Noch eine Folge? Studie zeigt Schlafprobleme durch Serienkonsum

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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"Binge Viewer" sehen gern mehrere Folgen am Stück. Eine aktuelle Studie zeigt, dass sie eine 98 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit für schlechten Schlaf haben.

Soll ich noch eine Folge schauen? Eine einzige noch? Diese Gewissensfrage stellen sich jene Menschen, die gerne Serien sehen, am Abend regelmäßig. Die Möglichkeit, viele Folgen auf einmal zu streamen, hat das Sehen von Serien auf eine neue Ebene gehoben. Nicht nur bei Produktionen wie Game of Thrones oder Walking Dead gilt für viele, dass eine Folge nie genug sein kann. Das so genannte „Binge Watching“ ist für viele die einzig wahre Art, Serien zu konsumieren.

Dass das nicht gut für den Schlaf sein kann, liegt auf der Hand. Doch eine aktuelle Studie im "Journal of Clinical Sleep Medicine" erschreckt doch: Demnach schlafen "Binge Viewer" deutlich schlechter als Menschen, die keine Serien schauen. Schuld daran ist den Forschern zufolge nicht nur ein späteres Zubettgehen, sondern vor allem die Aufregung, die viele Serien verursachen.

Unter den Jungen 80 Prozent "Binge Viewer"

Von 400 jungen Befragten (zwischen 18 und 25 Jahren) beschrieben sich rund 80 Prozent als "Binge Viewer" - sie hatten im Monat vor der Befragung mindestens einmal mehrere Folgen einer Serien am Stück geschaut. Im Schnitt kamen die Teilnehmer auf etwa drei bis vier Episoden pro Abend. Etwa jeder Fünfte gab an, mehrmals pro Woche solche Serienmarathons einzulegen.

Als die Forscher die Sehgewohnheiten mit Angaben zur Schlafqualität verglichen, zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang: Die Serienschauern hatten eine 98 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit für schlechten Schlaf. Die Probleme beim Einschlafen und Durchschlafen wuchsen wenig verwunderlich mit der Anzahl der Serienabende. Insgesamt schlief unter den Teilnehmern etwa jeder Dritte schlecht.

Keine Auswirkung bei „normalem“ Fernsehen

Das hängt auch mit dem Nachdenken und Grübeln über den Fortgang der Handlung zusammen: Dies würde das Einschlafen hinauszögern, schreiben die Forscher. Natürlich ist es aber auch eine Henne-Ei-Frage: Schaut man sich vielleicht auch deshalb am Abend mehrere Folgen einer Serie an, weil man nicht besonders gut schläft? Allerdings zeigte die Untersuchung auch, dass Serienkonsumenten vor dem Einschlafen angespannter sind. Dafür machen die Forscher das Sehen der Serien direkt verantwortlich.

Dafür spricht auch ein weiteres Ergebnis der Befragung: Während das "Binge Watching" offenbar den Schlaf stört, hatte „normales“ Fernsehen - das durchaus auch in Diskussion ist - auf die jungen Befragten keine Auswirkungen. Zu einem solchen Fazit waren zuvor aber auch schon andere Untersuchungen gekommen. Hier geht es auch um die Frage des Geräts: Forscher hatten gezeigt, dass blaues Licht, wie es von Handy, Tablet oder Laptops ausgestrahlt wird, den Schlaf stören könnte.

Die Studie

Um den Zusammenhang zwischen Serienjunkies und Schlafproblemen zu untersuchen, starteten britische und amerikanische Wissenschaftler einen Facebook-Aufruf. Dabei richteten sie sich an 18- bis 25-Jährige, da diese Gruppe Studien zufolge besonders große Serienliebhaber sind. Mehr als 400 Teilnehmer füllten den Online-Fragebogen aus (die Umfrage ist nicht repräsentativ), die meisten davon waren Studenten. Die Ergebnisse sind im "Journal of Clinical Sleep Medicine" nachzulesen.

(Red.)

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