschland hohe Wellen geschlagen. Die Mutter seiner mittlerweile elfjährigen Tochter verklagte Wolfsperger, weil er ein Foto der damals dreijährigen Tochter Hannah im Film zeigt. Seit Juli gibt es eine einstweilige Verfügung. Daraufhin nahmen die deutschen Kinos den Film aus dem Programm.


Einseitige Darstellung. Er habe sicher viel Verantwortung dafür zu tragen, dass die Beziehung zur Mutter seiner Tochter in die Brüche gegangen sei, sagt Wolfsperger in einer stillen Szene in einem Hotelzimmer. Dieses Bekenntnis ist der einzige Hinweis auf die gescheiterten Beziehungen der Väter. Sehr emotional erzählen die Betroffenen, was für ein lähmendes Gefühl es sei, die eigenen Kinder nicht sehen zu dürfen. Sie reflektieren aber kaum. Der Zuschauer erfährt bis auf die Szene im Hotel nicht, warum die Beziehung zerbrach. Wie das Verhältnis zu den Kindern vor der Trennung war. Die Rolle als „Ehemann“ wird kaum erwähnt. Das macht den Film zu einer einseitigen Darstellung von fünf Männern, die akribisch erzählen, wie die Exfrau mit ihnen umgegangen ist. Den Vorwurf der Einseitigkeit lässt Wolfsperger allerdings nicht gelten. Es sei ein subjektiver Film, wie er nach der Premiere vergangenen Donnerstag im Tuchlauben-Kino sagte. „Ich bin Filmemacher, kein Journalist.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2009)

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